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© Ralf Schauerhammer

Liebe Medusa,

vielen Dank für da "E". Die Absicht ist vorhanden. Große Kunst ist eben nicht immer sofort zugänglich.

Liebe Grüße
Thomas

Liebe anna a.,

ich freue mich immer, wenn ich verstanden werde. Das ist leider selten der Fall, was an mir liegt.


Liebe Ostseemöwe,

wieso streiten über Schrift etc.?

Mein Experiment ist Ausdruck der Entdeckung der großen poetischen Freiheiten für den Leser, welche bei dem Verzicht auf Trennzeichen entstehen.

Ist es nicht phantastisch, dass z.B. in der ersten Zeile technische Assoziationen entstehen, durch den Bezug auf "ABS" und das "RAL"-Farbensystem. In der zweiten Zeile wird durch den mitschwingenden Imperativ "STERBE" dem Text eine tragische Dimension verliehen, welcher durch die Fortführung von "NUN" "LIEBE" in den beiden Folgezeilen dialektisch aufgehoben wird. Damit will ich nur einige der Ambiguitäten aufzeigen, welche entstehen, wenn der Leser nicht durch die üblichen Trennzeichen eingeschränkt, und vom Dichter zu einer bestimmten Deutung gezwungen wird.

Ich überlege übrigens, ob sich durch die Verwendung von Anagrammen die Freiheit des Lesers nicht noch weiter steigern ließe, vielleicht sogar, indem man einige völlig sinnlose Buchstabenkombinationen mit einfließen lässt? Der Leser könnte dann völlig frei assoziieren und würde dadurch selbst aktiv zum Dichter.

Ja, vielleicht liegt sogar die Zukunft der Lyrik (in konsequenter Fortsetzung dieses Gedankens) darin, Gedichte per Computer mit einem Zufallsgenerator zu erzeugen, woraus der Leser frei die ihm persönlich gerade passenden Buchstaben auswählte. Das ist ein recht weitgehender Gedanke, und ich fürchte, mein poetisches Genie wird von der Mehrheit der Leser verkannt werden, wodurch ich dann sicher so verunsichert werde, dass ich wieder in alte Bahnen zurückgeworfen werde. So bin ich halt, und es bedarft wohl mutigere Naturen als ich es bin, für derartige Fortschritte...

Liebe Grüße euch beiden
Thomas

Liebe anna a., lieber Jorsch,


es geht doch überhaupt nicht darum, die Kreativität der Kinder (oder Poeten, die ja im Grunde nur große Kinder sind) einzuschränken. Im Gegenteil!

Schau doch wie Kinder mit den Farben spielen. Jedes Spiel funktioniert nur durch Regeln, und ein Teil des Spiels ist es, dieses Regeln zu setzten, bzw. dagegen zu verstoßen - Mogeln macht Spaß, geht aber nur, wenn Regeln vorausgesetzt sind. Wenn Kinder mit bunten Stiften malen, dann kritzeln sie nicht einfach drauf los, wie ein Affe, oder das Bild, das durch das Wedeln eines in Farbe getauchten Eselschwanzes entsteht, sondern sie treffen fortwährend regelnde Entscheidungen: "Jetzt male ich Papa. Jetzt male ich die Sonne." Sie verteilen die Farben möglichst gleichmäßig, oder gerade nicht, etc. Und genauso ist auch das Genie nicht frei von Regeln, sondern es ist in der Lage neue Regeln zu setzten, die dann aber auch sofort für es selber gelten. Und vor allem sind auch diese Regeln nicht beliebig, sondern sie folgen einer "tieferen" schöpferischen "Gesetzmäßigkeit", die wir "Gott abschauen". Sorry, aber wie soll ich es sonst sagen?

Das ist, was Goethe z.B. in "Natur und Kunst" so ausdrückt:
"In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben."

Wir alle sind den Naturgesetzten, und noch schlimmer, dem Schicksal unterworfen, unsere Freiheit kann deshalb nicht in der Negation dieser Gesetzlichkeit bestehen. Ok, man kann sich den Kopf voll Drogen pumpen, aber ist man dann frei, oder gar kreativ?

Auch ich hasse die kleinen Schwarz-Weiß-Kästchen und die unendlich tiefen Schubladen in den Köpfen, gerade deshalb versuche ich jedoch herauszufinden, wie ich die Beschränkung meistern kann, herauszufinden, was wirkliche Schranken sind, und was nur scheinbare sind.

Ich wollte eigentlich nicht sarkastisch sein, sondern nur ein wenige polemisch im positiven Sinne, d.h. ein Argument so zuspitzen, dass man vielleicht den logischen Widerspruch darin erkennen kann.

Elfchen sind nicht mein Ding, und den impliziten Vorwurf des Elfenbeinturms kann ich nicht akzeptieren, obwohl ich mir schmerzlich meiner Grenzen, diese kulturellen und politischen Prozesse zu beeinflussen bewusst bin – es ist auch eine Beschränkung, die ich nicht einfach negieren kann.

Liebe Grüße
Thomas

Liebe anna a.,

das freut mich. Wenn es Experimente sind und keine Dogmen.

Liebe Grüße Thomas