die Schuhe sind verwaist und dass jemand ohne sie dasteht ist ein naheliegender Gedanke, der es sicher wert wäre in weiter auszuführen. Das neben den Schuhen stehen nach dem endgültigen Verlassen der Wohnung sehe ich symbolisch für das hinter sich lassen einer Beziehung und eventuell auch einer Lebensart. Die Aussage ist eine gute Idee, die auf sehr viel hinweist, was sich auch lohnen würde weiter auszuführen. Die knappe Aussage hat mich überrascht aber auch dazu angeregt darüber nachzudenken und für gut zu befinden.
Lieber Thomas, ich finde Deine zweite Version sehr bildhaft, sie setzt eigene Gedanken in Bewegung. Neben den Schuhen stehen… da drängen sich Wörter/ Sätze auf wie: Verlorenheit, neben sich stehen, Fassungslosigkeit, wie angewurzelt sein, Bewegungsunfähigkeit, vom Donner gerührt! Erstaunlich, freie Lyrik hat doch was, da wird vielleicht die eigene Fantasie stärker angerührt als bei Reimen. Sehr stark! Liebe Grüße, Heidi
vielen Dank für die gnädige Beurteilung. Ich bin mir sehr unsicher über die Qualität beider Versionen.
Die erste Version würde ich als lyrisch bezeichnen, ob sie deswegen kein freier Vers sein kann, weiß ich nicht, deswegen habe ich sie hingeschrieben. Die zweite Version habe ich später daraus reduziert, genau um den Leser vor die Fragen zu stellen, wie sie Ostseemöwe so schön gestellt hat. Das erfordert viel Eigenleistung des Lesers, was mir persönlich kein Problem macht. Aber ich lese ja auch lieber Dramen (wo ich mir die ganze Szenerie selbst im Kopf erzeugen kann) als Romane (die mir alles ausmalen).
Lieber Thomas, sicher aufgrund meiner Ahnungslosigkeit gefällt mir Version 1 besser, weil es für mich schöner und runder klingt. Version 2 ist mir etwas zu knapp geraten; sie klingt zudem etwas hölzern. Beide Gedichte lassen viel Raum für eigene Gedanken, das gefällt mir. Was auf dem Zettel steht, kann sich wegen der folgenden Zeile/n jeder Leser denken. Ich mag die Werke recht gern, überzeugt haben sie mich nicht. Herzliche Grüße, Heliane.
also ich habe zuerst Version eins gelesen und war natürlich schon guter Dinge danach eine noch bessere Version vorzufinden und das habe ich auch, allerdings hat die Sache einen Harken: Ich glaube Version 1 ist zum vollen Verständnis der 2ten nötig. Ich finde das ja nicht schlecht ein ohne hin knapper aussagestarker Text mird nochmals verjüngt und so erhält man die Essenz - das istr ein Stilmittel, welches mir häufiger mal in der Sparte freie Lyrik begegnet und eines der prägenden. Also ich mag deine 2. Version, aber ich bin durch die erste voreingenommen und über den Gehalt informiert - wie wäre es wohl ausgegangen, wenn nur die zweite da gestanden wäre - hätte ich dann sofort, an das Verlassenwerden gedacht oder an einen Überfall (siehe Möves Beitrag) ich kann es nicht sagen und wir werden das jetzt nie rausfinden. Wie tragisch!!!
da legst du dem Finger genau in die Wunde. Die Sache mit der "Aktivierung des Lesers", dem man möglichst viele Freiräume lassen sollte, ist eine zweischneidige Sache. Rilke hat mal etwas in der Richtung gesagt, dass der Lese nicht zum dichter gemacht werden darf (leide ist mir das genaue Zitat abhandengekommen). Da ist etwas dran. Wenn die Ambivalenz des Kunstwerks in Beliebigkeit umschlägt, dann ist es falsch. Ich denke auch, das die Version 2 alleine stehend zu abstrakt ist, obwohl man irgendwie dazu verleidet wird.
im prinzip hast du rcht und Derolli auch,es muss noch etwas stehen, was das "ich komme nicht mehr" der ersten Version nachelegt, bzw. denkbar macht. Aber das mit dem Deo geht meiner Meinung gar nicht. Die Überschrift ist auch etwas abstrakt, wie Ostseemöwer schon sagte. Mein Vorschlag:
Nach allem...
Die Wohnung ist leer. Auf dem Tisch der Zettel von dir.
Thomas, ich fürchte Eremit hat einen Clown gegessen - ein Hauch von Deo, ich stehe neben den Schuhen - alter Spaßvogel. Ich brauche auch Deo wenn ich die Schuhe ausziehe!
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