Wenn ich mich straffen lass im Geiste dieser Zeit,
den Jahren schlage ich ein Schnippchen, ganz gewollt.
Die Falten glätten sich für meine Fraulichkeit
perfekt im Stil von heut, der Gegenwart gezollt.

Das Scheusal Alter hat nach Mode nie gefragt,
es zeugt vom Leben, launig, bitter oder wild.
Durch Spritzen schier und glatt, mit Nervengift verjagt,
erscheint mein Puppenangesicht bald süß und mild.

Der Mutter Abwaschhände streichle ich mit Dank,
die große Alltagsmühe im Gesicht auch lebt.
Verzichte ich auf Botox aus der Schönheitsbank,
dann sieht die ganze Welt, dass Leben Runzeln gräbt.

Das innre Auge, hoffe ich wird Sanftheit sein
und wandelt äußre Werte, hin zum Glücklichsein.

Liebe Ostseemöwe;

Ein Sonett über die inner Schönheit.. Überhaupt ein gut gewähltes Thema dass du dir hier zur Aufgabe gemacht hast.
Dein Werk stellt wunderbare Metaphern, wie

Zitat

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Der Mutter Abwaschhände streichle ich mit Dank,
die große Alltagsmühe im Gesicht auch lebt.

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Großartige Umsetzung und wahnsinnig toller Gedankengang.

Da fällt mir ein Lied ein.. ich schick dir den Link per PN..

Gefällt mir sehr, sehr gut.

Behutsame Grüße, Behutsalelm

edit:
Mir würde im Titel Falten anstatt Runzeln besser gefallen, ist aber eine Anschauungssache...

Liebe Ilona,

in den ersten beiden Strophen sehe ich die These, dass Schönheitspflege zeitgemäß ist. Die dritte Strophe spricht dagegen davon, dass in den sicht- und fühlbaren Falten ein ehrbares und würdiges Leben zu sehen ist, welches nicht durch Mittel überdeckt werden sollte. Damit ist These und Antithese deutlich geworden. Die letzten beiden Zeilen sagen uns dann, dass das äußere nicht zählt, sondern die innere Schönheit die wahre Schönheit ist. Dies ist ein schönes Fazit, welches auch eine gute Lebensweisheit ist. Die Aufgabe ist damit perfekt gelöst.

Zitat

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dann sieht die ganze Welt, das Leben Runzeln gräbt.

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---dann sieht die ganze Welt, dass Leben Runzeln gräbt.----???

LG Hans

Liebe Ilona,
wer nur die Falten von sich pflegt,
hat vielleicht sonst nicht viel bewegt?
Mir gefällt Deine Aussage sehr gut. Sie deckt sich mit meiner Anschauung. Du hast auch sehr passende Worte gefunden und die modernen Begriffe wie Botox passen sich in den Fluss gut ein.
In der vorletzten Zeile 'Das innre Auge, hoffe ich wird Sanftheit sein' scheint mir metrisch ein Wort wie 'die' oder 'aus' zu fehlen?
Sehr gern gelesen!
LG Ulrich

liebe Behutsalem,
vielen Dank für Deine Überlegungen. Den Titel habe ich geändert. Heißt jetzt Falten ...
Auf das Thema kam ich durch einen weisen Spruch im Netz.

Zitat

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“Eine Gesellschaft, in der Lachfältchen mit Nervengift weggespritzt werden, sollte mal ihre Werte überdenken.”
—  Victoria

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lieber Hans, danke auch Dir. Den Rechtschreibfehler habe ich beseitigt.
lieber Ulrich, vielen Dank. Nun den Satz den Du mir ankreidest werde ich noch überdenken. Er ist metrisch wohl korekt hört sich aber nicht besonders schön an. Ich überlege noch.
lieber Thomas, vielen Dank auch Dir.
Formal muss ich wegen der Aufgabenstellung anmerken, dass das Shakespeare-Sonett eigentlich stets im jambischen Pentameter geschrieben ist. Du gönnst dir einen Jambus mehr, was ich ok finde.
Bevor ich mit meiner Arbeit am Shakespeare-Sonett begonnen habe las ich ganz viele Übersetzungen. Deine haben mir überaus gut gefallen. Vorallem die, die einen Jambus mehr in der Zeile hatten.

herzlich Ilona

Liebe Ilona,
der Schönheitswahn treibt seltsame und vor allem gefährliche Blüten und führt dazu, nur noch die Fassade zu akzeptieren, einem solchen Ideal nachzuhecheln, koste es, was es wolle. Dass diese "Barbies" in den Medien bejubelt werden, halte ich für kriminell.
Nicht alle Falten oder Runzeln sind schön, aber sie erzählen ein Leben! Wie hübsch sind beispielsweise Lachfalten?

Ich meine, du hast die Verlogenheit sehr schön in der Antithese aufgedeckt und in der Conclusio vertieft, das gefällt mir .

Wir kennen nur die Übersetzungen der Shakespeare-Werke und Thoma bemerkt sehr richtig, dass darin durch die unterschiedlichen Sprachen der Wurm steckt .
Liest du die Originale wirst du erkennen, dass sich der Meister sehr wohl an den jambischen Pentameter gehalten hat.

Meine persönlich Meinung zum Für und Wider: Erst einmal die Grundform aus dem Effeff beherrschen, bevor experimentiert wird.
Ein sehr schönes Werk, bei dem ganz besonders die Aussage besticht .

Sehr gerne gelesen.
Herzliche Grüße,
Heliane.

vielen Dank auch Dir
liebe Heliane. Genauso sehe ich es. Auch die Altersfalten können in einem freundlichen Gesicht schön sein.

herzlich Ilona

Liebe Ilona,

der Inhalt des Gedichtes spricht mich sehr an, denn mir gefällt die Aussage.
Aber haben wir nicht alle unsere kleinen Tricks den Jahren ein Schnippchen zu schlagen? Es muss ja nicht immer so ein Gewaltakt sein.

Die 12 er Reihe hast Du konsequent durchgehalten, was Dir eine längere Zeile ermöglicht, die Jamben hast Du eingehalten.

Der ganze zweite Vers ist ein Gedicht für sich, sehr lebendig, sehr bewegt. Super.

Was mich etwas stört, ist die Satzstellung bei:
1.den Jahren schlage ich ein Schnippchen ganz gewollt
2. die große Alltagsmühe im Gesicht auch lebt
Keine Ahnung wie es sich ändern lässt, dazu müsstest Du beide Verspaare komplett umstellen. Oder vielleicht geht es auch so:

Ein Schnippchen schlage ich den Jahren, ganz gewollt

Und vielleicht so:

Man sieht die große Altersmühe im Gesicht
…….
Dann zeig ich trotzdem stolz mein faltig Angesicht im Licht

Herzliche Grüße, Heidi

Liebe Ostseemöve,

wahre Schönheit liegt ja zum Glück im Auge des Betrachters und nicht um das Auge des Betrachteten.
Eine ausgefallene Idee, dieses Thema in ein Sonett zu verpacken, wo doch diese Gedichtform allzuoft die Liebste in allerschönstem Lichte erstrahlen lässt.

Mir gefällt auch der zusätzliche Jambus.

Liebe Grüße

Derolli

Liebe Heidi
lieber Olli

vielen Dank für euer Lob.
Und Heidi, vielen Dank für Deine Überlegungen. Ich werde das mit dem Komma aufgreifen.

herzlich Ilona