aus "Gedankenende"

Begegnung mit mir

Wie lange
bleibt mit noch
bis ich verblöde
5 Jahre
6 Jahre
wenn ich Glück habe
vielleicht
sind es 7

Glück

Das Glück ist eine Kakerlake
im Licht verschwindet sie
wie meine Bilder
sich verlieren
Tag für Tag
bis ich
umnachtet
sterbe

© Jörg Kellermann 2015

Lieber Jorsch,

Ich verstehe nicht das Bild der Kakerlake in dem Zusammenhang - stirbt sie geistig umnachtet, ja , wie lange lebt sie überhaupt?

Deine Texte sind mir ein steter Quell zum Nachdenken, so überlege ich gerade, ob ich Zahlen ausgeschrieben oder als Zahl in einem Gedicht verwenden würde.

Und müsste es nicht am Anfang des ersten Gedichtes mir statt mit heißen?

Ich bin gespannt auf deine Antworten..

Liebe Grüße

Anna

Danke Anna Amalia!

Da haben wir es wieder mit - mir ich habe es geändert.

"Tausend mal kopiert,
tausend mal ist nix passiert,
bei Anna hat es Zoom gemacht!"

La Cucaracha: Diese kleinen schnuckeligen Schwaben
können Licht überhaupt nicht leiden, wenn es helle
um Dich scheint, dann weißt Du es auch nicht, dass sie
bei Dir wohnen. Setze Dich um Mitternacht im Hotel
aufs Klo und nehme einen Fotoapparat mit Blitz mit.
Vielleicht ziehst Du dann unverzüglich in ein anderes
Hotel. So wie die Kakerlake im Licht verschwindet,
dass geht in Bruchteilen von Sekunden, verschwindet
auch die Identität des Dementen, da vielleicht nicht ganz
so schnell.

Ob ich Zahlen schreibe oder Worte, ist doch völlig egal.
Wer will es Dir verbieten? Die Aussage ist doch viel wichtiger,
was bringen dir noch 7 Jahre wenn nichts mehr von der
Persönlichkeit übrig ist? Wir Beide wissen doch wie es zugeht.

Lg Jorsch

Lieber Thomas,

Das ist ja gerade das Spannende - die Vielfalt. Ich frage mich beim Lesen anderer Gedichte gerne , warum was wie auf mich wirkt, gucke, welche Assoziationen in mir geweckt werden oder höre den Klang und den Rhythmus.

Danke für deinen engagierten Einsatz für Sprache im Allgemeinen und im Besonderen. Ich schätze das sehr..

Liebe Grüße

Anna

Lieber Thomas,

Zitat

---

Ich finde es übrigens sehr interessant und schön zu sehen wie unterschiedlich ihr beiden
(du und anna) beim Dichten vorgeht und euch dennoch gut versteht.

---

Na wir verstehen uns doch auch gut? Sicher haben wir andere Standpunkte, manchmal muss ich mich auch
sehr am Hinterkopf kratzen ...

Dennoch interessiert mich Deine Sichtweise, weil sie Reflexion und Selbstkritik für mich darstellt.
Oder hast Du gedacht, dass Deine Kommentare zum "Heidenröslein" an mir vorbei gedriftet sind?

Ich möchte es noch einmal bemerken: Egal ob gereimt oder ungereimt, dass ist keine Messlatte der Qualität,
in einem Gedicht geht es für mich um Dialog, erstens auf gerader Linie zum Empfänger, zweitens kann
jeder Leser interpretieren, ihm bleibt ja auch nichts anderes übrig. Ob es ihm gefällt oder nicht ist seine
Sache. Der Leser entscheidet was "Schönheit" ist. Metaphern, Interpunktion, Zeilenumbrüche oder
der Reim sind Mittel der Form. Wenn sie gut eingesetzt werden, dann ist ein Gedicht für mich rund.
Ich habe da eine einfache Ansicht, vielleicht verstehe ich mich darum mit Anna Amalia sehr gut,
keine Ahnung? Lg Jorsch

Lieber Jörg,
viel Kritik von mir und wenig Lob .
HIER vermisse ich die Satzzeichen äußerst schmerzlich!
Selbstverständlich kannst du es halten, wie du gerne möchtest, aber Zahlen sollten im Gedicht wirklich ausgeschrieben werden - Thomas spricht von Schönheit, und da gebe ich ihm Recht.
S1 ist o.k., wenn auch arg zerrissen, wozu ich keinen Anlass erkennen kann.
S2 erscheint mir inhaltlich nicht gelungen. Kakerlaken, ja, meinetwegen, sie sind gewiss nicht erwünscht. Aber sie mit dem Glück zu vergleichen, empfinde ich als unpassend. Fällt dir dazu nichts anderes ein?
Und was, um Himmelswillen, hat das Werk mit einer Begegnung mit dir zu tun???????
Nicht ganz mein Fall, dieses Gedicht.
Herzliche Sonntagsgrüße,
Heliane.

Liebe Heliane,

seit 3 Tagen beschäftige ich mich nun mit Deinen Betrachtungen und ich frage
mich ständig was so unbegreiflich an meinem Gedicht (wegen mir auch Text) ist.

Die Überschrift erklärt sich doch in den ersten 3 Zeilen.

Wie lange bleibt mir noch bis ich verblöde?
Diagnose und Frage, wie geht es jetzt weiter?

Sind es noch 5, 6 Jahre? Wenn ich Glück habe, ... vielleicht sind es noch 7 Jahre.
Er hadert mit dem eigenen unabwendbaren Schicksal, vielleicht bleiben ihm noch 7 Jahre?

Glück? Ist es wirklich Glück, wenn ich mir 7 Jahre in die Hosen sch... und nicht mal
meinen eigenen Namen kenne, meinen Pullover als Hose anziehe?

Die dritte Strophe ist ein Vergleich und die eigentliche Begegnung mit sich selbst, weil
sie eine Antwort beinhaltet.

Fazit: Wenn man "Honig im Kopf" gesehen hat und/oder vielleicht mal hier und da was
von Demenz ( frei übersetzt = Verblödung, darum "verblödet ...) und von Alzheimer gehört
hat, da kann man sich doch den Gedichtaussage ableiten?

Langsam bekomme ich den Eindruck ich rede mit meinen Gedichten, wie auch immer man
sie benennt, gegen eine Wand. Es nervt mich: Gut gemacht - schlecht gemacht. Noch ein
gelbes Kullergesicht hinten dran. Wenn eine Rose Ausländer Zahlen schreibt (eine Jahrhundert-
Lyrikerin), warum sollte ich dann keine Zahlen schreiben? Ein guter Ansatz wäre doch einmal
zu fragen, warum hast du es so geschrieben, warum belässt du im "Heidenröschen" Goethes
3. Strophe? Stattdessen soll ich mir bei Wiki Hintergrund anlesen. brrrrrrrrrrrrrrr
Es könnte ja nur sein, möglich wäre es ja: Ich spreche eine andere Sprache?

Ich brauche jetzt mal frische Luft! Schön, der Musengarten hat auch eine Gartentür.
Ach sie ist nur angelehnt ...

Lieber Jörg,
drei Tage? Hmm, sehr viel Ehre.

Ich sehe es etwas anders. Es gibt Tage, da wird ein Gedicht gerne ohne Kritik gelesen und hinterlässt positive Empfindungen; an anderen Tagen reizt genau dieses Gedicht zur Kritik.
Mich hat dein Werk auf dem falschen Fuß erwischt, denn ich, und damit bin ich sicher nicht alleine, wünsche mir ein paar erklärende Verse. Nicht jede deiner Leserinnen kennt dein Mitgefühl bei von Demenz Betroffenen.

Selbstverständlich müssen deine Gedichte nicht jeder Leserin gefallen – ein Wunsch, den jeder Hobbydichter hegt, der aber nur ganz selten erfüllt wird. Kritik sollte allerdings ernst genommen werden, egal, wie sie uns schmeckt. Denn gerade die Kritiker beschäftigen sich intensiv mit den Werken und nehmen sich viel mehr Zeit, ihre Kritik zu begründen, als die Lobhudler. Gehe ich von mir aus, so habe ich im Laufe der Jahre durch zum Teil niederschmetternde Kritiken sehr viel gelernt.

Darf ich mal umdrehen? Ich habe dir mehrmals einen eigenen Faden für deine Gedichte angeboten, rede ich vielleicht auch gegen eine Wand?

Also gut, ich frage dich: Warum schreibst du Zahlen? Weil eine Jahrhundertlyrikerin sie bevorzugt?

Ich muss jetzt auch Luft schnappen, denn deine Antwort liegt mir schwer im Magen.
Viele liebe Grüße,
Heliane.

Guten Morgen liebe Heliane!

Ich hoffe Deiner MagenVerstimmung geht es wieder besser,
wenn nicht wünsche ich Dir Gute Besserung und alles Gute!

Doch nun zum lyrischen Tagesgeschäft:

Ja! Ich reiche meine Aufmerksamkeit Dir zur Ehre.
Einige Deiner Gedichte lese ich auch nach Jahren immer
wieder. Ehrlich, sie sind nicht immer ein Quell der Zurüstung,
jedoch ein Spiegel meiner eigenen Arbeit. Auch habe ich nicht
mit Lob gegeizt, so es mich ansprach.

Da ich im letzten Kommentar wieder einmal in meiner undeutlichen
Hinter den 7 Berge-Sprache schrieb, gerne noch einmal:

Für mich ist es keine Form, wenn meine Gedichte unverständlich,
sie schwarz/weiß zu malen und mit einem Simile die Ansicht noch
zu verstärken. Wenn ich zukünftig meine Arbeiten hier einstelle,
die immer mehr Chiffren enthalten werden, muss ich dann immer
einen Waschzettel dazu schreiben? Wohin sonst? Soll ich auch ein
Forumsnomade werden?

Ich habe überhaupt nichts gegen Kritik, im Gegenteil ich freue mich
über jeden auch feurigen Dialog, mag es aber nicht wenn´s persönlich
wird.

Ich habe geschrieben, dass ich einen Faden erstelle, es bedarf noch der
Einleitung, dann setzte ich einen Link in der Signatur. Bisher war es eine
Empfehlung deinerseits, wenn Du jetzt das Gefühl hast - Du redest gegen
eine Wand?

Charles Bukowski macht das auch mit den Zahlen so (der meist geklaute
des 21. Jahrhundert). Ich habe hier Zahlen geschrieben nicht weil sie es
auch so macht! Wenn ich nun schon alles erklären soll, dann auch noch
die Zahlen.

Wer auf das Gedicht schaut, sieht sofort - Die Zahlen 5 und 6, ist ja ungewöhnlich.
" Jahre" eine Doppelung? 5 und 6 sind vorne angestellt, die 7 hinten?
Die Symbolik der einzelnen Zahlen, das Pentagramm, Spitze noch oben,
Spitze nach unten? 6, die Vollkommene, ist sie Vollkommen? 7, die alte
Unglückszahl, 7 Tore zur Hölle ...

Leider ist meine Kaffeepause vorbei und ich muss jetzt hier vorerst abschließen!

Lg Jorsch