Ars longa vita brevis

Die Kunst überlebt das Ende des Lebens
Als sprudelnde Quelle des denkenden Strebens.
Sie wirkt bis ans Ende der Menschheit im Stillen,
Und zeugt von dem Drang und dem menschlichen Willen,
Sich über die triebhaften Dinge zu stellen,
Die Höhen und Tiefen umschifft sie auf Wellen.
So schwingt sie auf ewig im geistigen Raum
Und wirkt in die Zukunft wie fruchtbarer Schaum.

Lieber Karlheinz,
... occasio praeceps, experientia fallax, iudicum difficile .
Nicht unpassende, aber ziemlich gequälte Reime, oder? Ganz besonders leben/streben ...
Es gefällt mir trotzdem sehr gut, es liest sich schön rund.
Herzliche Grüße aus unserer spätsommerlichen Hauptstadt,
Heliane.

Liebe Heliane,

in der Tat ist Leben-Streben ähnlich abgegriffen wie Herz-Schmerz, doch frage ich, muss man auf Teufel komm raus gewähltere Reime suchen, wenn sich diese Feld-Wald-Wiesen-Reime von der Sache her anbieten!?

Leben ist jedenfalls durch vita schon vorgegeben und Streben, das mir als Nichtstreber zwar widerstrebt, liegt nun mal nahe, da unser Leben, wie alles Leben strebt, und zwar hoffentlich nach Höherem.

Und von wegen gequält: Ist das Leben, wenn man von den schönen Momenten einmal absieht, nicht eine einzige Qual, und das alles noch vor dem Tode. Jeden Morgen aufs Neue, aufzustehen und die Zähne zu putzen...

Aber wir haben nicht die Wahl, wir sind ins Leben gestellt wie das Fähnchen in den Wind...

In diesem Sinne grüße ich Dich aus der Hauptstadt der Schmerzen
Karlheinz

Liiieber Karlheinz,
ach Jottele nee!
Ich geb dir ja Recht, auch die abgegriffenen Reime haben durchaus ihre Berechtigung und Geschichte, zu umgehen sind sie halt zuweilen nicht. Es ist bei manchen Autoren leider oft offensichtlich, dass sie keine anderen "drauf" haben, und das fuchst mich ungemein. Bei dir weiß ich, dass dein Wortschatz weit darüber hinaus reicht; verkneifen konnte ich mir den kleinen "Piekser" nicht .

Zitat

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Und von wegen gequält: Ist das Leben, wenn man von den schönen Momenten einmal absieht, nicht eine einzige Qual, und das alles noch vor dem Tode. Jeden Morgen aufs Neue, aufzustehen und die Zähne zu putzen...

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Stopp! Das lasse ich nicht gelten! Kommts nicht in erster Linie auf die Sichtweise an? Stehste im Schatten, kann dich die Sonne nicht verbrennen, stimmts? Und putzte die Zähne, kannste länger kraftvoll zubeißen .

Zitat

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In diesem Sinne grüße ich Dich aus der Hauptstadt der Schmerzen

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Wo liegt die? Ich empfehle einen großen Bogen drumherum.

Mir ist noch etwas aufgefallen:

Zitat

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V 3: Sie wirkt bis ans Ende der Menschheit im Stillen

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Sicher bin ich mir nicht, aber müsste hinter 'im Stillen' nicht ein Komma stehen?
Ich grüße dich herzlich aus unserer fröhlichen Hauptstadt, weitab von jeglicher Melancholie,
Heliane.

Liebe Heliane,

ich wollte ja nur janz sachte andeuten, dass das ganze Gedicht nicht so ganz ernst jemeint ist! Die Hauptstadt der Schmerzen liegt exakt da, wo gelebt wird, jedenfalls von Herzen gelebt wird, denn alles Leben ist Leiden...

Herzlich danke ich Dir für das Komma, das hier vor und, da ein vollständiger Satz folgt, unbedingt angesagt ist.

Hier schlägt grad das Wetter heftig um, auch wieder eine dieser Zumutungen des Leben(s)

Herzlich-schmerzlich unter ersten-wenn auch winzig kleinen-Regentropfen geschrieben auf dem Balkon, den ich jetzt sofort verlassen muss
Karlheinz

PS: sei froh, dass ich nicht statt Stillen-Willen, Stillen-Pillen geschrieben habe, das sich mir zunächst stark aufdrängte!

Grüßle.

Danke für den Hinweis auf die Nike von Boccioni!!!, die war mir bisher unbekannt!

Liebe Grüße abermals
Karlheinz

Lieber Karlheinz, beim denkenden Streben, blickte ich zuerst einmal schnell auf dein Avatar. Ja, Ja, es schmerzt mich sehr und hört sich so gar nicht nach dir an, sondern nach wissenschaftlicher Betrachtung, ja und unter der Sichtweise gefällt es mir auch gut. Streben geht ja noch, aber denkendes Str....ist der Oberhammer. Und dann noch der geistige Raum und wirken? Geistiger Raum den ich zeitnah betrachte, bringt mir Erkenntnis die ich nie bedachte. Nö, das verwirrt mich nur. Gut das du schreibst dein Gedicht sei nicht so ernst gemeint.

LG und einen schmerzfreien Tag, auf die Insel auf die ich nun nicht mehr möchte, weil ich dachte auf Inseln hat man keine Schmerzen. Es ist aber wirklich auf nichts mehr Verlass.

Lieber Carlino,
wenn auch die Zeit der Kunst nicht begrenzt ist, so ist sie es aber für die Kunstwerke, wobei dies allerdings relativ ist.
Für mich hat das aber auch etwas Tröstliches. Es wird nichts bleiben! Vielleicht ist es auch gut so. Die Welt, ob mit Menschen oder ohne, wird sich stets neu erfinden. Auch eine Kunst.
Liebe Grüße,
Heidi

Liebe Heike, liebe Heidi,

mich verwundert, dass das Gedicht so schwer zu verstehen sein soll. Mit Kunst meine ich ja nicht so sehr die einzelnen Kunstwerke, ob bildnerischer, literarischer oder musikalischer Art, sondern die künstlerische Haltung zur Welt. Sie wirkt eher im Stillen und gebiert immer neue Kunst mit dem Nebeneffekt, den menschlichen Geist zu verfeinern. All das steckt in dem Gedicht plus der Erkenntnis, dass Kunst im erweiterten Sinne den Prozess der Menschwerdung des Menschen voranbringt.

Vielen Dank für Eure Kommentare und herzliche Grüße aus Samothraki, wo sich der geistige Raum mit allen Sinnen erfahren lässt
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
Du glaubst noch an die "Verfeinerung" des Menschen. Ehrlich, ich weiß nicht, ob ich das noch glauben soll. Vielleicht für den schöpferischen, beobachtenden Teil im Menschen, aber hat das Auswirkungen auf sein Handeln?
Die Natur selbst bringt die größten schöpferischen und auch kunstvollen Werke hervor, ja und wir sind ein Teil davon........
Nochmaligen Gruß,
Heidi

Liebe Heidi,

wenn ich nicht daran glaubte, müsste ich Selbstmord begehen oder mich bewaffnen. Ich für meinen Teil ziehe die Kunst, die die Natur allein dem Menschen als Verfeinerungsmöglichkeit gegeben hat, vor.

Liebe Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
Mir gefällt dein Gedicht sehr gut. Ich nehme dem LI jede Zeile ab und spüre nicht den Hauch an Übertreibung. Ein schöner Glaube, den du da formulierst.
herzliche Grüße,
der Sanderling

Lieber Carlino,

Mir gefällt das Thema des Gedichtes besonders gut... die Kunst überdauert unsere Leben - wie wahr und wie wohltuend darüber zu lesen.

Ich empfand die letzte Zeile als eher bemüht, leben und streben haben mich gar nicht gestört...

Liebe Grüße

anna a.

Lieber Sanderling,

obwohl auch ich berechtigte Zweifel hege, möchte ich diesen Glauben pflegen!

Liebe anna,

ich als Autor möchte sehr gern, dass fruchtbarer Schaum dieser Art in der Zukunft weiter wirkt...

Euch beiden herzlichen Dank für Eure Gedanken und Grüße von der Insel, die aufgrund ihrer Abgeschiedenheit solche Gedanken befördert
Karlheinz

Lieber Karl-Heinz,

Ich glaube, das Wort Schaum stört mich in dem Zusammenhang...

Liebe Grüße

anna

Liebe anna,

ich weiß nicht, was Dich am Schaum so stört, wenn Quellen sprudeln entsteht Schaum, das Meer schäumt und sogar auf Deinem Bildchen sieht man den Schaum der Brandung, aus dem Aphrodite, die Schaumgeborene heraufsteigen könnte. Schaum hat auch immer etwas mit Fruchtbarkeit zu tun und das war mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig!

Liebe Grüße von der Insel, um die das Meer brandet und schäumt
Karlheinz