Provinzidyll

Es zwitschert schon lang kein Vogel mehr hier,
in Lüli am gritzgrauen Himmel,
es riecht nach Diesel, Kunstdung und Bier
und sehr dezent auch nach Schimmel!

Vorbei ist die Zeit der großen Haufen
auf Tennen, das Dreschen am Anger auch,
statt Hühnergegacker Vorstadtsaufen,
Grillgestank und Hausbrandrauch...

aus diaphanen smarten Häusern,
steril gestylt mit Saugrobot,
quillt edler Qualm, man hisst auch Fahnen,
riecht´s Tag und Nacht nach Wohlstandsschrott.

Lieber Thomas,

danke für deine lobenden Worte! Ich fürchte nur jetzt, da ich es nochmal lese, dass ich einen Fehler begangen habe. Zwar ist die Zeit der großen Haufen vorbei, doch ist die Zeit der vielen kleinen Haufen jetzt erst gekommen!

Liebe Grüße vom fernen Gestade am Thrakischen Meer
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
die von dir beschrieben Beobachtungen zeichnen einen gesellschaftlichen Wandel auf, der für dich sicher auch schmerzlich festgestellt wurde, so vermute ich zumindest, da es Heimat betrifft. Manchmal schon merkwürdig, welche Wege die gesellschaftliche Veränderung geht. Das Bild des abgeschotteten Wohnens hinter transparenten Grenzen gefiel mir besonders.
Ich hoffe, mit den Vögeln hast du düster übertrieben.
Herzliche Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

dass das Gedicht unter Kriminelles steht, ist kein Zufall. Leider ist die Austreibung der Natur aus dem Umfeld der smarten Tageslichtwohnklos mit bahndammähnlicher Vorgartengestaltung und baumlosen kunstgedünkten Rasenflächen nicht strafbar. Wirklich hat durch deren Ausbreitung die Zahl der Singvögel, Insekten und Kleintiere dramatisch abgenommen. Am schlimmsten sind die vorgeschriebenen Einstellplätze für Pkws. Sie führen dazu, das große Teile der Grundstücke versiegelt werden.

Danke fürs Lesen und Kommentieren aus Samothraki
Karlheinz