Am Anfang war's nicht offenbar;
er trug die Nylons nur zur Nacht.
Dann wurde es ihr langsam klar
und es beschlich sie ein Verdacht,

denn auch ihr Top war plötzlich weg.
Darüber war sie aufgebracht
und es durchfuhr sie jäher Schreck -
zog ihn als Träger in Betracht.

Als er dann von der Arbeit kam,
fiel sie in Ohnmacht – war ein Wrack.
Er trug Perücke, Frauenkram,
und dunkelroten Nagellack.

Als sie sich aufgerappelt hatte,
gab er ihr zärtlich einen Kuss:
«Ich bin und bleib dein Göttergatte,
doch mit den Lügen ist jetzt Schluss.»

Und sie? Sie reichte ihm ein Glas
mit Sekt - erfand das Leben neu.
Sie hatten beide ihren Spaß
und blieben stets einander treu.

Liebe Yette, ein sehr gelungener Text.
Das eher ungewöhnliche Szenario findet ein gutes Ende, welches den Text nicht nur sehr sympathisch macht, viel wichtiger ist die klare Botschaft, die er vermittelt.
Flapsig ausgedrückt: jeder Topf findet seinen Deckel... zumindest würde ich das jedem wünschen.
Gefällt mir... gefällt mir sehr!

Ein kleiner Kritikpunkt: Nagellack auf den Fingern.... auch, wenn man weiß, was gemeint ist, in diesem speziellen Fall ist es doch etwas fragwürdig, ob einer, der gewohnt ist, als Mann aufzutreten, vllt doch nicht ganz so geschickt mit Nagellack umzugehen weiß...
Vorschlag: und dunkelroten... leuchtendroten... oä.

Anstatt 'befiel sie ein Verdacht' wäre vllt 'beschlich' einen Tick besser, zumal Du weiter unten das 'fiel' für die Ohnmacht brauchst.
Was meinst Du?

Sehr gern gelesen und mich damit beschäftigt.

LG von Lailany

Liebe Yette,

ich mag dein Gedicht auch, weil es ein Problem anspricht, das es sicher öfter gibt und unterschiedlich gesehen wird. Deine positive Sicht gefällt mir sehr gut, ich teile sie.
Der flotte Jambus und die kurzen Verse, die du perfekt durchgehalten hast, passen ganz hervorragend zum Thema.
Winzige Feilereien könnten aus deinem Gedicht ein kleines Schmuckstückchen machen:

Am Anfang war's nicht offenbar;
er trug die Nylons nur zur Nacht.
Dann wurde es ihr langsam klar
und es befiel sie ein Verdacht, „Es“ betont klingt nicht gut.

denn auch ihr Top war plötzlich weg. Sehr schöner Zeilensprung!
Da war sie furchtbar aufgebracht „Da“ empfinde ich sprachlich als nicht besonders gelungen.
und es durchfuhr sie jäh der Schreck – Wieder „es“ betont . Den Artikel vor ‚Schreck’ könntest du durch „jäher“ umgehen.
zog ihn als Träger in Betracht.

Als er dann von der Arbeit kam,
fiel sie in Ohnmacht – war ein Wrack.
Er trug Perücke, Frauenkram,
und auf den Fingern Nagellack. Ich würde Lailanys Vorschlag unbedingt übernehmen.

Als sie sich aufgerappelt hatte,
gab er ihr zärtlich einen Kuss:
«Ich bin und bleib dein Göttergatte,
doch mit den Lügen ist jetzt Schluss. Habe ich in einem deiner Kommentare etwas über „Anfängerfehler“ gelesen ? Mich stört der Kadenzenwechsel überhaupt nicht .

Und sie? Sie reichte ihm ein Glas
mit Sekt - erfand das Leben neu.
Sie hatten beide ihren Spaß
und blieben stets einander treu.

Gerne gelesen!
Herzliche Grüße,
Medusa.

Liebe Lailany, liebe Medusa,
zunächst danke ich euch herzlich für die intensive Beschäftigung mit meinem Text.

Deine beiden Anregungen, liebe Lailany, übernehme ich natürlich ohne Gnatz.

Und deine Änderungsvorschläge, liebe Medusa, übernehme ich auch ohne murren.
Ach und was deinen Hinweis zu S1 V4 betrifft: Dem Jambus nach wird das „es“ natürlich betont. Nur ich sehe den Schwerpunkt eher auf das Folgewort, also auf „beschlich“, lese demnach die Verbindung „und es“ in einem Atemzug (beides unbetont).

An dem Gedicht habe ich übrigens lange gefeilt und mich daher sehr gefreut, daß ihr mir dabei behilflich wart, es noch zu optimieren.

Alles Liebe von Yette

Ja, liebe Yette,
das dachte ich mir .
Aber damit hast du zwei unbetonte Auftaktsilben und rutscht von deinem schönen Jambus in einen nicht unbedingt wünschenwerten Anapäst, vastehste ?
Ich grüße dich herzlich,
Medusa

Zitat von Medusa im Beitrag #5

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Aber damit hast du zwei unbetonte Auftaktsilben und rutscht von deinem schönen Jambus in einen nicht unbedingt wünschenwerten Anapäst, vastehste ?

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Zitat von Thomas im Beitrag #7

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...schmunzelnd gelesen, und möchte dir sagen, dass es mir gefällt.

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