Wie gerne macht der Mensch sich heiß,
der nichts, doch alles besser weiß!
Es bleibt hingegen der gelassen,
der weiß und kann’s in Worte fassen.

Wie gerne wird der Mensch bestaunt!
Doch jeder hinterm Rücken raunt –
dem diese Eitelkeit wird klar –
was für ein aufgeblasener Narr!

Wie gerne mag der Mensch es leiden,
sich über andre auszuweiden.
Er tratscht und lästert bis zum Glüh’n,
genau wie andre über ihn.

Wie gerne spart der Mensch am Preis!
Selbst dann, wenn er es besser weiß.
Er kauft sehr billig, weil er’s will
und wirft es danach auf den Müll.

Wie gerne wär’ der Mensch doch schlank!
Er weiß, zu viel Gewicht macht krank.
Was schmeckt und lockend anzusehen,
dem kann er wohl nie widerstehen.

Wie gerne hat der Mensch die Liebe,
die trübe Zeiten ihm vertriebe!
Doch soll er tun, was andre freut,
so hat er dafür keine Zeit.

Wie gerne will der Mensch verreisen,
die Welt zu sehen, fremd zu speisen!
Dort wird er meist mit viel Vergnügen,
samt Pommes in der Sonne liegen.

Wie gerne gibt der Mensch Kritik!
Er liebt sie jeden Augenblick.
Auch hat er Mut, sie auszuhecken,
nur fehlt die Kraft, sie einzustecken.

Wie gerne sei der Mensch doch edel!
Nur will es nicht in seinen Schädel!
Das Edle ist zwar schön zu finden,
doch kann er sich nicht überwinden.

Wie gern erteilt der Mensch 'nen Rat!
Auch dem, der ihn nicht nötig hat.
Will nun der andre ihn nicht hören,
kann er ihn tagelang belehren.

Wie gern erzählt der Mensch Geschichten!
Wo nichts erlebt wird, muss er dichten.
Er lügt, bis sich die Balken biegen.
Unglaublichkeit bringt viel Vergnügen.

Wie gern betreibt der Mensch das Lernen,
sich von den Dummen zu entfernen!
Nur meidet er’s, wenn’s ihm zu schwer,
bei eignen Fehlern noch viel mehr.

Wie gerne hört der Mensch das Loben!
Dafür muss er sehr viel erproben.
Er lobt nicht nur das, was gefällt,
auch dass der Chef ihn noch behält.

Lieber Ulrich,

zu Deinen sinnvollen Versen auch von mir noch eine Strophe:

Zu wenig gibt der Mensch den Armen
wenn er viel hat fehlt ihm Erbarmen.
Der Not will er gern ferne bleiben
und trennt von Reichtum keine Scheiben.

LG Hans

Lieber Ulrich,
Das hätte Wilhelm Busch schreiben können. Haarscharf beurteilt und manchmal fühlte ich mich persönlich angesprochen......!
Das Gedicht ist wirklich Klasse. Ich bin beeindruckt.
Liebe Grūße,
Heidi
.




Hallo Hans

Meintest Du keine Scheiben oder kleine Scheiben?
Gruß,
Heidi

Entschuldigung, ich versuche vom handy aus zu schreiben. Das klappt nicht immer so.

Lieber Thomas,
eine schöne Ergänzung von Dir und auch noch unter Beibehaltung der Leitzeile. Danke!

Lieber Hans,
auch Dein Spruch passt inhaltlich genau dazu. Eben las ich in der Zeitung unter Lesermeinung genau das Thema. Danke!

Liebe Heidi,
Dein Lob rührt mich außerordentlich. In der Tat schaue ich bei einigen Spitzen, die ich verteile, auch in mich hinein. Sind wir nicht alle menschlich?

Lieber morgendliche Grüße
Ulrich

Lieber Ulrich,
ach, welch schreckliche Spezies sind wir doch, wir sollten uns schämen!
Spitzfindig, ziemlich lustig und gut zu lesen ziehst du über uns her und lässt kein gutes Haar mehr dran.
Hast du überhaupt nichts Positives gefunden? Schade .
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,
wie sagte doch der große Dichterfürst: Wer sich nicht selbst zum Besten haben kann, der ist nicht vom dem Besten!
Etwas Gutes zu sagen, dürfte wohl kaum lustig sein?
Und, edel sei der Mensch...!, das heißt, er ist es eben leider nicht (nur in Ausnahmen).
Solange wir unsere Schwächen erkennen, besteht Hoffnung.
Ich habe noch Hoffnung, wenngleich sie schwindet.
Danke fürs Reinschauen und fürs "Spitzfindig, ziemlich lustig und gut zu lesen"
LG Ulrich

lieber Ulrich
ich kann mich den Lobeshymnen zu Deinem Gedicht nur anschließen.
Es ist wirklich toll geschrieben.

herzlich Ilona

Liebe Ilona,
auch wenn mich Dein Lob sehr freut, muss ich mich doch an die Regeln erinnern, dass etwas Sachliches gesagt werden soll.
Trotzdem danke ich Dir sehr. Vielleicht fällt Dir ja noch ein kleiner Antwortvers ein. Den kannst Du noch schnell heilend VERSENDEN.
LG Ulrich