Elegie - Rügenschicksal
überarbeitete Version

Rauschende Wellen am Strelasund lotsen über die Brücke,
herber duftet die Welt, Rügen erscheint meinem Blick.
Segelnde Möwen, sie grüßen, herab aus jagenden Wolken,
Windgesang in der Luft. Füße, ihr kennt doch mein Herz.
Gierte und misste die Jahre, Dünen am Meeresgestade.
Lieder und schäumende Flut, Rügen zerklüftetes Land.
Mai ist gekommen und bringt den schillernden Schwestern das Feuer,
Mohn, euphorische Kraft, Zauber von Werden und Tod.
Glühst im vergnüglichen Bunde mit kobaltblauen Blumen im Felde.

Aber die Flur ist nun öd, Menschen verließen das Land.
Neue Gesetze beschränkten rühmenden Eifer der Bauern.
Säuselnde Winde erzählt, sprecht von den Sorgen der Leut.
Rüganer, Bauer, verkauftest gebeugt das Land deiner Väter.
Stark war der Wahn nach Geld, greifbar erlesener Gast.
Stärker noch wuchsen die Ängste, Nöte bestimmten dein Leben
Schritt zu halten, im Jetzt, aber das Glück blieb dir Fern.
Sprecht vom Vergehen und boten die Alleen nicht sinnigen Schutz?
Wichen des Mammons Quell? Wege gepflastert aus Stein!
Führen zum Hafen der Luxusjachten, wo Kutter genächtigt.
Fischer, wo trocknet dein Netz? Reusen sind hier nur noch Zier?

Gäste, ihr kennt nicht die goldene Zeit, es haben die Dichter
Sagen und Märchen verfasst. Gottes segnende Spur,
heute vernichtet, durch Taten leichtfertig handelnder Menschen.
Wunden sind Resultat industrieller Gewalt.
Schicksal beschenke Bewohnern und Gästen Bedacht und die Augen
Rügen natürlich und rein, seist du erhalten im Jetzt!


Original
Rauschende Wellen am Strelasund lotsen über die Brücke,
herber duftet die Welt, Rügen erscheint meinem Blick.
Segelnde Möwen, sie grüßen, herab aus jagenden Wolken,
Windgesang in der Luft. Füße, ihr kennt doch mein Herz.
Gierte und misste die Jahre, Dünen am Meeresgestade.
Lieder und schäumende Flut, Rügen zerklüftetes Land.
Mai ist gekommen und bringt den schillernden Schwestern das Feuer,
Mohn, euphorische Kraft, Zauber von Werden und Tod.
Glühst im vergnüglichen Bunde mit kobaltblauen Blumen im Felde.

Aber die Flur ist nun öd, Menschen verließen das Land.
Neue Gesetze beschränkten rühmenden Eifer der Bauern.
Säuselnde Winde erzählt, sprecht von den Sorgen der Leut.
Rüganer, Bauer, verkauftest gebeugt das Land deiner Väter.
stark war der Wahn nach Geld, greifbar erlesener Gast.
Stärker noch wuchsen die Ängste, Nöte bestimmten dein Leben
Schritt zu halten, im Jetzt, aber das Glück blieb dir Fern.
Sprecht von den tausend geschundenen Allen, was ist geschehen?
Wichen des Mammons Quell? Wege aus betoniertem Stein!
Führen zum Hafen der Luxusjachten, wo Kutter lagen.
Fischer, wo trocknet dein Netz? Reusen sind hier nur noch Zier?

Gäste, ihr kennt nicht die goldene Zeit, es haben die Dichter
Sagen und Märchen verfasst. Gottes segnende Spur,
heute vernichtet, durch Taten leichtfertig handelnder Menschen.
Wunden sind Resultat industrieller Gewalt.
Schicksal beschenke Bewohnern und Gästen Bedacht und Augen
Rügen natürlich und rein, seist du erhalten im Jetzt!

Liebe Ilona,

die Aussage hast Du hier gut in die Form der Elegie eingepasst. Das Schicksal von Rügen ähnelt vielen anderen und ist unserem System bedingt, welches solchen Wandel der Gesellschaft fördert und auch als Fortschritt ausgibt. Die ausführliche Darstellung der Aussage ist gut verständlich und besonders in dieser Form auch eine sehr gute Leistung. Besonders gefällt mir die Beschreibung der Natur.

LG Hans

Lieber Hans
vielen Dank für Dein Lob.
Du glaubst nicht wie schwer ich mir dieses mal mit der Aufgabe getan habe. Hätte ich nicht rechtzeitig vor meiner Krankheit angefangen ...
nun gut, ich habe es ja geschafft. Für diese Art des Gedichtes war es für mich leicht ein Thema zu finden. Rügen, jedesmal wenn ich dieses Stück Land besuche empfinde ich diese Schwermut, die ich in allen Elegien gefunden habe.
Lieber Hans, Du sagst es liegt im System, im gesellschaftlichen Wandel bedingt. Aber ich sage, wir sind das System. In diesem Fall die Rüganer und ich zähle mich heute im Herzen noch dazu. Auch ich habe ein Stück Land an den Straßenbau verkauft. Damals sagte ich mir, es ist ja nur ein Stück Acker. Aber ich habe damit mein Heimatland verraten und das werfe ich mir heute vor. Sicher, sie hätten es doch bekommen. Doch wenn ich jetzt die tiefe Schneise sehe blutet das Herz.
herzliche Grüße
Ilona

Liebe Ilona,
Schmerz über Verlust von Werten und Gefühlen - die Erkenntnis des eigenen Zutuns. Das passt sehr gut zu dieser Form. Du bringst mir Dein Anliegen gekonnt nahe! Auch die Darstellung der Schönheit gefällt mir, da sie den Verlust greifbarer macht. Sehr ansprechend!
LG Ulrich

lieber Ulrich
vielen Dank für Dein Lob. Nun ja, die Schönheit von Rügen zu beschreiben ist für mich eine Leichtigkeit .
Schön wenn ich meine Gefühle und die ängste so rüberbringen konnte, das Du als Außenstehender sie nachvollziehen kann.

herzlich Ilona

Liebe Ilona,

Du betrauerst hier Dein Rügen der Erinnerung und dass sich dort vieles verändert hat.
Ich würde allerdings an Deiner Stelle das Ganze etwas kürzen, denn ich glaube, dass die Aussage dadurch noch deutlicher werden kann.

Ein paar Dinge sind mir aufgefallen, wir betonen wahrscheinlich unterschiedlich, aber ich will Dir gerne zeigen was ich meine:

Windgesang in der Luft. Füße, ihr kennt doch mein Herz.
XxxxxXXxxXxxX

Mohn, euphorische Kraft, Zauber von Werden und Tod.
XXxxxXXxxXxxX ( Auftakt, zwei betonte Silben, denn meiner M. nach wird das eu..... betont)

Schritt zu halten, im Jetzt, aber das Glück blieb dir Fern.
XxxxxXxxxXxxX

Sprecht von den tausend geschundenen Alleen, was ist geschehen?
XxxXxxXxxxXx,XxxXx

Führen zum Hafen der Luxusjachten, wo Kutter lagen.
XxxXxxXxxx,xXx-Xx

Schicksal beschenke Bewohnern und Gästen Bedacht und Augen
XxxXxxXxxXxxXx-Xx

Leider war ich noch nie auf Rügen und kenne auch die Ostsee nicht. Ist leider doch ganz schön weit von mir weg. Schade! Vielleicht schaff ich es irgendwann einmal. Du hast mich neugierig auf Dein Rügen gemacht und ich verstehe, dass Du traurig bist, weil sich alles zum Kommerz hin verändert.

Liebe Grüße, Heidi

Liebe Ilona,

ich kenne Rügen von kurz nach der Wende, als die Natur noch einem Urwald ähnlich und die Unterkünfte
ziemlich dreckig und stinkig waren. Später gabs dann die Fünf-Sterne-Hotels, auch nicht besser als die Container
geführt - wir ärgerten uns ziemlich.
Aber die Insel zeigte sich bei jeder Reise sonnig, liebevoll, gemütlich .........
Ich kann deine Liebe und die Trauer um die Veränderungen sehr gut verstehen, wir haben sie mit Entsetzen
beobachtet.

Deine Elegie, da hat Heidi Recht, ist etwas zu lang, es gibt zu viele gleiche Bilder.
Heidis X-erei ist nicht gut - sie stimmt einfach nicht. Sei bitte vorsichtig bei Veränderungen!
Eine schöne, sehr liebevolle und melancholische Elegie, die leider ein paar Schwächen hat.
Schau noch mal drüber .
Schön, dass du wieder da bist .
Herzliche Grüße,
Heliane.

liebe Heidi,
wie auch schon Heliane sagt gehe ich mit Deiner Betonung nicht ganz konform. Bei so schwierigen Zeilen überprüfe ich das Metrum auch immer
mit der http://www.gedichte-lernen.de/analyse/verarbeite_text.php
Wind-ge-sang in der Luft. F-üße, ihr kennt doch mein Herz.
Str.:1, Ver.:1 Silben: 13 Betonung: XxxXxXXxxXxxX Versfuß: Unbestimmt

Mohn, eu-pho-ri-sche Kraft, Zau-ber von Wer-den und Tod.
Str.:1, Ver.:1 Silben: 13 Betonung: XxXxxXXxxXxxX Versfuß: Unbestimmt

Schritt zu hal-ten, im Jetzt, a-ber das Glück blieb dir Fern
Str.:1, Ver.:1 Silben: 13 Betonung: XxXxXxXxxXxxX Versfuß: Unbestimmt

Zitat

---

Sprecht von den tausend geschundenen Alleen, was ist geschehen?

---

da hast Du recht und ich ändere es in:Sprecht vom Vergehen und boten die Alleen nicht sinnigen Schutz?

Sprecht vom Ver-ge-hen und bo-ten die Al-leen nicht sin-ni-gen Schutz?
Str.:1, Ver.:1 Silben: 17 Betonung: XxxXxxXxXxXxxXxxX Versfuß: Unbestimmt

Führen zum Hafen der Luxusjachten, wo Kutter lagen.
XxxXxxXxxx,xXx-Xx das ändere ich leicht: Führen zum Hafen der Luxusjachten, wo Kutter genächtigt
Füh-ren zum Ha-fen der Lu-xus-jach-ten, wo Kut-ter ge-näch-tigt
Str.:1, Ver.:1 Silben: 16 Betonung: XxxXxxXxXxxXxxXx Versfuß: Unbestimmt
Schicksal beschenke Bewohnern und Gästen Bedacht und Augen
XxxXxxXxxXxxXx-Xx auch hier völlig zu Recht wird geändert
in:Schicksal schenke Bewohnern und Gästen Bedacht und die Augen
Str.:1, Ver.:1 Schick-sal schen-ke Be-woh-nern und Gäs-ten Be-dacht und die Au-gen
Silben: 16 Betonung: XxXxxXxxXxxXxxXx Versfuß: Unbestimmt

Vielen Dank für den Hinweis auf die Fehler.

Nun möchte ich mich auch noch ganz herzlich bei Ralf bedanken, für das Lob und die lieben Worte und und

liebe Heliane auch Dir herzlichen Dank,
was Deinen Vorschlag betrifft zum Kürzen. Ich wüsste nicht wo. Ich finde hier auch nichts doppelt gesagt.
In den letzten Wochen habe ich fast außschließlich Elegien gelesen. Schaue Dir mal Schillers, Goethes oder Rilkes Elegien an. Der Schiller hat es bei seinem "Spaziergang auf 3 volle Seiten für eine Elegie gebracht und bei Goethe sieht es nicht anders aus.
Also wenn Du mir zeigst was weg sollte werde ich noch mal schauen. Ich finde nix. Und worin siehst Du die Schwächen in meiner Elegie, abgesehen davon, das sie an wenigen Stellen in der Betonung nicht ganz korekt war. Das würde mich wirklich interessieren.

herzlich Ilona
lieben Gruß Ilona

lieber Thomas
nun bitte verwirre mich hier nicht. Ich habe schon mitbekommen, dieses Programm kann auch nicht alles.
Da ich Dir aber sehr viel zutraue was die Betonung angeht, schaue Dir meine Elergie noch mal an und wenn Du einen Fehler entdeckst
immer her damit.
lieben Gruß
Ilona

Liebe Ilona,

ich habe meine Änderungsvorschläge ja auch mit Vorbehalt gegeben, aber schön, das Du was verwenden konntest.
Man sieht auf jeden Fall, dass Du mit Herzblut geschrieben hast.

Liebe Grüße, Heidi

lieber Thomas
gepflastert ist sicher besser als betoniert, ich habe es geändert und sage
herzlichen Dank
auch Dir liebe Heidi,
ja Rügen ist mein Herzblut

euch einen schönen Abend
Ilona

Liebe Möve,

also ich würde ja wiederum völlig anders betonen:

zum Beispiel - WINDgeSANG in der LUFT

und das passt auch also ist es glaube ich nicht so schlimm, einen unabsichtlichen Hebungsprall sehe ich nicht. Es gibt ja einfach mehr als zwei Betonstärken und das lässt ein bissel Spielraum.

Das Gedicht selbst ist sehr geschmeidig würde ich sagen, denn die Landschaft kommt zu Zuge (wird im Detail benannt "zwei Schwestern" und eben auch der Schatten der sich ausbreitet - supi.

Lioebe Grüße

Derolli

lieber Olli

vielen Dank für Dein Lob und Zustimmung. Auch ich lese das Gedicht nun auch ohne Manko in der Betonung.

und Dir Thomas noch mal Danke für Deinen Hinweis.
herzlich Ilona