Entschuldige, mein lieber Baum, dass ich dich leider fälle. Es tut mir Weh. Du glaubst es kaum, du stehst an falscher Stelle. Es wird dein Holz zur Winterzeit mir meine Stube heizen. Und dabei bin ich gern bereit, mit Lob dir nicht zu geizen.
Entschuldige Melissenkraut, ich will dich eben kürzen, mit dem Geschmack, der mir vertraut, mein Teewasser zu würzen. Ich gieß und dünge dich dafür, so kannst du weiter sprießen. Die Freude damit gönn ich mir und will dich herzlich grüßen.
Mein lieber Pilz, bitte verzeih’, ich möchte dich verzehren. Dein Hut und Stiel, den ich mir leih’, soll den Genuss vermehren. Ich ehre dich und denke nur, du wärst für mich geschossen. Das ist das Wesen der Natur, dass jeder wird genossen!
Da kam Freund Hein und sprach zu mir, nun bist du an der Reihe! Gift steckte unter Pilzes Zier, was ich dir nicht verzeihe! Was aus dir wird, das weiß ich nicht. Doch sense ich dich nieder. Du moderst ohne Nutzen - schlicht. Aus dir wächst nicht mal Flieder.
Hallo Uller Rich, Dein etwas sarkastisches Gedicht geht nicht spurlos an mir vorbei. Sensen wir nicht alles nieder, was uns im Weg ist, oder was wir nützen wollen? Aber wenn wir an der Reihe sind..........! Wir sollten im Übrigen wirklich unseren Mitgeschöpfen mehr danken, denn ohne sie wären wir (wie alle) gar nicht lebensfähig. Ich finde Deine Verse sehr wichtig, auch wenn sie humoristisch verpackt sind. Wie sieht es übrigens mit dem Fleisch aus, das wir ständig essen? Ehren, achten und danken wir den Tieren, die meist ein qualvolles Leben hatten und dann von uns gefressen werden? Ich esse kein Fleisch, aber mein Hund! Was soll ich ihm sonst geben? Liebe Grüße, Heidi
Liebe Heidi, ich schnitt tatsächlich heute früh Melisse für meinen Tee und dabei kam mir die Idee. Von Naturvölkern weiß ich, dass sie sich beim Baum zuvor entschuldigen, bevor sie ihn fällen. Etwas mehr Bewusstsein könnte uns nicht schaden und etliches Unnützes vermeiden. Deine Worte sind sehr zutreffend, danke! Ich freue mich, dass Du es so verstanden hast, wie ich es sagen wollte. Liebe Grüße Ulrich
nee, eine Entschuldigung hilft ganz sicher nicht mehr, jedenfalls nicht mehr in unserem Lebensraum. Hier kann nur noch ein Umdenken helfen und das greift, wie wir wissen, nur in kleinen, einflusslosen Anteilen der Bevölkerung. Wir nehmen doch gar nicht mehr zur Kenntnis, dass ein paniertes Etwas ein Fisch war, dass der geliebte Schaukelstuhl aus Tropenholz gebogen ist und das zarte, helle Filet vom im Dunkeln gehaltenen Kälbchen stammt.
Selbstverständlich müssen wir leben und dafür töten, abholzen und züchten, wir sind keine Jäger und Sammler mehr! Aber wir brauchen keinen Überfluss! Ganz spontan fällt mir ein Supermarkt in Bayern ein, in dem 27 (in Worten: Siebenundzwanzig) Buttersorten im Kühlregal standen!
Oje, ich komme ins Schwafeln. Dein Gedicht bringt mir einige Bilder, die ich nicht verschweigen möchte. Es ist ein sehr gelungenes, sehr wichtiges Gedicht, das irgendwo mit Riesenlettern ausgehängt werden müsste!
Lieber Olli, danke für Dein Nachdenken und den Fehler (schon) behoben. Liebe Grüße Ulrich
Liebe Heliane, auch Dir vielen Dank für die ergänzenden nachdenklichen Schilderungen. Über das Lob der "Riesenlettern" freue ich mir sehr. Dies Anliegen ist mir wichtig! Liebe Grüße Ulrich
lieber Ulrich, ein Gedicht, auch wenn es sarkastisch geschrieben ist, gefällt mir sehr. Die Entschuldigung bringt dem Baum nichts. Der Natur würde es gut tun, für jeden gefällten Baum einen neuen zu pflanzen. Ich bin von Kind so erzogen auf die Natur zu achten. Ich denke die Eltern können oder wollen es heute nicht mehr leisten. Wir leben hier im Überfluss, da wird zu wenig auf das Einzelne geachtet. Auch ich esse Fleisch, aber ich kaufe es nur vom Bauern. Das heißt ich esse nur Geflügel. Aber egal, auch ein Schweineschnitzel ist nicht falsch sofern ich weiss wie das Schwein gehalten wurde. Wie schmeißen Narungsmittel weg und andere Menschen sterben vor Hunger. Das ist für mich das Grausamste an unserer Gesellschaft des Wohlstandes.
Liebe Ilona, ich halt es für keine Sünde Fleisch zu essen oder Bäume zu fällen. Das Unvermeidbare ist nicht zu umgehen, doch ein wenig Bewusstsein, kann einiges an Verschwendung vermeiden. Und wie Du sagt, ein gut behandeltes Tier gibt ein besseres Gefühl. (Nebenbei ist es gesünder und schmackhafter.) Ich essen nur noch wenig Fleisch und auch vom Bauern. Hühner aus dem KZ bleiben mir im Hals stecken, im wörtlichen Sinn. Irgendwann schließt sich jeder Kreis und eine Tat fällt auf den Verursacher zurück. Da es lange dauern kann, ist es dann meist schon vergessen! Danke für Deine mitfühlenden Worte! LG Ulrich
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