Nach dem Infarkt

Lieber Thomas
Danke für deine Fragen und Anmerkungen.
Ich glaube schon, man kann etwas ausschlagen. So zum Beispiel ein Geschenk. Wenn ein Festmahl angerichtet ist und du lehnst es ab dann hast du ein Festmahl ausgeschlagen.
Über alles andere lass mich noch mal nachdenken.
Ich habe vor einigen Tagen in einer Frauenrunde erfahren über 90% aller Herzinfarktpatienten haben nie wieder Sex. Das hat mich schon überrascht und erschreckt. Ich wollte diese Situation erfassen. Wie es von der Partnerschaft empfunden werden kann.
Aber ich war wohl zu kryptisch.
Liebe Grüße Ilona

Liebe Ostseemöwe,

bereits das erste Wort deines Gedichtes fesselte mich quasi, denn ich musste mich fragen was sich dahinter an Sinn verbirgt, es war mir nicht so geläufig. In der ersten Strophe empfand ich auch eine hohe Spannung, vielleicht gerade deshalb, weil du mit der Wahl deiner Worte eine dichte Stimmung erzeugst, aber keine Handlung beschreibst. Das ändert sich für mich in der zweiten Strophe.
Hier beschreibst du eher eine Erfahrung, der scheinbar eine Enttäuschung vorweggeht. Da wollte einer nicht zuhören, stand nicht seinen Mann.
Die dritte Strophe finde ich wiederrum stark, du gebrauchst wirksame Metaphern und lässt aber vieles frei.

Ich möchte mit meinem Vorschlag nicht unverschämt wirken, könnte mir aber vorstellen, dein Gedicht würde insgesamt noch stärker wirken, du ließest die zweite Strophe (probeweise) einmal ganz wegfallen.

Fischblütig schlugst du
das Festmahl aus,
und ersticktest
das Feuer im Heim.

Vor deinem
Scheiterhaufen
brenne ich,
warum nur,
will meine Glut
nicht auch verebben.

Liebe Grüße
der Sanderling

Liebe Ostseemöve,

Vielleicht mag es dich interessieren wie mich dieses Gedicht berührt hat.

Vorab wenn die Männer in einem gewissen Alter sind, dann mag diese Vorsicht ja eventuell gerechtfertigt sein, aber die Studie oder der Bericht dem die Aussage deiner Bekannten zugrunde liegt wage ich anzuzweifeln. Für etwas realistischer halte ich einen Bericht der in der Ärztezeitung veröffentlicht wurde.

Zitat

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Jeder zweite Mann und 60 Prozent aller Frauen reduzieren ihre sexuellen Aktivitäten nach einem Herzinfarkt. Jeder zehnte Patient traut sich derartige Anstrengungen überhaupt nicht mehr zu, berichten Forscher der University von Chicago

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Wie sagt man so schön, ich war nicht dabei, als diese Studien gemacht wurden, aber von meiner eigenen Erfahrung her gesehen gibt es nichts was Männer davon abhält bei Gelegenheit auch zur Tat zu schreiten. Der Tod wird sehr häufig gerne in Kauf genommen - klingt etwas zynisch aber ich habe schreckliche Dinge gehört (mein Freund zum Beispiel hat mir von Segnungspartys berichtet …. Menschen haben echt nen Knall und gar keine Achtung vor dem eigenen Leben).

Zudem ist mein Vater an einem Infarkt gestorben und ich wünschte mir er hätte sich mehr geschont.

Daher trifft diese Zeile deines Gedichtes nicht auf meine volle Zustimmung:

Zitat

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du weidetest dich
in deiner Ohnmacht

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Jedenfalls nicht wenn die Impotenz des Mannes hier als eine faule Ausrede abgetan wird. Impotenz ist wohl meistens psychischer Natur da mag eine Beinahetoderfahrung nicht gerade vitalisierend wirken.

So jetzt aber genug von meiner Kritik, denn eigentlich ist dein Gedicht ganz hervorragend geschrieben, du verstehst es die Lust als Feuer zu begreifen und zu Papier zu bringen, das schwelende Feuer als Bild der Sehnsucht nach körperlicher Nähe ist sicherlich nicht neu, doch in diesen Zeilen:

Zitat

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Vor deinem
Scheiterhaufen
brenne ich,
warum nur,
will meine Glut
nicht auch verebben.

---

Kommt soviel Leidenschaft rüber, dass ich mich unweigerlich frage was da gerade passiert? Sie liebt ihn kann aber ohne körperliche Nähe selbst nicht existieren. Der Wunsch nach dem Verebben der eigenen Glut ist grandios in Szene gesetzt. Will sie ihm treu sein kann es aber nicht? Hat ein anderer ihren Bedürfnissen Aufmerksamkeit geschenkt? Ohne ihn jedenfalls war es nicht genug, das zeigt mir es geht nicht einfach nur um Sex sondern die Intimität der Beziehung ist das was fehlt. Daher auch der Rückblick:

Zitat

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Meine Worte stießen
auf taube Ohren.

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Hätte er nur gehört ihr auf bestmögliche Weise seine Liebe bewiesen, ja dann wäre sie damit wohl zurecht gekommen. Doch sie war verlassen aus dem wir wurde ein ich - das hast du sehr feinsinnig beschrieben.

Auch der Auftakt ist grandios.

Zitat

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Frischblütig

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super in diesem Zusammenhang…. Klar das Blut dürfte jetzt dünner und frischer sein.

Im Rettungsdienst hatten wir übrigens mit etlichen Fällen von Viagra und Nitrospray zu tun, ehrlich gesagt hatte ich da das Gefühl der Schock und die Selbstvorwürfe für die Frau waren tragischer als der Tod es Mannes.

Ist nur meine Sichtweise, aber wie gesagt die letzte Strophe ist bärenstark (in diesem Zusammenhang ist mir jetzt kein geschmackvolles Wort eingefallen sry).

Liebe Grüße

lieber Derolli
vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Wie sagt man so schön, ich war nicht dabei, als diese Studien gemacht wurden, aber von meiner eigenen Erfahrung her gesehen gibt es nichts was Männer davon abhält bei Gelegenheit auch zur Tat zu schreiten. Der Tod wird sehr häufig gerne in Kauf genommen - klingt etwas zynisch aber ich habe schreckliche Dinge gehört (mein Freund zum Beispiel hat mir von Segnungspartys berichtet …. Menschen haben echt nen Knall und gar keine Achtung vor dem eigenen Leben).

Zudem ist mein Vater an einem Infarkt gestorben und ich wünschte mir er hätte sich mehr geschont.
ich hatte versucht das Problem aus Sicht des Mannes zu schreiben. Es ist mir nicht gelungen, mich in die Psyche eines Mannes hineinzuvesetzen.
Ich konnte also nur aus der Sicht von Frauen schreiben, eine so schlimme Krankheit trifft ja auch immer die ganze Familie.

Zitat von Derolli im Beitrag #6

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Daher trifft diese Zeile deines Gedichtes nicht auf meine volle Zustimmung:

Zitat

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du weidetest dich
in deiner Ohnmacht

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Jedenfalls nicht wenn die Impotenz des Mannes hier als eine faule Ausrede abgetan wird. Impotenz ist wohl meistens psychischer Natur da mag eine Beinahetoderfahrung nicht gerade vitalisierend wirken.

nein! :
"du weidetest dich
in deiner Ohnmacht"
sollte keinesfalls eine faule Ausrede sein. Aber Männer sind oft zu stolz um bei Potenzstörungen, oder Angstörungen oder Schwäche oder ... sich an einen Arzt zu wenden. Jedenfalls erzählen mir Frauen oft von einem Mann der zwar selbst jede Art von Mitgefühl einfordert, aber nicht bereit ist seinen Lebensstil anzupassen an die Krankheit.
Sie fühlen sich ohnmächtig und vom Schicksal betrogen.


So jetzt aber genug von meiner Kritik, denn eigentlich ist dein Gedicht ganz hervorragend geschrieben, du verstehst es die Lust als Feuer zu begreifen und zu Papier zu bringen, das schwelende Feuer als Bild der Sehnsucht nach körperlicher Nähe ist sicherlich nicht neu, doch in diesen Zeilen:

Zitat

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Vor deinem
Scheiterhaufen
brenne ich,
warum nur,
will meine Glut
nicht auch verebben.

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Kommt soviel Leidenschaft rüber, dass ich mich unweigerlich frage was da gerade passiert? Sie liebt ihn kann aber ohne körperliche Nähe selbst nicht existieren. Der Wunsch nach dem Verebben der eigenen Glut ist grandios in Szene gesetzt. Will sie ihm treu sein kann es aber nicht? Hat ein anderer ihren Bedürfnissen Aufmerksamkeit geschenkt? Ohne ihn jedenfalls war es nicht genug, das zeigt mir es geht nicht einfach nur um Sex sondern die Intimität der Beziehung ist das was fehlt. Daher auch der Rückblick:

Zitat

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Meine Worte stießen
auf taube Ohren.

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Hätte er nur gehört ihr auf bestmögliche Weise seine Liebe bewiesen, ja dann wäre sie damit wohl zurecht gekommen. Doch sie war verlassen aus dem wir wurde ein ich - das hast du sehr feinsinnig beschrieben.

Auch der Auftakt ist grandios.

Zitat

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Frischblütig

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super in diesem Zusammenhang…. Klar das Blut dürfte jetzt dünner und frischer sein.

Im Rettungsdienst hatten wir übrigens mit etlichen Fällen von Viagra und Nitrospray zu tun, ehrlich gesagt hatte ich da das Gefühl der Schock und die Selbstvorwürfe für die Frau waren tragischer als der Tod es Mannes.

Ist nur meine Sichtweise, aber wie gesagt die letzte Strophe ist bärenstark (in diesem Zusammenhang ist mir jetzt kein geschmackvolles Wort eingefallen sry).

Liebe Grüße

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Danke für dein Kompliment zu meinem Gedicht.
In meinem Gedicht wollte ich nicht Sex in den Vordergrund stellen sondern das Bedürfnis der Frau nach körperlicher Nähe und Intimität. Ich glaube einfach und höre es immer wieder von Frauen. Die Männer werden kühl und leidenschaftslos".
Frauen fühlen sich dann degradiert zur Krankenschwester, Pflegerin oder Putze.

Ich danke Dir , denn Du hast genau verstanden was ich versucht habe in wenige Worte zu fassen.
Liebe Grüße Ilona