carpe diem

Vergangen ist der Tag und seine Müh,
die Nacht regiert stringent bis morgen Früh,
dann werden meine Karten neu gegeben.
Verbissen pfeife ich mein Abschiedslied,
und frage mich derweil wanns wohl geschieht
- so ist das Eintagsfliegenleben eben!

Lieber Olli,

stringent bedeutet bündig. Es ist ein Fremdwort dessen Bedeutung nur selten verstanden wird und zudem die Aussage nicht erweitert (Füllwort).
Für stringent könnte stehen---verdeckt, diskret, geheim, schweigsam, verhüllt usw.
Für die dritte Zeile schlage ich als Alternative vor: dann werden mir die Karten neu gegeben.
Besonders gefällt mir auch der Schluss, der einen sinnigen Hinweis auf die schnelle Vergänglichkeit von Leben beinhaltet und somit den Wert der Aussage wesentlich erhöht.
Eine korrekte und gute Aufgabenlösung.

LG Hans

Hi Hans,

klar ist bündig eine der Bedeutungen von stringent, jedoch hat das Wort (siehe Wiktionary oder Duden) viele andere Facetten, wie zum Beispiel: einleuchtend, einsichtig, evident, folgerichtig, gesetzmäßig, klar, konsequent, logisch, organisch, plausibel, schlagend, schlagkräftig, schlüssig, stichhaltig, triftig, überzeugend, unangreifbar, zwingend.
Im Sinne von bündig habe ich es noch nie gehört oder wahrgenommen, das mag daran liegen, dass ich das Wort an sich selten höre. Ich hoffe, hier das Wort im Sinne von "gesetzmäßig, folgerichtig", gebrauchen zu können und dadurch wird es zu weit mehr als einem Lückfüller, es zeigt die Unausweichlichkeit des Schicksals auf. Jedenfalls war das meine Intension.

Jetzt grübel ich mal darüber nach, ob der Zusammehang wirklich so falsch gewählt ist.

Liebe Grüße und natürlich danke für das Feedback

Lieber Olli,

meiner Meinung nach ist für "stringent" ein passendes Synonym vorhanden. Mir gefällt es als Wort trotzdem nicht, weil jedem Leser auch ohne Erklärung klar ist, dass die Nacht bis zum Morgen dauert.

Vers 1 müsste, glaube ich, "Vergangen sind der Tag und seine Müh" heißen. Vielleicht schreibst du "Vergangen ist der Tag mit seiner Müh", so sollte es passen.

Für eine Eintagsfliege weiß das Insekt aber eine Menge über die Zusammenhänge des Lebens, verwunderlich.

Auf jeden Fall eine witzige Idee.

Liebe Grüße
Sid

Lieber Olli,

Höre ich verdeckt doch so etwas wie Hoffnung aus Deinen Zeilen? Hoffnung trotz ungünstiger Umstände?
Irgendwie passt das Wort stringent doch zu Deinen Zeilen, das klingt irgendwie verbissen, verbissen mit den ungünstigen Umständen und verbissen mit der Hoffnung.
Was mich stört ist der Satz:
und frage mich derweil wanns wohl geschieht.
Die Verkürzung gefällt mir hier gar nicht. Mir würde besser gefallen:
und frage mich derweil wann es geschieht.
Übrigens beziehe ich die Eintagsfliege nicht wörtlich auf die Fliege, sondern auf die Kürze des menschlichen Lebens.
Ansonsten, hast Du gut gearbeitet und einen korrekten, wenn auch (für mich ziemlich harten) Schweifreim hingelegt.

Liebe Grüße, Klatschmohn

Lieber Olli,
Du und Deine Phantasie Ihr beide seid immer für eine Überraschung gut.
Aus der Sicht der Eintagsfliege ein Gedicht zusammenzuschrauben, das ist schlicht und einfach derollig. Ich mags. Sehr sogar.

Stringent - ein schönes, klangvolles Wort, hier in diesem Text jedoch steht es quer. Wie schon vorgeschlagen, würd auch ich für eine mehr bodenständige Formulierung opten. Vllt:
die Nacht regiert die Welt bis morgen früh... oder: die Nacht regiert mein Sein bis morgen früh ?
Ab jetzt regiert die Nacht bis morgen früh...

Nach 'derweil' gehört ein Komma.

Das Drolligste und absolutes Highlight ist: verbissen pfeife ich mein Abschiedslied
Die Vorstellung, wie sich die Eintagsfliege stur eins flötet, ist absolut priceless!

Handwerklich: nix zu meckern. Reimschweifig gelungen.

LG von Lailany

Lieber Olli,

in diesem Kontext würde ich das Wort "stringent" auch nicht verwenden. Zuerst dachte ich, Du wolltest im letzten Vers sehr überraschend mit der Identität des LI herausplatzen. Aber dann hätte das Kartenspiel so gar nicht gepasst. Ich denke, Klatschmohn sieht es ganz richtig, dass sich hier ein Mensch mit dem kurzlebigen Insekt vergleicht. Die Karten werden ständig neu gemischt, und das Spiel heißt "Leben und Tod". Tag und Nacht stehen für Leben und Sterben.

Da kann man dann als Leser richtig ärgerlich werden und möchte das resignierende LI am liebsten schütteln und an den Titel erinnern: Genieße den Tag! Lebe intensiv und beschäftige Dich nicht ständig mit Deiner Vergänglichkeit!

Zitat

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und frage mich derweil, wanns wohl geschieht.

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Deine Version (mit Komma) gefällt mir besser als Klatschmohns Vorschlag mit "es" auf der Hebung. Auf jeden Fall werde ich jetzt gespannt erwarten, was der Tag mir außer diesem gern gelesenen Gedicht noch schenkt.

Liebe Grüße
Claudi

Lieber Olli,

ich mag nicht sämtliche, durchaus überlegenswerte Vorschläge wiederkäuen, auf einen, bisher übersehenen Fehler möchte ich dich allerdings aufmerksam machen:
die Nacht regiert stringent bis morgen Früh, Bitte klein schreiben - früh.

Dem Leser die Sichtweise einer Eintagsfliege aufzudrücken, ist eine total lustige Idee.
Sehr gerne und mit einem breiten Lächeln gelesen.
Herzliche Grüße,
Medusa.

Lieber Derolli,
ob nun „Carpe Diem“ oder „Hakuna Matata“, beide Sentenzen meinen dem Grunde nach das Gleiche: Sorge dich nicht – lebe!

Für V3 i.V.m. V5 hätte ich persönlich sogar eine etwas „härtere Gangart“ gewählt:

Zitat von Derolli im Beitrag #1

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Vergangen ist der Tag und seine Müh,
die Nacht regiert stringent bis morgen früh,
dann werden meine Karten neu gemischt.
Verbissen pfeife ich mein Abschiedslied
und frage mich derweil, wann's mich erwischt
- so ist das Eintagsfliegenleben eben!

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