Lieber Michael, Du schreibst mir aus der Seele. Wir sind nicht grenzenlos, aber wir tun so, als ob. Es gibt eine Apps, die verbinden Dich mit den Kameras auf der ISS. Du schaust drauf und sie fliegen soeben über Südamerika, Du setzt Dich zum Frühstück und bevor die Du fertig bist, fliegen sie über Spanien und sind schon wieder in Richtung Asien unterwegs. Einmal um die Erde rum mit in etwas über einer Stunde. Man sieht die Kleinheit unserer Erde aus dem All und wie klein sind erst wir. Trotzdem ist unser Drang weiter zu kommen, nicht zu bremsen. Und bei all dem sind unsere Gene und Instinke noch die des Höhlenmenschen, der überleben will, indem er andere abhängt und das Glück auf Kosten anderer sucht. Wo bleibt da unser Verstand? Ich finde, das ist eine vollkommen irre Situation und ich frag mich wo das hinfūhren soll. Dabei findet man das Glück nicht irgendwo, sondern kann nur in uns selbst und in der Liebe (Agape)liegen. Alles Andere vergeht in unserer menschlichen kleinen Zeitbemessung. Ich hoffe nur, dass wir irgendwann die Kurve kriegen, aber das wird noch dauern. Lange......! Die ur-menschliche Sehnsucht nach dem Paradies bleibt. Deine Zeilen sind eine wunderbare Denkanregung und sie gefallen mir in aller Nachdenklichkeit sehr gut. Liebe Grüße, Heidi
vielleicht ist der Weg zu uns selbst mit genau dem Fortschritt gepflastert, mit dem die kosmische Evolution uns als Menschen, als Teil ihrer selbst entstehen ließ, um sich durch uns und mit uns weiterzuentwickeln und zu wachsen? Ein interessantes Projekt hast du da begonnen.
Lieber Michael, selbstverständlich stimme ich dir zu: Wir leben in einer äußerst unschönen und gefährlichen Zeit, in der Hass stärker als Liebe, Macht stärker als Wahrheit sind. Ich frage mich aber auch, ob sich Menschen, die ständig nur daran denken, sich nicht ausbremsen, anstatt aktiv zu werden. Ich möchte nicht im Mittelalter gelebt haben, in einer Zeit der Pest, des 30-jährigen Krieges, der Fäkalien, die auf die Straßen gegossen wurden, des Hungers, der Hexenjagden … Ich möchte nicht zu Zeiten Heines und Metternichs gelebt haben, auch wenn die Sonnenuntergänge grandios und die Wohnzimmer äußerst gemütlich gewesen sein sollen. Heine hat seinen Frust über diese Zeit sehr deutlich in Gedichte gefasst. Ich möchte nicht in den „Roaring Twenties“ gelebt haben, in Zeiten der Wirtschaftskrise, der Inflation und bitterer Armut. Ich könnte diese Reihe fortsetzen und immer nur die schlechten Ereignisse aufzählen. Es geht aber auch anders: Im Mittelalter wurden die schönsten gotischen Dome gebaut, im Biedermeier erlebte die Kunst in jeder Form einen Riesenaufschwung und während der Roaring Twenties wurden die Frauen selbstbewusster, die Rocksäume rutschten nach oben . Sogar die Jetztzeit zeigt gute Entwicklungen: Du kannst dir jederzeit die Welt von oben betrachten, schöne Reisen machen, nach Amerika telefonieren, bei Wikipedia Fragen stellen, du hast, wenn du dich anstrengst, ein gutes Auskommen, eine schöne Wohnung, ein Auto; du kannst zahllose Kinder zeugen und hast trotzdem noch Zeit für deine Hobbies – Was willst du mehr? Ich habe es mir abgewöhnt, immer nur die schlechten Seiten zu sehen und dadurch nichts Schönes mehr genießen zu können. Herzliche Grüße, Heliane
Ich versuche, mit diesem längeren Gedicht den "Zeitgeist" ein wenig zu beschreiben - ich habe nichts gegen Fortschritt, wenn er den Menschen dient, auch nichts gegen Technik, die wir brauchen, um globale Probleme zu lösen. Auf keinen Fall will ich vergangene Zeiten glorifizieren - ich möchte auch nicht im Mittelalter gelebt haben, wo ich rein statistisch betrachtet, nicht mehr leben würde. Doch mir erscheint die heutige Zeit ungeheuer hektisch, nervös, schnelllebig - das Äußere regiert über das Innere (Liebe, Mitgefühl), und das kann auf Dauer nicht gut gehen. Natürlich müssen und sollen wir auch die schönen Seiten genießen, die dieses moderne Leben uns bietet.
Ich zitiere mich mal selbst:
Auch in diesen Zeiten liebe ich es über Bäume zu sprechen über den Frieden den sie uns zeigen ohne das Unrecht zu verschweigen und die vielen Verbrechen.
Wir sollten beides tun - z. B. am Samstag demonstrieren und am Sonntag in den Wald gehen.
Lieber Michael, ich verstehe was du meinst und finde dein Text beschreibt dies gut. Wir müssen doch nur versuchen uns zu entschleunigen und brauchen bei der Verschwendung nicht mitzumachen. Ich denke sogar das dies sehr viele Menschen begriffen haben und versuchen umzusetzen. Wo es auch immer geht verweigere ich mich weil mir mein Leben viel zu kostbar ist. Die Erkenntnis ist mir aber auch erst gekommen als ich älter wurde. Ich glaube das ist auch normal. Die Jugend braucht das und wird später auch vernünftiger und verantwortungsvoller, weil sie ja auch von uns lernen. LG Heike
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