Über ein Jahr ohne Medusa

Ich sah sie nachts noch Texte spinnen
Medusenhaupt mit Schlangenhaar,
die emsigste der Dichterinnen:
Vieltausendfach in einem Jahr!
So hat sie stets mit viel Geschick
die Worte für uns abgemessen
und oft bemerkt mit festem Blick
den Irrtum, dem wir aufgesessen.

Ihr Kampf, der galt den Apostrophen,
den Unds sowie den Komata!
Sie war die Hilfe für die Doofen:
Medusa kam, tatütata!
So hat sie stets mit viel Verstand
ihr Dichterinnenhirn zerbrochen,
dann angelegt die strenge Hand,
an Fehler, die wir nicht gerochen.

Du wichst nicht von uns, Gorgonaute,
ein Blick von dir, dem Fehler graute!
Versteinert zog er sich zurück,
perfekt war jetzt des Dichters Glück!

(unserer unvergessenen Muse Meduse in dankbarem Eingedenken)

Lieber Karlheinz,
kennste „Schlechtelaunetage“, an denen dir niemand querkommen darf? Ein solcher Tag begann
heute für mich .
Dann las ich dein Gedicht, musste lachen und schwupps, war die schlechte Laune verflogen – jetzt geht’s mir besser .
Du hast ein gutes Gedächtnis und sorgfältig aufgepiekt, was Medusa ausmachte. Sie ist nicht verschwunden, sie schlummert nur. Manchmal ist sie sehr wütend auf mich, weil ich mit den „Wortkünstlern“ zu nachsichtig umgehe.
Dein kleiner Rückblick gefällt mir sehr gut und ich sage ganz artig DANKE .
Herzliche Grüße aus Berlin, wo die Sonne vom blitzerblauen Himmel scheint,
Heliane.

Schau mal, diese schöne, echte (!) venezianische Maske hängt über meinem Sekretär. Ich entdeckte sie bei einem uralten Venezianer, der sich noch darauf verstand, Masken aus Pappe herzustellen.


edit: Mir fällt grad die "Gorgonaute" auf - total witzig !

Lieber Karlheinz, dein Loblied für die Medusa finde ich Klasse. Helianes Kommentar habe ich gelesen und bin sehr froh das die Medusa etwas nachsichtig geworden ist. Denn was sonst blüht...zeigt ja deutlich das Smilie unten.

und oft bemerkt mit festem Blick
den Irrtum, dem wir aufgesessen.

Schaue mal, da hättest du das Wort Fehler nur einmal im Gedicht.

LG Heike

Liebe Heliane,

ja, das über viele Jahre so vertraute Bild der Medusa von Caravaggio fehlt mir, aber die Person, die sich hinter ihm verbarg, ist ja Gott sei Dank noch dieselbe! Und, dass das Gedicht Dir über die schlechte Laune hinweggeholfen hat, freut mich natürlich sehr.

Die echten venezianischen Masken sind alle aus Pappmaché und wir haben auch daheim noch einige von ihnen.

Liebe Heike,
Danke für Deinen Kommentar und für Deinen Vorschlag, dem ich sofort gefolgt bin!

Liebe Grüße aus Samothraki, das nun langsam seinen eigentlichen Rhythmus wiederaufnimmt

Karlheinz

Lieber Karl-Heinz,
war das ein Abgesang auf die Medusa? Aber bedenke, auch wenn sie sich heute hinter netten kleinen Mädchen, Tänzerinnen, Reiterinnen oder Tanzpartnern versteckt, sie guckt immer noch dahinter hervor.
Aber ich denke, wir haben alle davon profitiert. Der eine mehr, der andere weniger.
Andererseits ist sie teilweise doch etwas milder und weniger dogmatisch geworden.
Eine schöne Erinnerung an die strengen Medusazeiten.
Liebe Grüße,
Heidi

Liebe Heidi,

ich, glaube, dass wir, die wir von Anfang an immer wieder gemeinsame Wege beschritten haben, wissen, was wir an ihr hatten, haben und hoffentlich haben werden!

Herzliche Grüße von der EU Außengrenze
Karlheinz

Yes, Sir!

HEIDI

lieber Karlheinz
ich mußte laut lachen, Dein Gedicht trifft wirklich den tiefen Kern der Medusa. Nun habe ich die Heliane hinter der Medusa kennen lernen dürfen.
Sie besteht aus Fleisch und Blut und sehr viel Herz. Ich mag sie lieber als die Medusa, obwohl Medusa ja immer (jeden) Fehler erkannte und rigoros im Urteil war.
herzliche Grüße an beide und an Dich
Ilona