Alles Leben muss sterben! Die Menschen und Tiere und Pflanzen! Nicht der gütigste Gott könnte das ändern für Euch!
Keiner von Euch störe den Himmel durch elendes Klagen! Denn auf der Stelle noch, barsch, rief Gott: "Lasst ab von dem Wunsch!" Kein Geld gebt dem Bettler, der stolz die Brote zurückweist, Dass auch der dummdreiste Kerl endlich der Hoffart abschwört! Nicht bestärket den ehrlosen Menschen zu nutzlosem Klagen, Wenn er in hochmüt 'gem Trotz stöhnend, sein Leben aushaucht!
Aber da bricht aus den Mündern aller Mütter der Weltschmerz, Der wie 's Echo hallt wider bis zum Ende des Tags... Hört nur, es leben die Menschen, sie leuchten im Leben wie Funken, Die im Dunklen erglühn, doch dann erlöschen sie gleich! Wie ein Dreiklang zu sein im Geist der Geliebten bringt Rettung, Wenn der Sterbende taucht klaglos ins Dunkel hinab!
Lieber Karlheinz, zunächst dachte ich an Hexameter, erst nach näherem Hinschauen erkannte ich die Distichen. Hut ab! Thema und Form passen perfekt zueinander. Wunderbar kommt der wiegende Schritt beim Trauergesang herüber. Sehr, sehr schön und beeindruckend! Herzliche Grüße, Heliane.
Hier ist ein Apostroph zu viel: Wenn er in hochmüt 'gem Trotz stöhnend, .
ich bewundere Deine Fähigkeit, in dieser Gedichtform zu schreiben. Für mich scheint dies völlig unmöglich zu sein und ich habe es auch als aussichtslos aufgegeben. Sicher geht es dabei mehr um die Kunst dieser Gedichtart, wobei Du jedoch eine gute und sinnvolle Aussage gefunden hast. Verschiedene Aspekte des Lebens sind gut dargestellt, die auch zu einem Lebenssinn hinführen. Eine gut Aufgabenlösung.
lieber Karlheinz wundervoll und mystisch kommt Dein Gedicht daher. Erzählt mir eine alte Geschichte neu. Wenn der gute alte Schiller sagt: Auch ein Klagelied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich; Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab. So sagst Du: kein Mensch soll es den Göttern gleich tun und klagen und wir sollen demütig unser Schicksal hinnehmen. Da könnten wir nun lange diskutieren warum wir so einen "Kult" ums Sterben machen. Mir gefällt Deine Auslegung von Schillers Nänie sehr.
was für ein starkes Gedicht lese ich hier und das grad nach dem Mittagessen !
Es hört sich so an, als ob Homer Deine Gedanken beeinflusst hätte, was ja auch kein Wunder wäre, denn sein Geist weilt wohl immer noch in griechischen Gefilden. Du hast hier gleich mehrere Urfragen der Menschheit aufgeworfen die man in dieser Konzentration kaum verdauen kann. Besonders berührt hat mich aber der Schmerz der Mütter, deren nicht endender Schrei tatsächlich um die Welt geht. Das Gedicht ist wirklich großartig und überfordert mich gleichzeitig.
Durch Dein LEBEN & STERBEN bin ich jetzt auf Schillers Nänie aufmerksam geworden,
Über dieses Thema lässt sich lange diskutieren, jeden wird es irgenwann treffen und, wäre es dann nicht ein Trost, wenn dieses dann zur Tatsache würde?
"Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten (Menschen) , ist herrlich,"
wenn auch nicht von uns wahrnehmbar, doch wer weiß das ?
im antiken Denken spielte die Unterscheidung von unsterblichen Göttern und sterblichen Menschen und der Neid der Sterblichen auf die Unsterblichen und umgekehrt eine sehr große Rolle. Auch wir sind noch davon unterschwellig beeinflusst, indem wir versuchen, tendenziell unsterblich zu werden oder unsere Endlichkeit verdrängen. Dieses ewige Klagen um die eigene Sterblichkeit, die m.E. zum menschlichen Leben gehört wie auch das aus einer Mutter geboren zu werden, empfinde ich als "Wehleidigkeit". Im Geist der Nachkommen als positiver Mensch weiterzuleben erscheint mir würdevoller und erstrebenswerter als meine Vergänglichkeit zu beklagen oder von den Hinterbliebenen beklagen zu lassen. Der Schmerz bleibt natürlich trotzdem, gehört aber ebenso zum Leben!
Liebe Grüße aus einem Land, in dem die Toten nach wenigen Jahren wieder ausgegraben werden, um als Knochen im Beinhaus auf die Wiederauferstehung zu warten
Lieber Karlheinz, ich habe auch erst schnell noch Schillers Nänie gelesen und bin beeindruckt wie du das Thema Leben und Sterben in deinem Gedicht ausgedrückt hast. Die meisten Menschen beklagen ja nicht einmal ihre Vergänglichkeit sondern ihr Leben und das was sie angeblich versäumt haben. LG Heike
natürlich hört man häufig, wenn ich noch mal jung wäre und noch mal anfangen könnte, würde ich dies und jenes ganz anders angehen, aber jede Menge Menschen meinen, sie müssten, koste es was es wolle, ihr Leben verlängern und sie meinen, sie hätten quasi ein Anrecht auf ein ewiges Weiterleben. Wenn es eine Versicherung dafür gäbe und die benötigten Ersatzteile versichert werden könnten, gäbe es das wahrscheinlich schon. Schon jetzt gibt es Leute, die das nötige Geld haben, sich einfrieren zu lassen, in der Hoffnung, dass es in der Zukunft den Schlüssel zum ewigen Leben geben wird. In meinen Augen nehmen sich diese Menschen zu wichtig und ich halte es für besser, wenn genau diese Leute nie wiederbelebt würden bzw. wenn die Kühlaggregate einfach ausfielen! Leben und Sterben bilden für mich eine untrennbare Einheit.
Vielen Dank fürs Lesen und Deinen Kommentar und herzlich Grüße aus Zi(c)kadistan Karlheinz
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