Frau Müllers Jugendfrische

Frau Müller altert einfach nicht,
nur ein klein wenig im Gesicht,
wo hier und dort sich ganz verwegen,
trotz Botox ein paar Fältchen regen.

An blonden Haaren, schulterlang,
dem High-Heels-Popo-Wackelgang,
dem Mini, der durchs Städtchen schlendert
hat sich seit Jahren nichts verändert.

Sie altert eben nicht die Bohne,
drum zeigt sie sich gern oben ohne
vom Scheitel bis zum Nabel stramm
am Selfie Stick auf Instagram.

Sogar das Töchterchen scheint alt,
drum ist ihr Freund jetzt ganz verknallt
und schickt Frau Müller heiße Tweets,
verlinkt zum Foto seines Glieds.

Frau Müllers Glück kennt keine Grenzen,
sie würde ihn gern One-Night-Standsen,
wie einst – mit jugendlicher Verve;
doch leider klemmt ihr Ischiasnerv.




© Ralf Schauerhammer


P.S.: Heliane sagte im Kommentar zu "Frau Müllers Alter": "Frau Müller scheint zu übersehen, dass sie nach langen Ehejahren auch nicht mehr ausschaut wie Claudia Schiffer und zu vergessen, dass sie längst nicht mehr soooo einsatzfähig wie anfangs ist."

Welch ein Irrtum, wie man hier sieht!

Liebe Heliane,

vielen Dank für die Anregung der Idee zu dem Gedicht und für die Korrekturen; es ist gerade fertig geworden, ich hätte es nochmals durchlesen sollen.

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Sanderling,

ja, die letzte Strophe ist recht drastisch, aber mir gefällt die schräge Wortschöpfung in der zweiten Zeile so gut, dass ich wahrscheinlich nicht darauf verzichten werde, auch wenn es vielleicht ein wenig zu konkret ist.

Liebe Ostseemöwe,

ich mag diesen Typ Frau auch nicht (zu dem es natürlich auch das männliche Gegenstück gibt) und empfinde Mitleid, wenn ich mir vorstelle, wie schrecklich ein Leben neben der Wirklichkeit sein muss. Bezüglich der Liebe zwischen den "Zeitaltern" ist doch alles gut, was im Rahmen des gesetzlich erlaubten bleibt. Und wenn alte Knacker verträumt nach jungen Dingern schauen, dann muss man Nachsicht üben, sie haben halt die schwach Erinnerung an Händchen halten, Küssen, und – da war doch noch etwas?

Liebe Grüße euch beiden
Thomas

Liebe Heike,

Gott-sei-Dank nicht, aber Herr Müller hat nun mal das Pech.

Liebe Grüße
Thomas