geändert und bearbeitet am 02.02.2016

aus "Gedankenende"

JengaTurm

Alzheimer
ist ein JengaTurm

Stein für Stein
ziehst du aus dem Turm
legst ihn oben auf

Jedes Klötzchen
war ein Teil von dir
dort klafft
ein schwarzes Loch

Antimaterie

Lange
versuchst du dich
im Gleichgewicht
zu halten

Doch eines Tages
wird deine Konstruktion
so instabil
bis dein erdachtes
Lebensgebäude
auseinanderbricht

Dann hast du das Spiel
verloren

Eine Revanche
die hast du
nicht

© Jörg Kellermann 2016

Lieber Jörg,
ich habe keine Ahnung vom Jenga, muss nicht sein, oder?
Falls dabei Silben NICHT gezählt werden müssen, habe ich Vorschläge, die sprachlich schöner und logischer sind:

Zitat

---

Alzheimer
ist ein JengaTurm

Stein für Stein
ziehst du aus dem Turm
legst sie oben auf Legst IHN oben auf, denn du bist mit 'Stein auf Stein' im Singular.

Jedes Klötzchen
war ein Teil von dir IST ein Teil von dir, denn du befindest dich im Präsens.
dort klafft jetzt
ein schwarzes Loch

Antimaterie Erklärst du mir das bitte?

Lange
versuchst du dich 'dich' gehört in die folgende Zeile.
(dich) im Gleichgewicht
zu halten

Doch eines Tages
wird deine Konstruktion
so instabil Das 'so' kannst du weglassen.
bis dein erdachtes
Lebensgebäude
auseinanderbricht

Dann hast du das Spiel
verloren

Eine Revanche
die hast du nicht Das 'die' kannst du weglassen

---

Vielleist kannste was davon gebrauchen?
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,

ich schreibe morgen ausführlich dazu, bin heute kaputt.
Deine Gedanken nehme ich bis dahin mit!

Lg Jorsch

Liebe Heliane,

Jenga ist ein Geschicklichkeitspiel, Du hast es bestimmt auch schon einmal
gespielt. 60 Klötzchen werden zu einen Turm, pro Schicht 3 Klötze geschichtet.
Jeweils um 90° pro Schicht gedreht. Jeder zieht ein Klötzchen raus und legt es
ben auf, wenn der Turm umfällt haste verloren.

Einzahl und Mehrzahl, ich habe es bereits wiederholt hin und her geworfen.
war ein Teil ... - Präsens? ich möchte es auf eine erloschene Persönlichkeit beziehen.
schwarzes Loch - Antimaterie, gib mal Alzheimer und Gehirn bei Google ein und schau
Dir die Bilder an (so ne Art Vorher- Nachhershow), ist so wie ein Edammer mit Löchern.
Lange versuchst du dich ... das ist eine wichtige Aussage im Kontext! Er will die Fassade
aufrecht halten, z.B. schreibt er kleine Zettel überall, weil Vergessen peinlich ist.
Kennst du die letzten 2 Wallander-Krimis?

Das "so" und " die" weglassen, gute Idee von Dir! Du wirst doch noch eine Ungereimte!
Dienstag habe ich Ruhe zum schreiben, kannst dann ja mal vorbeischauen. Ich kann
die "Alzheimer" nicht mehr sehen, ich werde sie erstmal abschieben! Ich habe gerade eine
neue Idee was über meine 20 Jahre in Thüringen zu schreiben, da sammel ich z.Z. Material.
Bin dann mal für ein Tage ab Freitag weg.

Lg Jorsch

Lieber Jörg,
ojeh, jetzt habe ich mich bis auf die Knochen blamiert !
Klar kenne ich das Spiel, besitze es sogar! Es macht viel Spaß.
Ich werde mir die Bilder nicht anschauen, denn Bange machen gilt nicht! Du kannst nicht mit einem Damoklesschwert ohne Ängste leben - es trifft dich, oder es trifft dich nicht - abwehren kannst du es sowieso nicht.

Ich wünsche dir viele Musenküsse .
Herzliche Grüße,
Heliane.

Lieber Jorsch,

mir gefällt das Bild des JengaTurms für die Demenz. Generell bin ich zwar keine Freundin von der materialistischen Betrachtungsweise von uns Menschen ( werden wir in der Medizin nicht von den Fachärzten in kleine Stockwerke unterteilt, die wie beim Jenga Turm einzeln betrachtet werden ? Sind wir nicht viel mehr? ), aber es veranschaulicht die Lücken in unserem Gehirn auf eine originelle Weise.

Liebe Grüße

anna

Liebe Anna Amalia,

also mit der schulmedizinischen Sichtweise habe ich es wirklich nicht so!
Eigentlich basiert das Gedicht auf einer "wie..." Metapher nur ohne wie:

Alzerheimer ist (wie) ein JengaTurm ...

Ich habe noch einen Gedanken zu Deiner Ansicht, ich erlebe es fast alltäglich,
dass nachwachsende Generationen immer weniger mit geriatrischen Veränderungen
ihrer Eltern und Großeltern umgehen können, bzw. Zusammenhänge begreifen vermögen.

Gerne wird das Modell einer Mauer benutzt, diese Metapher ist aber oberflächlich, denn
Mauersteine kann man nicht rausziehen. Es ging mir auch darum sie obenauf zu legen,
denn sie sind ein Teil des Menschen, wenn nicht mehr in ihm, trotzdem bleibt es eine
Erinnerung für andere.

"Walter, wie alt bist du?
"Keine Ahnung!"

"Welches Jahr bist du geboren?"
"Warum, 1932!"

Lg Jorsch