WER GOTT VERTRAUT
© Brigitte

Wer Gott vertraut, wird nicht beschämt
und kann den Lobpreis singen,
hat er ein Lämmchen sich gezähmt,
muss er es ihm nicht bringen.

Ein Gott verlangt von uns kein Tier
zu opfern und zu schlachten,
kein Ziegenbock, kein Lamm, nur wir
sind schuldig, drauf zu achten,

dem Wesen, dem es übel geht,
zu helfen und zu dienen,
in Werken und auch im Gebet,
dann hat man nichts zu sühnen.

Auch Steuergeld wird nicht begehrt
von einem Gott im Himmel,
er ist der Herr, der uns belehrt
als seine Gotteskinder.

Und da man keine Engel sah
bisher im nahen Weltall,
liegt der Verdacht auf Erden nah,
der Mensch ist das aus Zufall.

Obwohl er keine Flügel hat,
so kann er trotzdem fliegen.
Vollbringt er eine gute Tat,
kann er den Hass besiegen.

Drum braucht ein Engel auf der Welt
ein fixes Grundeinkommen,
wenn er ein bisschen Geld erhält,
wird ihm viel Last genommen.

*

Liebe Brigitte,
da gibt es ja viel zu lesen in Deinem Gedicht:
Tieropfer, Kirchensteuer, Engel, und das bedingungslose Grundeinkommen kommt auch noch drin vor.
Ein ordentliches Paket!
Ich mag Deine Strophen, ich weiß aber nicht, ob man so viele unterschiedliche Aspekte unbedingt in ein einziges Gedicht packen sollte.
Am besten gefallen mir die ersten drei Verse, weil sie so kindlich daher kommen.
Liebe Grüße, Heidi

Lieber Thomas,

Du bist mir viel Wert, weil Du meine Gedichte liest und Dich einfühlen kannst. Ich freue mich, dass Du das Thema ansprichst.

Im Vaterunser heißt es, „unser tägliches Brot gib uns heute“, und ich denke, man könnte daraus das Grundeinkommen ableiten. Dazu steht die Kirchensteuer wahrlich im Widerspruch, denn es heißt ja nicht, „unser tägliches Brot ‚nimm‘ uns heute“. Ich denke, ich soll die (Kirchen)steuer nicht aus dem Gedicht nehmen, weil ein Text vom Konflikt lebt.

Diese materielle Sache „Kirchensteuer“ spielt für die Kirche eine ganz zentrale Rolle. Obwohl es im Vaterunser heißt: „…vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…“, wird geklagt, wer nicht bezahlen will oder nicht bezahlen kann oder auch nicht bezahlen müsste, nach gesundem Hausverstand, zum Beispiel, während eine Jugendliche ausgewandert ist für ein Auslandsstudium, das ein ganzes Jahr dauert. Da müssen Eltern oder Großeltern einspringen und für ihr Kind, das kein Einkommen hat, den jährlichen Kirchensteuerbeitrag bezahlen, um die Klage abzuwenden. Trotzdem danke für den gutgemeinten Rat.

Herzliche Grüße,
Brigitte

*

Liebe Heidi,

ich denke, dass Du eine meiner treuesten Leserinnen bist, weil Du Dich mit fast jedem meiner Gedichte auseinandersetzt.

>>Ich mag Deine Strophen, ich weiß aber nicht, ob man so viele unterschiedliche Aspekte unbedingt in ein einziges Gedicht packen sollte. <<

Das weiß ich auch nicht so genau. Mir hat einmal jemand auf ein anderes Gedicht kommentiert: „Nicht dramatisch genug, zu eindimensional“. Was jetzt das richtige Maß ist, weiß ich nicht. Ich habe es auch nicht beabsichtigt, auszuwägen oder zu überladen. Das hat sich von alleine ergeben, so wie es mir in den Sinn kam.

Herzliche Grüße,
Brigitte

Lieber Thomas,

danke für die Reaktion, offensichtlich verstehe ich da etwas nicht.
Aber vielleicht komme ich ja mal drauf, wo mein Denkfehler liegt.

Mit lieben Grüßen, Brigitte


WER GOTT VERTRAUT
© Brigitte

Wer Gott vertraut, wird nicht beschämt
und kann den Lobpreis singen,
hat er ein Lämmchen sich gezähmt,
muss er es ihm nicht bringen.

Ein Gott verlangt von uns kein Tier
zu opfern und zu schlachten,
kein Ziegenbock, kein Lamm, nur wir
sind schuldig, drauf zu achten,

dem Wesen, dem es übel geht,
zu helfen und zu dienen,
in Werken und auch im Gebet,
dann hat man nichts zu sühnen.

Und da man keine Engel sah
bisher im nahen Weltall,
liegt der Verdacht auf Erden nah,
der Mensch ist das aus Zufall.

Obwohl er keine Flügel hat,
so kann er trotzdem fliegen.
Vollbringt er eine gute Tat,
kann er den Hass besiegen.

Drum braucht ein Engel auf der Welt
ein fixes Grundeinkommen,
wenn er ein bisschen Geld erhält,
wird ihm viel Last genommen.

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