Sie kreisen wie die Falter um jedes grelle Licht, ein Farbtupfer erregt sie, doch bleibt das Auge blind. Woher die Düfte kommen, das intressiert sie nicht, weil sie mit spitzen Haken schon lang gefangen sind.
Sie lieben heiß die Lüge, da sie die Wahrheit schreckt. Sie fürchten nicht den Teufel, Tod und Verderben auch, solang ein Hoffnungsschimmer sie völlig grundlos neckt. Ihr Kopf steckt voller Wissen, sie denken mit dem Bauch.
Was morgen könnte nützen, das wird schon heut zerstört. Sie konstruieren Pläne, denn Sieger wolln sie sein. Das weise Wort gern lobend, bleibt es doch ungehört. Sie könnten aus sich wachsen, doch sind sie lieber klein.
Sie werden sich nie ändern, der Weg ist nur ihr Ziel. Berechnung ist ihr Leben, doch treibt sie das Gespür. Sie tragen Uniformen, nie sind sie gern zivil. Wie nennt sich diese Rasse? Ich glaube das sind wir!
jeweils zwei Verse mit unbetontem Auftakt, den ersten mit weiblicher, den zweiten mit männlicher Kadenz hast Du hier zu 13-Silbigen Reimzeilen verbunden. Die Reime sind alle gut, werden jedoch infolge der großen Abstände (Kreuzreim 26 Silben) kaum noch bemerkt. Die Aussage ist sehr gut und treffend. Der Sinn wird erst in der letzten Zeile erklärt, was zum besseren Verständnis den Leser zum wiederholten Lesen zwingt, wobei dann erst die Bezüglichkeit und Bedeutung der Aussagen besser verstanden werden kann. Sowohl die Art wie auch die Aussage gefallen mir sehr gut.
#3 | RE: Wer sind sie?
05.01.2015 14:46 (zuletzt bearbeitet: 05.01.2015 14:46)
Heliane
(
gelöscht
)
Lieber Ulrich, diesen Spiegel verhänge ich!!!!!! Das sind fast (!) perfekte Pentameter - etwas ungewöhnlich, aber seeehr schön - bestens "sitzende" Zäsuren nach der dritten Hebung und durchweg stumpfe Kadenzen, welche ganz hervorragend zum anklagenden Text passen. Wo Hans wechselnde Auftakte liest, ist mir ein Rätsel, die Auftakte sind durchweg unbetont; "richtig" wären beim Pentameter jedoch betonte Auftakte. Mich stört einzig der etwas unstimmige Wechsel zwischen Jamben, Daktylen und Zäsuren in S1 und S2, er hemmt ein wenig den Lesefluss und verfälscht die schöne Melodie der anderen Verse.
Zitatein Farbtupfer erregt sie, doch bleibt das Auge blind. xXXxxXxxXxXxX Sie fürchten nicht den Teufel, Tod und Verderben auch, xXxXxXxXxxXxX
Zwar fühle ich mich mit manchen Versen angesprochen, doch muss ich für unsere "Rasse" unbedingt um gut Wetter bitten: Soooooo schlimm sind wir nicht, weil die wirklich Bösen zum Glück noch (!) in der Minderheit sind. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Guten am Ende siegen werden .
Ich habe mich mit deinem Gedicht sehr gerne beschäftigt. Herzliche Grüße, Heliane.
#4 | RE: Wer sind sie?
05.01.2015 16:20 (zuletzt bearbeitet: 05.01.2015 18:26)
Gelöschtes Mitglied
Lieber Ulrich, liebe Heliane,
Zitatjeweils zwei Verse mit unbetontem Auftakt, den ersten mit weiblicher, den zweiten mit männlicher Kadenz hast Du hier zu 13-Silbigen Reimzeilen verbunden.
hiermit habe ich nur von unbetonten Auftakten gesprochen (kein Wechsel).
ZitatSoooooo schlimm sind wir nicht, weil die wirklich Bösen zum Glück noch (!) in der Minderheit sind.
Ja es sind die anderen, die in der Minderheit sind, doch entscheidend für die Mehrheit ist, wo die Macht liegt.
ZitatWer sind sie?
Um dies zu erforschen muss gefragt werden, wessen Interesse ist es? Will man wissen wer es tut, muss man sich fragen, wer hat die Fähigkeit und die Macht dies zu tun? Um Tätigkeiten zu vermeiden muss man die Ursachen bekämpfen, dies bedeutet vorrangig die Verteilung der Mittel so zu steuern das die Ursachen eingeschränkt werden und die Tätigkeiten ebenfalls. Demnach kann der Kreis der bösen Rädelsführer erheblich eingeschränkt werden.
Lieber Hans, liebe Heliane, die metrischen Abweichungen sind mir bewusst, doch viel mir keine bessere Lösung ein. Die lange Zeilen sind für die Reimempfindung sicher nicht bestens geeignet. Alles zusammen stand jedoch nur die Aussage bei mir im Fokus. Sicher sind es die Wenigen, das das Geschehen beherrschen, doch die Masse tut eben genau das, was die Minderheit will und sie hält sich teilweise auch gegen besseren Wissens streng an diese "Spielregeln". Die Menschen verurteilen die Intoleranz und zugleich alle Andersdenkenden. Sie loben die "Sauberkeit" und schmeißen ihr trockenes Brot ins Klo. Ich kann mich selber, wenn ich ganz ehrlich und kritisch bin, nicht von dieser "Rasse" Homo Sapiens ausnehmen. Selbsterkenntnis soll ja der erste Schritt zur Besserung sein! ??? Ich glaube Schiller war es, der sagte, dass die Kleinen aufhören müssen zu kriechen, damit die Großen aufhören zu unterdrücken (sinngemäß. Mit diesen Zeile meine ich eben nicht die herrschende Minderheit sondern den selbstgefälligen Jedermann, die sich soooo verhält. Für Eure kritischen und lobenden Worte bedanke ich mich herzlich. LG Ulrich
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