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Versteinerte Worte - Versuch über einige Teile moderner Lyrik.
Viele seltsame Begriffe die nichts mehr begreifen berühren beschreiben nur noch als steinerne Worte durch die Zeilen treiben.
Bedeutet "dichten" heute so lange zu ver-dicht-en bis alle Worte nach innen und nach außen ab-ge-dicht-et sind verwandelt zu Blumen aus Stein ohne jede Beziehung zum lebendigen Sein?
Oder soll Dichtung auch noch immer anregen bewegen ergreifen Gedanken und Gefühle ausdrücken den Menschen die Natur das Leben in den Mittelpunkt rücken?
das ist ein wirklich schöner Beitrag zu diesem Thema, zeigt er doch, wie Reime und freie Rhythmen hervorragend kombiniert werden können. Die Sprache leidet darunter keineswegs, die 'Ein-Wort-Verse' stören (mich) überhaupt nicht! Ich frage mich, ob gereimte Verse wirklich 'versteinert' daher kommen? Haben uns die 'Meister' nicht vorgemacht, wie es geht? Nicht, dass wir 'alte Zöpfe' weiter flechten müssten! Aber kommen nicht auch freie Rhythmen zuweilen 'versteinert' bzw. gequält daher?
Ich denke, beide Gedichtformen können gut neben einander bestehen und ein Schnuppern oder sogar ein wenig Übung auf der anderen Seite könnte beiden 'Fraktionen' nur Gewinn bringen .
Ich mag dein Gedicht, sehr sogar . Herzliche Grüße, Medusa.
Ich muss etwas zur Entstehung dieses Gedichts sagen. Vor etwa drei Jahren habe ich mir das "Jahrbuch der Lyrik 2011" gekauft und mich voller Vorfreude ans Lesen gemacht. Doch was ich da lesen musste, erschien mir zum großen Teil inhaltsleer und nichtssagend. Ziemlich wütend und fassungslos habe ich dieses Antwortgedicht geschrieben (diese Version ist schon ziemlich gekürzt).
Viele der Wort"schöpfungen" kamen mir vor wie Steine - unverdaulich und hart. Vielleicht waren die Worte einmal lebendig, haben geblüht, doch mich haben sie nicht berührt oder gar ergriffen.
Es geht mir überhaupt nicht um die Kritik an gereimten oder ungereimten Versen - die alten Meister haben (für mich) niemals eine solche "Stein-Lyrik" geschrieben - manche mag ich mehr, manche weniger, aber mit allen "alten" Gedichten kann ich wenigstens etwas anfangen. Für mich gibt es auch keinen Gegensatz zwischen gereimten und ungereimten Formen - ich bemühe mich ja auch, diese beiden miteinander zu verbinden, was natürlich oft misslingt.
Ich habe auch überhaupt nichts gegen freie oder moderne Lyrik - da gibt es tolle Texte! Doch wenn sie (immer nur für mich) keine Aussage haben und nur aus (sinnlos) miteinander kombinierten Worten bestehen, dann maße ich mir an, das zu kritisieren, weil es nichts gibt, was man nichts kritisieren darf (frei nach Erich Fried).
Natürlich kann jeder schreiben, was und wie er will - doch viele moderne Gedichte scheinen nur für den Autor selbst geschrieben zu sein, was völlig legitim ist, doch dann frage ich mich, warum solche Texte veröffentlicht werden.
Wie du merkst, ist mein Verhältnis zur "modernen Lyrik" sehr widersprüchlich.
Es würde mich freuen, zur aktuellen Diskussion ein klein wenig beigetragen zu haben.
vielen Dank für deinen erklärenden Kommentar. Ich hatte nämlich schon zweimal dazu angesetzt, dein Gedicht zu kommentieren, es dann jedoch kopfkratzend gelassen. Nun verstehe ich, was du meinst. Du hast Recht!
Die Erfahrung habe auch ich mehrmals gemacht. Was du sagst trifft genau das, was ich beim Lesen moderner Lyrik in 99% der Fälle empfinde. Das lässt vermuten, dass deine Wahrnehmung nicht nur subjektiv ist. Ich halte es übrigens für eine arrogante Dummheit, wenn Dichter behaupten, Ästhetik sein rein subjektiv und wenn der Leser nicht mit ihrem Geschreibsel anfangen könne, sei das halt des Leser fehlende Sensibilität, Offenheit, etc. Mozart hat einmal gesagt, meine Musik ist für alle Ohren, nur nicht für die ganz langen. Das gilt entsprechend für jede Kunst, wenn es denn welche ist.
Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum das mit der modernen Lyrik passiert ist und glaube einen Schlüssel dafür gefunden zu haben. Ich habe es versucht in LyrikChat zu umreisen. Direkt ausdrücken kann ich es nicht, weil es in der Kürze falsch wird. Ich versuche es trotzdem:
Das Geheimnis der Lyrik ist eine Art Schamanentum, welches einen kosmischen Zusammenhang jenseits der rational erkennbaren Wirklichkeit schafft, wenn der Glaube an diesen kosmischen Zusammenhang verloren geht, bleiben nur noch die versteinerten Wortrituale.
Dieser Satz ist, wie gesagt, verkürzt und angreifbar. Ich werde ihn nicht verteidigen. Aber ich hoffe er regt vielleicht zu fruchtbaren Gedanken an.
Ich würde nicht so weit gehen, 99% aller modernen Lyrik den "versteinerten Worten" zuzurechnen.
Es gibt moderne Dichter, die mir sehr viel sagen - Brecht, Fried, Hilde Domin und andere.
Wann (und wo) beginnt moderne Lyrik? - Ich weiß es nicht.
In der dritten Strophe meines Gedichts habe ich versucht inhaltliche "Kritierien" für Lyrik vorzuschlagen - sicher unvollständig und laienhaft, aber so sehe ich es. Dabei ist die Form (relativ) unwichtig - und der Zeitpunkt der Entstehung auch.
Ich wünsche allen, die das lesen, ein wunderschönes Wochenende!
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