Will ein Kind den Mantel tragen,
der dem Vater einst gehört.
Ist zu groß und hat am Kragen
einen Flecken, der nicht stört.
Und so zieht es dann
auch die Schuhe an,
geht mit einem Lied
durch die Tür,
um im Wald ein Baum zu schlagen,
und es weiß auch schon wofür.

Sitzt ein Kind im Kreis der Linden,
hat am Tage einen Traum.
Kann den Vater darin finden,
der ihm winkt vom Himmelssaum.
Und so kämpft es dann
gegen Tränen an,
geht jetzt ohne Lied,
still und stumm,
hofft die Mutter aufzufinden,
die schon wartet, ahnt warum.

Sieht ein Kind die Wolken ziehen,
haben alle schon geschneit,
soll ihm helfen zu entfliehen,
aus dem Tal der Traurigkeit.
Und so zieht es dann
Vaters Mantel an,
geht mit einem Lied
durch die Tür -
will ein Sternenbett beziehen,
und es weiß auch schon wofür.

Liebe anderedimension,
dein Gedicht fand auch mich gerade erst und es offenbart sich als eine Perle.
Viel zu spät erreichen dich diese Worte wahrscheinlich, oder gar nicht mehr, da du dem Musengarten bereits den Rücken gekehrt hast. "Nur ein Kinderlied" hat eine bildreiche Tiefe. Die dreistrophige Form führt unaufgeregt zum Ende. Die Ahnung des Lesers verdichtet sich zunehmend. Sehr gut geschrieben und traurig schön.

Das Lesen der Anderen (Gedichteschreiber), ist eine tolle Möglichkeit hier miteinander ins Gespräch zu kommen, wenn eine Schreibflaute das Selbst gerade lähmt neue Worte zu finden. Vielleicht findet Ihr ja auch Gefallen daran und habt wahre Schätze aus.
Mit herzlichen Grüßen
der Sanderling

Liebe anderedimension,
nun ließ mich dein Gedicht heute nicht mehr los und ich vertonte es. Vielleicht bist du ja nocheinmal hier und vielleicht gefällt dir die Vertonung. Es würde mich freuen.
Liebe Grüße
der Sanderling

Liebe Gabi,
schön dass du Gefallen daran findest. Ich habe den/die Autorin angeschrieben und hoffe auf Antwort. Dann sehen wir weiter.
Liebe Grüße
der Sanderling