Doppelt Einsam

Ich bin von der Mehrzahl
der Menschen entfremdet,
irgendwie war ich es immer schon.
Schon als Teenager hasste ich
die oberflächlichen Wichtigtuer
und die Zickenpüppchen,
denen es nur um Bestätigung
ihrer Wichtigkeit ging.
Denken war nicht gefragt
und ich war damit alleine.

Ich gewöhnte mich daran.
Nun bin ich alt und
zum Einsiedler geworden,
betrachte die Macher
in ihrer eigenartigen Untatenhölle
und die Untertanen-Schafe,
die laut blöckend und zitternd
zur Schlachtbank eilen,
damit die sinnlose Lebenspein
endlich vorüber geht.

Aber ich rede im Geist
mit meinen großen Freunden,
Kepler, Shakespeare, Schiller,...
und versuche ihre große
Menschenliebe zu begreifen.
Auch sie waren allein,
wie ich es bin,
aber auf fruchtbare Weise.
Nicht so bin ich,
und deshalb doppelt einsam.



© Ralf Schauerhammer

Liebe anna, lieber Sanderling,

das ist das verflixte Problem mit dem Freien Vers, rhythmisch freier gefasst wird schnell Prosa. Einerseits soll dem Inhalt möglicht wenig Form "entgegentreten" , andererseits wird vom Inhalt getriebene zwangsläufig Prosa.

Es freut mich sehr, dass ihr euch mit diesem seltsamen Text so positiv auseinandergesetzt habt. Es ist halt einer meiner vielen Versuche.

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Karlheinz,

es freut mich, dass es dich anspricht. Gerade fällt mir ein, dass ich das schon poetischer im "Kopf durch die Wand" Gedicht, von etwas anderem Standpunkt, ausgedrückt habe. Ich versuche es irgendwann nochmals.

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Derolli,

vielen Dank. Es ist, wie ich schon sagte, nicht besonders gut und wenn du sagst, dass es für dich Prosa ist, hast du wohl Recht. Es ist ein Versuch, weil ich das Ding mit dem Freien Vers nicht theoretisch kapieren kann. Vielleicht ist es nicht zu verstehen. Aber gerade da reizt mich. Manche sagen, alles was unter Freier Vers läuft ist Prosa und man spricht ja sogar paradoxerweise von Prosagedicht. Ich denke dass es schon Freien Vers geben kann, aber frei darf nicht gleich formlos sein. Nun ist die Frage, welche Formelemente müssen mindesten vorhanden sein, dass es nicht Prosa sondern Lyrik ist?

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Derolli,

ja, es ist interessant "welche Einschränkungen sich der Autor selbst macht". Wenn ich z.B. ein Sonett schreibe, mache ich mir selbst die Einschränkungen dieser Form. Da ich sie selbst wähle, wie z.B. eine Spielregel, beinhaltet das keine Unfreiheit. Da es eine Form ist, die schon viele gut Dichter verwendet haben, kann ich auch recht gut abschätzen, welche Wirkung sie hat und für welchen Inhalt sie besonders gut geeignet ist. Vor allem ist jedoch die "Einschränkung" dieser Form die Voraussetzungen künstlerischer Freiheit und wirklicher Kreativität. Ich verweise deshalb immer auf Goethes ""Natur und Kunst". Ich glaube beim guten Freien Vers ist das nicht anders, nur subtiler und deshalb viel schwieriger, ein Drahtseilakt zwischen wirklicher Freiheit und anarchistischem Müll. Leider ließt man recht oft letzteres, insbesondere von Autoren, die meinen, dass klassische Formen sie "einschränken", d.h. von solchen, welche die Freiheit durch die Form nicht begriffen haben. Auch ist eigentlich jeder große Dichter ein "Freier" indem er die Formen weiterentwickelt. Man bedenke nur Shakespeares Sonette...

Bevor ich ins Reden komme...

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Sanderling,

vielen Dank für deine neue Version, die sehr schön ist und einen neue Eindruck vermittelt, allein schon wegen der dritten Person. Die Fruchtbarkeit scheint mir jedoch wichtig erhalten zu bleiben.

Liebe Grüße
Thomas

Lieber Sanderling,

solche Velwechserungen passieren mir laufend.

Liebe Grüße
Thomas