Er ward erleuchtet, dieses war sein Schicksal: Wo sich Geringere mit Zweifeln plagen, da musste er die nackte Wahrheit sagen, die er, weil er enthoben war, auf einmal
erkannte und, als wär's nicht seine Wahl, verkünden musste mit verklärtem Lallen, wodurch er, jenseits und auch fern von allen, sich ganz entsprach. Doch ahnte seine Qual
nicht einer, der ihm wissensdurstig lauschte, weil keiner wusste, wie die Götter strafen, wenn sie den Boden nehmen. Es verrauschte
sein Wesen zwischen Wachen und Entschlafen. Obwohl er sich an seinem Selbst berauschte, gehörte er letztendlich zu den Schafen.
unter Erleuchtung verstehe ich eine Beleuchtung (Erkenntnis) des Bewusstsein in Folge von befreit sein von subjektiven Interessen und Bindungen. Dazu kommt dann das sich öffnen für Mögliches und Wahrscheinliches in Vergangenheit und Zukunft. Durch die Erleuchtung ergeben sich oft unangenehme, schwer belastende Erkenntnisse, die nur bei großen Verständnis und Toleranz ertragen werden können. Der Erleuchtete hat den meisten Menschen ein Wissen voraus, das nur selten respektiert und anerkannt wird. Es ist ein Wissen das oft geheim gehalten wird, weil es nicht verstanden wird und sich nicht selten auch Anfeindungen daraus ergeben. In Deinem Sonett hast Du einige Aspekte der Erleuchtung gut dargestellt. Es gehört so auch zu den erklärenden und aufklärenden Gedichten, die ich auch sehr sinnvoll finde. Eine gutgelungene Aussage, die mir auch gefällt.
vielen Dank für deine Erläuterungen. Es klingt aber auch an, dass es nicht unbedingt sicher ist, das "der Erleuchtete hat den meisten Menschen ein Wissen voraus" hat. Der Beweis dafür, dass dieses Wissen Tatsächlich mit den universellen Gesetzen in Einklang steht, muss erst erbracht werden. Verheimlichen ist dafür sicher nicht die beste Lösung. So oder so bringt es diesen Menschen in eine schwierige LAge.
Lieber Thomas, es gibt viele Zeitgenossen, die glauben, den Gral gefunden zu haben. Dass sie sich damit Hohn und Spott aussetzen, scheint abzuperlen. Mir sind solche "Jünger" suspekt und ich halte sie sogar für gefährlich. Dein Text gefällt mir gut, trifft er doch in vielen Punkten direkt ins Schwarze. Als Sonett kann ich ihn beim besten Willen nicht lesen, er klingt überhaupt nicht. Ich schätze deine Experimentierfreudigkeit sehr, aber etwas dichter an der Melodie könntest du ruhig bleiben. Aufgefallen sind mir wechselnde Auftakte, unterschiedliche Versfüße und vor allen Dingen die Zeilensprünge, die in einem Sonett nichts verloren haben. Herzliche Grüße, Heliane.
dass es für dich kein Sonett ist, das ist bedauerlich. Auf derartige Äußerungen kann ich jedoch keine Rücksicht nehmen, da ich in meditativem Gespräch von Rilke persönlich in die Geheimnisse des Sonett eingeweiht wurde, kann ich nur allen niederen Dichterlingen sagen, dass jedes meiner Sonette perfekt ist. Außerdem wäre es viel zu viel Arbeit deine Forderungen zu realisieren.
lieber Thomas alle diese Antworten und Gegenantworten können eine "Strafe der Erleuchtung" sein. Wenn ich allerdings bedenke, dass sie zu meditativen Gesprächen mit Dichtern führen ist es ja nicht nur eine Strafe.
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