Der Mond steht jetzt im siebten Haus,
der Wassermann hat Konjunktur.
Mir gehn die Argumente aus,
von Frieden ist noch keine Spur.

Die Blumenkinder sind alt geworden,
und die Ideale sind verblasst.
Die Armen lockt die Pracht im Norden,
wo fast ein jeder jeden hasst.

Nicht ewig wird der Mond dort bleiben,
er hat sich seinen Hof geschaffen.
Man wird den Wassermann vertreiben,
teurer als Frieden sind uns Waffen!

So wie der Mond das Beispiel gab,
sind alle Höfe einzuzäunen.
Das eigne Haus, ein Seelengrab,
in dem man weiß: wir bleiben weiß!
Im Süden mag man weiter bräunen.

Lieber Uller Rich,

zeitgemäß hast Du hier ein Problem gut aufgezeigt.

Der Mond steht jetzt im siebten Haus,
der Wassermann hat Konjunktur.
Mir gehn die Argumente aus,
von Frieden ist noch keine Spur.

Die Blumenkinder sind alt geworden,--- Vorschlag---Die Blumenkinder, alt geworden,
und die Ideale sind verblasst---------------Vorschlag---und Ideale sind verblasst.
Die Armen lockt die Pracht im Norden,
wo fast ein jeder jeden hasst.

Nicht ewig wird der Mond dort bleiben,
er hat sich seinen Hof geschaffen.---------durchs Blut der Kriege scheint er rot.
Man wird den Wassermann vertreiben,
teurer als Frieden sind uns Waffen!-------die Waffen kosten uns den Tod.---die Waffen sind des Friedens Tot.

So wie der Mond das Beispiel gab,
sind alle Höfe einzuzäunen.
Das eigne Haus, ein Seelengrab,
in dem man weiß: wir bleiben weiß!
Im Süden mag man weiter bräunen.

Die letzte Strophe ist sehr aussagestark. Einerseits besteht Mitleid und Hilfsbereitschaft und andererseits erkennt jeder der nachdenkt, dass heimatnah mehr wirklich Bedürftigen geholfen werden kann, auch wenn dazu Zäune erforderlich sind. Dies ist kein Seelengrab sondern eher rationales Handeln und Schutz vor der Spaltung der Gesellschaft (Unfrieden).

LG Hans

Lieber Ulrich,
fein, dich mal wieder zu lesen .
Weil ich nur wenig über das Zeitalter des Wassermanns weiß, bringt mich dein Gedicht ziemlich ins Schleudern. Einzig die wissenschaftliche (?) Erkenntnis, dass weder Anfang noch Ende dieser Zeit belegt sind, ist mir geläufig.
Ja, die Blumenkinder sind alt geworden, aber dass ihre Ideale verblasst seien, halte ich für nicht richtig. Noch heute sind beispielweise "Hair" und Woodstock aktuell wie damals und die Ideale noch längst nicht vergessen, auch wenn die grundlegenden Werte wechselten.
Was möchtest du mit der letzten Strophe aussagen? Eindeutig ist der Zaun, was er jedoch mit dem Mond bzw. der Ära zu tun hat, erschließt sich mir nicht. Warum erscheint das eigene Haus als ‚Seelengrab‘, in dem wir ‚weiß‘ bleiben?
Das ‚bräunen‘ im Süden verstehe ich überhaupt nicht.
Hans hat ein paar gute Vorschläge zur „Rundung“ einzelner Verse gemacht.
Herzliche Sonntagsgrüße,
Heliane.

Lieber Thomas, lieber Hans, liebe Heliane,
zuerst einmal herzlichen Dank dafür, Eure Kommentare unter meinen Text zu setzen.
Zum Hintergrund: Ende der 60er Jahre lebte die Flower-Power-Bewegung auf. Man glaubte damals den Beginn der Ära des Wassermanns erreicht zu haben und diesem schrieb man Kräfte zu, die Frieden schaffen. vergl. das Lied "Aquarius" von "The Fifth Dimension".
Ein bekannter "68er" wurde später "Kriegsminister" und verriet damit die damaligen Ideale.
Mir ist klar, dass einige Metaphern mehrdeutig sind und das soll auch so sein. Jeder darf herauslesen, was er meint.
Hof = mein sicheres Terrain (ist begrenzt und schützenswert -> besser einzuzäunen!)
weiß = weise/wissend
braun = geringer wertig
Seelengrab =Das Haben steht über dem Sein, Mitgefühl ist verloren
Blumenkinder = Vertreter dieses Aufbruchs der 60er Jahre
deren Ideale in meinen Augen tatsächlicher verblasst sind, heute sehe ich statt der damals propagierten Liebe, Stärke und Gewalt, "coole" Verachtung aller Werte
Der Metrikwechsel ist gewollt und schwenkt vom Allgemeinen zum Konkreten um.
Die beiden vorgeschlagenen Zeilen der 3. Str. habe ich bereits nach reiflicher Diskussion geändert.
ich werde nochmals darüber nachdenken und bedanke mich mit
lieben Grüßen
Uller Rich

Lieber Ulrich,
ich kann den Inhalt Deines Gedichtes sehr gut nachvollziehen. Ich habe damals ähnlich empfunden und kann kaum fassen wie sich die Einstellungen und Ideale verändert haben. Ja, es hat sich geändert und wir haben uns irgendwie dran gewöhnt, dass deutsche Soldaten wieder bei Einsätzen dabei sind.
Vielleicht haben wir damals geträumt und ich fand diesen Traum sehr schön, obwohl auch damals die Welt nicht sicher war.Trotzdem hat dieser Traum bis heute noch seine Spuren hinterlassen.
Liebe Grūße,
Heidi

Liebe Heidi,
ich bin nicht ganz die Generation von Woodstock, mind. 5 Jahre zu jung. Obwohl ich diese Bewegung gut fand, machte ich mir keine Illusionen. Vielleicht lag es auch am "Sozialistischen Realismus", mit dem ich aufwuchs. Ich sehe diese Ideale leider als gescheitert auf der ganzen Linie.
Im hiesigen Dichterkreis wurde meine Aussage als eine Denkweise angesehen, die man mir nicht zugeordnet hatte. Auch hier habe ich mich schon angriffslustig geäußert. Für mich gilt es, in jedem Fall zu differenzieren. Bei dieser Thematik ist allerdings die Aussage, soweit möglich unparteiisch und beschränkt sich auf Feststellungen. Diese jedoch wenig schmeichelhaft. Schlussfolgerungen möchte ich dem Leser überlassen. Es gibt kein absolutes Gut und Böse. Beides ist immer zugleich für und gegen. Es gilt, auf Situationen und Sachverhalte abzustimmen. Ich möchte das eigene Denken provozieren.
An einem gibt es jedoch nichts zu deuteln und das ist der Frieden. Den möchte ich natürlich ohne Kompromisse haben und ich bin aus 1000 Gründen gegen jegliche Kriegshandlung. Besonders da sie zumindest in unserem Land auch gegen alles geschriebene Recht verstößt. Solche Friedensbewegung wie 68 scheint heute kaum mehr denkbar - leider. Die Träume sind geblieben! Irgendwann werden sie wieder greifen, denn nach neusten Auskünften wie auch gemäß Maja-Kalender, beginnt die Zeit des Wassermanns erst jetzt. Hoffen wir also weiter!
Danke für Deine passenden Worte.
LG Ulrich