die silbergestreifte Welt der Mächtigen
ist grandios herrlich
Marmorwände zieren die Herzen
so schön und kühl
Seidengardinen verschönen den Blick
auf die Wahrheit
Goldarmaturen regeln bedenkenlos
den Lauf der Geschicke
wertvolle Gemälde hängen sorgsam gewählt
über den Werten
filigrane Teppiche liegen warm und weich
auf dem Gewissen
kunstvolle Statuen werfen keine Schatten
zum trennenden Tor
ein Wächter der Märkte achtet sorgsam
dass niemand entkommt

draußen
steht in Lumpen ein Mensch vor der Tür
die Domizile
im gehobenen Park sind klingelfrei

Guten Morgen, Thomas,

ja, da stimme ich dir absolut zu. Das Gedicht ist nur ein Blick auf einen Teilaspekt. Die Werte gehen auch bei weniger Mächtigen und Reichen verloren, und auch bei denen die kaum was haben.
Und selbstverständlich sind niemals alle so. Es gibt noch viele aufrichtige, anständige und liebe Menschen in alle Schichten, in allen Bereichen.
Nur haben gehobene Schichten einfach die Möglichkeit, sich, ihr Handeln, ihre Einstellungen, ihre Asozialität, hinter ihrem Reichtum oder ihren gewichtigen Stellungen zu verschanzen.

Und ist es nicht so, dass jene, die die Fäden in der Hand halten, weil sie es können, weil sie an den richtigen Stellen sitzen oder das nötige Kleingeld dazu haben, immer mehr den Blick auf das Elend vor der Tür verlieren, ihre Herzen verschließen, .... Profit und Macht ist bei vielen das goldene Lamm geworden, um das sie tanzen. Tendenz steigend. Und die Mittel, die sie dafür nutzen, sind die wirklich immer moralisch vertretbar?

Ich lebe schon lange genug, um die Veränderungen der letzten 20-25 Jahre hautnah zu erleben und wahrzunehmen.

Der Werteverlust bei weniger Priviligierten wäre sicher ein weiteres Gedicht wert. Die kompensieren und zeigen das anders.

Eine bittere Betrachtung, ja stimmt, aber im Moment sehe ich keine Wende zum Besseren. Aber- sie möge doch bitte kommen.

Liebe Grüße
Clara

Das ist noch ein Folgegedicht unserer Aufgabe.

Liebe Clara,

Macht vermehrt sich mit der Zunahme von Besitz und nur in geringem Maße mit Fähigkeiten und Wissen. Es gibt auch Menschen mit großem Besitz, die bescheiden leben, doch Verzicht ist leicht, wenn er freiwillig ist und jederzeit wieder aufgegeben werden kann. Die Ausübung von Macht erfolgt immer für persönliche Interessen. Dies macht eine extrem ungleich verteilte Macht sehr gefährlich. Wir wissen, dass großer Besitz die Psyche des Menschen, insbesondere mit Empathieverlust , verändert. Eine Demokratie mit sehr großen Besitzkonzentrationen kann nur eine Scheindemokratie sein, in welcher Armut im Interesse der Macht ohne Gefühl gewollt ist. Auch Dein Gedicht gibt uns einen Hinweis darauf.

LG Hans

Liebe Clara,

Mir gefällt dein Gedicht trotz Verallgemeinerung sehr. Natürlich betrifft deine Beschreibung nicht auf alle zu, aber muss die Kunst nicht manchmal übertreiben, um wachzurütteln.

Am allermeisten haben mich deine letzten vier Zeilen angesprochen - klingelfreie Domizile im Park und das Bitterste - dort würde keiner klingeln wollen...

Liebe Grüße und Danke

anna

Guten Abend, lieber Hans,

siehste, das Wort "Empathieverlust" hat mir noch gefehlt. Ist mir einfach nicht eingefallen. Das triffst es ziemlich genau. Und leider, in unserer gesamten Gesellschaft feststellbar.
Weißt, jedem Reichen sei sein Reichtum gegönnt, das macht mir gar nichts aus, solange dieser Reichtum nicht auf dem Rücken und zu Lasten anderer, zu Lasten der Natur, zu Lasten und Leid von Tieren, durch Ausbeutung oder schmieriger Geschäfte erworben ist.

Danke für deinen Kommentar.

Liebe Grüße
Clara

Liebe Anna,

jetzt haben sich unsere Antworten überschnitten. Ja, es ist mir bewusst, dass es verallgemeinernd ist, aber ich wusste nicht, wie ich es reinpacken könnte, dass ja doch nicht alle so sind. Vielleicht habe ich ja irgendwann mal eine passende Erleuchtung. So richtig übertrieben finde ich es allerdings nicht, denn, wie ich bei Thomas schon erläutert habe, es ist erschreckend, was passiert und wie richtig viele Menschen sich verhalten.
Es freut mich, dass ich dich mit dem Gedicht ansprechen konnte, denn politische Themen schreibe ich eher selten.
Danke dir dafür.

Liebe Grüße
Clara

Hallo Clara,

mir gefällt dein Gedicht gut. Ich finde sogar gerade die Verallgemeinerung gut, weil sie einerseits Räume für eigene Deutung läßt und ich außerdem finde, dass ein Gedicht häufig einen gewissen Verallgemeinerungsgrad haben sollte, damit andere Menschen verstehen, wovon man schreibt oder aber ihre eigene Deutung entwicklen können. Wenn ganz klar und ohne jeden Spielraum zu lesen ist, was gemeint ist, finde ich das nicht so spannend und es regt auch weniger zum Nachdenken an. Danke für deinen Text.

Liebe Klara,
mir gefällt dein Gedicht gut. Man hört ja immer wieder das Reichtum zu Geiz führt und eigentlich ist es ja auch logisch. Wer einmal reich ist lebt in ständiger Angst einmal arm zu sein. Bei Spendenaufrufen merkt man das deutlich an der Spendensumme. Die Reichen geben im Vergleich zu den "Normalverdienern"
viel weniger von ihrem Vermögen ab. Es gibt aber wie überall auch hier Ausnahmen....glaube ich.

LG Heike

Liebe Clara,

berücksichtigt man unentgeltliche Leistungen dann gibt es weit mehr Geschenke von Arm nach Reich als umgekehrt. Dazu kommt nicht selten auch Betrug und Ausnutzung von Wehrlosigkeit der Armen. Reiche beschenken sich untereinander meist großzügig, auch um Steuern zu vermeiden. Reichtum entsteht durch Umverteilung, dies bedeutet durch Verarmung anderer. Beispiel dafür ist auch die soziale Schere in Deutschland. Die Verschuldung der einen Seite ist der Reichtum der anderen. Natürlich gibt es Ausnahmen.

LG Hans

Lieber Catweazle,

danke dir, dass du mein Gewissen ein wenig beruhigst, schließlich will man nicht eine ganze Spezies ausnahmslos durch den Kakao ziehen. Und danke, dass dir mein Gedicht gefällt, also für das Lob, meine ich. Es freut mich, wenn es zum Nachdenken anregt, denn dann hat es seinen Sinn erfüllt.

Liebe Grüße
Clara

Liebe Heike,

auch dir, meinen herzlichen Dank. Gedichte mit einem solchen Inhalt sind immer ganz kritisch einzustellen und es ist fraglich wie sie aufgenommen werden. Umso mehr freue ich mich, dass es gutgegangen ist.

Liebe Grüße
Clara

Lieber Hans,

danke für deinen nochmaligen Besuch und für das Hinterlassen deiner Worte und Meinung zu meinem Gedicht. Das ist sehr nett von dir.

Liebe Grüße
Clara

Liebe Clara,

der Gegensatz zwischen arm und reich ist schon beträchtlich und zieht sich durch die ganze (bekannte) Geschichte der Menschheit. Trotzdem weigere ich mich, diesen Gegensatz als "natürlich" zu betrachten.
B. Brecht hat es gut auf den Punkt gebracht:

"Armer Mann und reicher Mann
standen da und sahen sich an.
Und der arme sagte bleich:
Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich."

Ich habe deine Zeilen sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße

Michael

Lieber Michael,

der Gegensatz zwischen reich und arm ist nicht bestimmt nicht natürlich, aber leider oftmals real und menschengemacht. Ich habe mal ein wunderschönen Roman von Atlantis gelesen. Da bekommt man so eine Idee, wie es eigentlich auch sein könnte.

Es freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt und danke für deinen Kommentar.

Liebe Grüße
Clara

Liebe Clara,
vor ungefähr 50 Jahren veröffentlichte der Club of Rome sein computergestütztes Horrorszenario Die Grenzen der Macht. Die elitäre Gruppe wurde belächelt und ihre Erkenntnisse als Menetekel angeprangert. Die damals errechneten Werteverluste in allen Bereichen des Lebens, der Umwelt, der Gesellschaft, der Wirtschaft und der kriegerischen Auseinandersetzungen sind eingetreten und, wie ich meine, schlimmer, als vorausgesagt. Zwischenzeitlich gabs ein paar „Reparaturen“. Wo solche Halbherzigkeit endet, sehen wir aktuell im Nahen Osten, beim Ausgang des letzten Klimagipfels und, und, und.

Ich mag dein Gedicht, auch die Verallgemeinerungen. Es zeigt schonungslos und sehr deutlich einen der Werteverluste, das halte ich für sehr wichtig. Es wäre schön, läse der eine oder andere "Betroffene" deine Verse und hätte das Kreuz, laut darüber nachzudenken.
Herzliche Grüße,
Heliane.