Ruf der Nike

Lieber Thomas,

dem Kraftort Samothraki wollte ich einen kraftvollen Rhythmus zukommen lassen, alle Kräfte vereint.
Wenn das gelungen sein sollte, dann ist das schon die Hälfte der Miete, wie man flapsig neuerdings zu sagen pflegt…

Danke für den netten Kommentar und Grüße vom Eiland des Äolos
Karlheinz

lieber Karlheinz

mir erging es wie Thomas, auch ich habe versucht in der ersten Strophe das "dir" unbetont zu lesen, es glückte nicht sonderlich.
Abgesehen davon finde ich, das Gedicht hat einen kraftvollen Klang und es passt sehr gut zu dem Kampf des Meeres.
Ich finde leider die Vorgabe es Kreuzreimes in den beiden Strophen nicht erfüllt. Oder?
liebe Grüße Ilona

Liebe Ostseemöwe,

wie wär’s denn, wenn ich das Komma hinter dem dir jeweils wegließe? Läge dann nicht die Betonung an der korrekten Stelle. Wenn dem so sein sollte, wäre das ja sehr leicht zu bewerkstelligen…
Was den Kreuzreim angeht, hast du für die erste Strophe recht, für die zweite nicht.
Also insgesamt stört mich die Abweichung vom Grundschema überhaupt nicht, im Gegenteil, es belebt die allzu starre antiquierte Form!
Herzliche Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Carlino,

inhaltlich hast du ein mächtiges Thema erfolgreich in Zeilen gesetzt. Über den Beginn bin ich formal nicht ganz so glücklich, zumal du direkt am Anfang die typischen Merkmale der Opitzstrophe ( Jambus mit drei Hebern bis zur Zäsur ) variierst. Gewagt, sage ich einmal, aber auch: nichts ist unveränderbar, ...wo kämen wir sonst hin.
Wo aber sitzt denn für dich die dritte Hebung im der ersten Vers? Die geht mir ganz verloren, bzw. ich empfinde hinter "stets" keine wirkliche Zäsur. Ich unterstreiche dir mal, wie ich die Betonungen lese, nur an den Stellen, die es mir schwer machen. :

Zitat von Carlino im Beitrag #1

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Ruf der Nike

Dir, Brandung, stets im Kampf mit Stein und Felsenriff,
dir, wildem Wellenschaum, dir gilt mein Sehnsuchtspfiff
und euch, euch grünen Algen,
verschmiert mit Teer am Pier!
Ich riech euch aus der Ferne,
und ruf euch her zu mir...

Euch Winde und dich Zeus, ruf ich zur Hilfe auf,
oh Neptun gib dem Dreizack endlich freien Lauf!
Ihr sollt mein Eiland schützen,
die Burg des Aeolos,
vorm Niedergang beschützen,
dies schaumumtobte Schloss!



© Karlheinz Lang

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Lieber Sanderling,

alles hängt vom Komma nach „Dir“ ab, das ich nachträglich eingefügt habe. Mir ist das nicht aufgefallen, dass sich nach dieser Einfügung die Betonung nach vorne verlagert. Nun lass ich es weg, bzw. ersetzte es durch „Der“, dann dürfte es klarer sein, wie ich es haben wollte. Die dritte Hebung liegt dann auf Kampf und dann kommt erst die Zäsur.
Mal sehn, ob es so besser kommt im Sinne der Opitzschen Vorgaben.

Danke für deine wertvollen Hinweise und herzliche Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Karlheinz,

kannst du mir bitte weiterhelfen? Wo ist denn hier eine Zäsur? Der Brandung, stets im Kampf mit Stein und Felsenriff,

Ich dachte Zäsur bezeichnet auch inhaltlich einen cut, den ich nicht bei jedem von euch gefunden habe.

Ein Haus unter dem Mond, die Sterne links des Baums - das wäre für mich eine Zäsur, aber Herr Opitz und ich, wir sind immer noch nicht best friends, deswegen frage ich einfach nochmal nach.

Dein Gedicht gefällt mir sehr gut! Die Kraft des Meeres erscheint unbändig und wild, ich habe das Tosen gehört und die Ruf der Nike....

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,

das mit der Zäsur habe ich nicht besonders ernst genommen, ehrlich gesagt. Beim Verfassen des Gedichtes habe ich mich an dem Beispielgedicht von Schirmer orientiert, das Thomas vorgeben hat. Dort heißt es in der ersten Zeile: „Ihr Augen voller Brunst und du, du Purpurmund“ und da sehe ich auch keine besondere Zäsur…

Danke für dein Lob und herzliche Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Carlino,

Dann bin ich ab jetzt auch Opitz- tiefenentspannt….

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,

sehr gute Wahl!!!

Letztlich kommt es doch immer darauf an, eine sinnvolle, annehmbare Aussage und Form hinzubekommen und das gilt besonders für letztlich antiquierte Gedichtformen, denen auch immer etwas Schrulliges anhaftet. Ironisierende Distanz ist angesagt…

Herzliche Grüße aus der „Sommerfrische“, ein Wort übrigens, das auch aus der Mode gekommen ist…
Karlheinz