Ich erinnere mich an unsere Nachbarin, die Antonella, die beim Wäsche- Aufhängen immer Adriano Celentano sang
Erinnere mich an das „Himmel-Arsch-und-Zwirn“ der anderen, wenn ihr Dicker bierselig heimgetorkelt kam
Erinnere mich an das Mottengift in den Messdiener-Gewändern und an das Ritual des Samstagabend-Bades
Erinnere mich an den Stromer bei der Litfaßsäule, und an das Glühen im Gesicht bei jeder kleinsten Lüge
Erinnere mich an Nscho-tschi, Winnetous schöne Schwester, an Kaulquappen und an den Wasserhahn, der gefühlt ewig vor sich hin tropfte
Erinnere mich an das Chloroform bei der Blinddarm-Operation, an die steile Holztreppe zum Speicher und an die Fingernägel mit Trauerrand
Erinnere mich an die Erdbeereis-Kugel, die zu Boden fiel, an die behagliche Unordnung in meinem Zimmer, an den Straßen-Akkordeonisten, dem ein Finger fehlte
Erinnere mich an Pipo, unseren Kanarienvogel, an den überfüllten Wartesaal beim Zahnarzt, an das Quieken der Säue vor dem Abgeschlachtwerden
Erinnere mich an die Backpfeife unseres Lehrers, konnten wir doch die Mädchen in ihren Röcken überreden, Purzelbäume zu schlagen
Erinnere mich aber auch an die spätere Genugtuung : 150x4=700 ! und er merkte den Fehler nicht ...
Nun ja, wen interessiert’s schon ? Aber ich, Ich erinnere mich !
es sind die kleinen Begebenheiten, Erinnerungen die Bleiben. Wen interessieren schon diese Alltäglichkeiten? Ich denke, sie interessieren den, der sich für uns interessiert.
Deine Gedicht ist auf eine seltsame Art voller Spannung. Es ist ein Gedicht, das mich auf seltsame Weise berührt und Erinnerungen hervor ruft.
Hallo Jeno, Dein Erinnerungsgedicht hat mich berührt. Ich glaube, so ein paar Denk-Erinnerungspausen haben einen großen Wert. Ab und zu lege ich auch so Pausen ein und mir kommen dann Erinnerungen hoch, an die ich ewig nicht gedacht habe und ich wundere mich, dass sie noch da sind. Natürlich habe ich mich besser an Winnetou erinnert als an seine Schwester. aber da gibt es natürlich noch viel mehr. Ich versuche auch an meine frühesten Erinnerungen heranzukommen, ich glaube, dass die so bei drei Jahren liegen. Ich weiß, dass da Flure sehr viel länger waren, die Decken höher und die Menschen damals alle noch viel größer waren. Komisch, was? Danke für Deine Erinnerungshilfen. Das hat Spaß gemacht. Liebe Grüße, Heidi
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