Abends, bevor er heimgeht, betrachtet er freudig die Arbeit, Glänzend liegt alles parat, was er heute gedreht. Alle Teile im Maße geschruppt, geschlichtet, gestochen, Jedes ist ganz akkurat nach der Zeichnung geformt. Schön sind die Teile aus silbernem Stahl und goldenem Messing, Kunstvoll und klar ist die Form, wie sie der Drehmeißel stach. Einmal noch wischt er vergnügt beim weggehen über die Drehbank; Schon seit der Jugendzeit liebte er dieses Gerät, Folgte bewundernd des alten Meisters emsigen Händen, Übte und lernte mit Fleiß, kunstvolle Formen zu dreh’n.
Dreht in der Welt sich, und dreht sich im Leben doch alles um alles, Sonne und Sterne und Mond, kreisen am Firmament. Immer entsprießt Verjüngtes aus abgestorbenen Zweigen, Stets rollt das Rad der Zeit kreisend von Tod zu Geburt. Aber die kreisende Drehung erzeugt nicht und schafft keine Wirkung. Nur der Vorschub allein, bildet die neue Gestalt, Denn nur der Gang des Meisels schneidet die Späne vom Werkstück, Nur der Fortschritt bewirkt, dass die Produkte entsteh’n.
Sind wir nicht alle vom Schicksal gespannt zwischen Futter und Reitstock? Ist es nicht herber Verlust, was es uns manchmal entreißt? Weine den Spänen nicht nach, denn nur so kann das Werkstück entstehen! Bleibst du im Wesen dir treu, gibt dir dein Schicksal Gestalt. Groß ist der Plan des erhabenen Wesens, welches uns bildet. Froh ist der Meister und stolz, wenn er die Werkbank verlässt.
vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Das Wort "allein" habe ich absichtlich gewählt. Natürlich funktioniert eine Drehbank ohne Rotation nicht, weil die Bewegungen ineinandergreifen müssen.
Mein Gedanke ist der folgende. Wenn es tatsächlich nur eine Rotation im allgemeinsten Sinne gäbe, d.h. wenn alles nach einer gewissen Periode genau den gleichen Zustand wieder erreichen würde, dann würde im Grunde nichts Neues erschaffen. Schöpfen hat also immer eine Gerichtetheit (welche zur Rotation hinzukommen muss) und "allein" deswegen ist wirklich Neues möglich. Beim Denken erfährt man das ja auch ganz subjektiv, wenn man nicht gerade "spinnt". Hoffentlich habe ich mich einigermaßen verständlich machen können.
Die Drehbank ist in der Tat ein sehr einfaches Gerät, da hast du Recht. Ich denke, gerade deshalb taugt sie als Metapher für die etwas seltsame Denke, die ich gerade versucht habe auszudrücken.
Ich frage mich auch oft, warum es überhaupt funktionieren kann. Und dann soll das ja alles noch durch Zufall so geworden sein.
lieber Thomas es ist schön dieses Gedicht jetzt zu lesen. Einen Moment habe ich mich gefragt, ist das eine Elegie? Aber auch in anderen Elegien habe ich nicht nur von Trauer gelesen. Von Goethe über Rilke schreiben über die verschiedensten Themen. Eins haben sie alle gemeinsam, sie zweifeln. Auch in Deiner Elegie kommt der Zweifel gut zum Tragen. Und es gibt selten eine befriedigende entgültige Anwort.
Ich bin begeistert und habe große Zweifel ob ich so etwas schaffe.
das Gedicht hat einen persönlichen Hintergrund, nämlich die Verabschiedung eines Meisters, der 50 Jahre in der gleichen Firma war und das Drehen nicht als Job im heutigen Sinne, sondern als Arbeit, als passioniertes Tun, verstand. Er hat mir die Schönheit dieser Arbeit, wie er sie in seiner Jugend von seine Meister gelernt hat erklärt. Da dichten etwas sehr persönliches ist, weiß ich, auch nicht, ob ich ähnliches hinbekomme.
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