Sie singt

Sie singt ihr Lied dem Wind entgegen;
wenn dieser schweigt und nicht mehr weht,
dann findet sie von allen Wegen
den steilsten, den sonst keiner geht.

Wenn alle mit dem Strome schwimmen,
dann wird sie wehrhaft und sie singt,
anstatt im Chore einzustimmen,
ein Lied, das einzigartig klingt.

Und schnürt sich Angst um ihre Kehle,
dann singt sie ganz besonders rein.
Sie singt ihr Lied aus voller Seele
in Welt und Himmelsflur hinein.



© Ralf Schauerhammer

Liebe Heidi,

ich versuche in Gedichten nicht reale oder verschönerte Bilder von Personen darzustellen, sondern deren Ideal. Das Folgende Zitat aus einem Brief von Friedrich Schiller an Prinz Friedrich Christian von Augustenburg (vom 11.11.17793) beschreibt, was ich anstrebe.

"Einen Charakter verschönern und einen Charakter idealisieren sind mir aber zwei ganz verschiedene Dinge. Dieses letztere kann nur der vortreffliche Künstler; jenes ist der gewöhnliche Behelf des mittelmäßigen. Jeder individuelle Menschencharakter ist wieder seine eigene Gattung, und die augenblicklichen Erscheinungsweisen sind nur verschiedene Arten dieser Gattung. Diese augenblicklichen Erscheinungsweisen sind zum Teil zufällig, weil äußere, vorübergehende Umstände darauf Einfluss haben, und weil sie nicht vom Charakter allein ausgehen, so können sie auch kein treues Bild desselben sein. Um dieses treue Bild zu erhalten, muss man das Innere und Bleibendem was ihnen zum Grund liegt, von dem Zufälligen abzusondern wissen, man muss die Gattung oder das Generische dieser Individualität aufsuchen, und das nenne ich ein Portrait idealisieren. Die Eigentümlichkeit eines Charakters verliert bei dieser Operation nicht nur gar nichts, sondern sie kann nur auf diesem einzigen Wege gefunden werden; denn weil man nur das Zufällige und was von außen kommt davon abgezogen hat, so muss das Innere und Bleibende desto reiner zurückbleiben. Freilich wird ein auf diese Art entworfenes Bild dem Original in keinem einzigen Moment vollkommen gleichen, aber es wird ihm im Ganzen desto treuer sein."


Liebe anna,

es freut mich, dass ich deiner Einbildungskraft (die in deinen Gedichten oft so schön in Erscheinung tritt) dieses treffende Bild vermitteln konnte.

Liebe Koko,

vielen Dank für dein Lob, welches ich sehr hoch schätze, denn ich bin mir sicher, du schaust kritisch hin und sagst dann auch klar, was dir nicht gefällt.

Liebe Heike,

ja, das sollte man. Ich selbst habe es fast immer getan, und die Freude überwiegt den Ärger, den man sich bisweilen damit einhandelt. Ich mag Menschen, die nicht mit dem Strom schwimmen, auch wenn sie anderer Meinung sind als ich, es ist der Wesenszug den ich mag.

Liebe Grüße euch allen
Thomas

Liebe Ostseemöwe,

vielen Dank. Dein Vorschlag ging sehr gut, nur stört mich die Wiederholung von singen an dieser Stelle nicht, sie singt und singt eben.

Liebe Grüße
Thomas

Liebe Ida,

vielen Dank, insbesondere für die Anregung der Vertonung, wozu ich in den nächsten 10 Tagen nicht kommen werde, aber dann sollte ich es versuchen. Es braucht eine seshr schöne Melodie, die über das Ende des Gedichts hinaus weitersingt. Mal sehen...

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Derolli,

du hast mir mit deinem Kommentar eine sehr große Freude bereitet. Mehr als das Lob freut mich deine einfühlsame und genaue Analyse des Gedichtes. Ich fühle mich gut verstanden – das ist der süßeste Honig für meine Muse, welcher sie hoffentlich bald wieder herbeilocken wird.

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Derolli,

nochmals herzlichen Dank. Ich zähle die beiden auch zu den besser gelungenen.

Liebe Grüße
Thomas