Gedanken lösen sich aus den Gefühlen,
verlieren sich in einem Maienregen,
um sich im Grau der Wolken zu bewegen,
am Nass der frischen Blätter abzukühlen.

Im Innern fängt Begehren an zu wühlen,
ein Wunsch beginnt sich aufs Gemüt zu legen.
Der kühle Morgenschauer scheint hingegen
die warme Zuversicht hinweg zu spülen.

Es kann nicht jeder Lenzentag brillieren,
nicht jede Stunde sorglos wonnig sein.
Natur wird alles richtig dirigieren,

mit göttlichem Verstand - tagaus, tagein.
Was nützt es da, den Gleichmut zu verlieren?
Die Demut ist ein Seelenedelstein.

Lieber Milchpriester,

mir gefällt Dein Sonett bestens, vor allem der letzte Satz! Die Abhängigkeit der Gefühlslagen von Wetterlagen und unsere Unfähigkeit, dem auszuweichen, ist sehr schön dargestellt. Gelassenheit ist daher angesagt!

Liebe Grüße aus Samothraki, wo auch nicht jeder Tag eitel Sonnenschein herrscht...
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
wenn ich das meiner Gala sage, dass Du sie ins Griechische übersetzt hast, dann lacht sie sich kaputt!
Danke für Deinen Kommentar! Ja, das Wetter ist schon eigenartig dieses Jahr, besonders im Süden Europas. Bei Dir müsste es doch längst heiß sein. Aber das wird schon werden.
Liebe Grüße!
Charly (el sacerdote de leche)

Lieber Thomas,
danke für Deine Hinweise! Die Doppelung "scheint" ist mir komischerweise nicht aufgefallen. "Regen" als doppelter Reim gefällt mir aber trotz unterschiedlicher Bedeutung nicht. Ich habe es etwas anders formuliert, da Dein Vorschlag eine Hebung und zwei Silben zu viel hat.
Der "Lenzentag" ist vielleicht Geschmacksache; mit gefällt es wegen des Klanges. Eine Alternative wäre "Frühlingstag".
Liebe Grüße!
Charly

Lieber Thomas,
das siehst Du jetzt selber, dass das eine reine Geschmacksache ist. Ich meine, das Wort Lenz hat erstens einen schöneren Klang für mich, erst recht mit der Endung "en", und es ist zweitens Zeit, das "antiquierte" Wort wieder zu beleben, da mir persönlich "Frühling" inzwischen zu abgenutzt erscheint.
Vielleicht bin ja auch ich inzwischen antiquert, doch da stehe ich dazu.
Liebe Grüße!
Charly

Lieber Charly!

Dein Maienregen spricht mich sehr an.
Du hast es wieder einmal geschafft, stimmungsvolle Bilder und Gefühle inhaltlich gekonnt in gereimte Zeilen und Strophen zu setzen und ein Sonett daraus zu zaubern.

Sehr gern gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße, Martin

Lieber Charly,
als ich Dein schönes Sonett las, fragte ich mich,
war der Mai dieses Jahr so deprimierend, so voller grauer Tage.
Ich behaupte einfach, nein.
Dann aber im zweiten Teil Deines Gedichtes wandelt sich die Stimmung.
Allein das Wort Lenzentag gibt Zuversicht.
Mir gefällt es wirklich sehr, sehr gut.
herzlich Ilona

Liebe Gabi,
danke für Dein Lob! ich weiß es zu schätzen.
Sonette sind ja Klinggedichte, somit sind Endungen wie bei Maienregen oder Lenzentag mir willkommene Ausdrücke, um noch mehr Klang zu erzeugen.
Der Begriff Lenz ist Geschmacksache. Ich gebe diesem Begriff den Vorzug, zumal ich das Wort Frühling inzwischen für recht abgenutzt halte; in meinen Ohren klingt es zumindest so.
Liebe Grüße!
Charly

Liebe Ilona,
Es freut mich, dass Dir mein Gedicht gefällt; danke für Dein Lob!
Dieses Jahr ist der Mai irgendwie "verdreht". Meine Schwester in Schottland hat hochsommerliches Wetter seit Wochen, meine Kinder in Berlin genießen einen warmen Frühling und wir hier unten im Süden haben im Mai beinahe nur kühle Regentage gehabt. Erst jetzt, zum Wochenende, soll es sommerlich werden.
Das Sonett ist entstanden wie viele meiner Texte: Ich saß warm eingepackt am Schreibtisch, vor mir der Computer, dahinter die Gala und mein Blick ging hinaus in den verregneten Garten. Und dann sind sie halt hinaus gezogen, die Gedanken...
Liebe Grüße!
Charly

Lieber Martin,
auch Dir herzlichen Dank für Deine lobenden Worte zu meinem Sonett!
Mit Wehnut erinnere ich mich an die sonnigen Tage in Wetzlar und die gelungene Lesung. So richtig warm wird es bei uns hier erst am Wochenende.
Liebe Grüße!
Charly

Liebe Gabi,
danke für Deinen Link zu den "Glocken von Rom"!
Ich fand das Gedicht schön und noch schöner die Stimme der Nonne. Unglaublich, wie sicher und klangvoll sie über Oktaven hinweg die Töne trifft.
Liebe Grüße!
Charly