Morgens am See

Nur ein weißer Schwan
stillt im frühen Morgenlicht
die Tränen der Nacht.

Im Dunst der Gleiche streifen
wilde Enten auf dem See.

Ein Leben vergeht
wie ein Jahreslauf, die Zeit
nimmt auch die Liebe.

Was uns bescheint, das Morgen,
ein Schwan schaut es nur im Heute.

© Jörg Kellermann 2014

Wundervoll in der Tiefe berührend, lieber Jorsch

Hallo Jorsch
Ich wage mich heran. Eine Tiefe, die wundervoll berührend ist, wie Anna sie sieht, erkenne ich nicht.

Zitat

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Nur ein weißer Schwan Schwäne sind immer weiß. Ja, ich habe deine etwas ältere Erklärung dazu gelesen, kann damit nichs anfangen. Was soll dieser esoterische Quatsch?
stillt im frühen Morgenlicht
die Tränen der Nacht. Wer "tränt" denn da? Die Nacht? Na gut, wenns regnet. Oder der Mensch? Der schläft auch bei großen Problemen.

Im Dunst der Gleiche streifen Welche "Gleiche"?
wilde Enten auf dem See. Enten auf dem See sind immer 'wild'.

Ein Leben vergeht
wie ein Jahreslauf, die Zeit
nimmt auch die Liebe. Das ist glatter Blödsinn. Die Zeit stärkt und vertieft die Liebe!

Was uns bescheint, das Morgen,
ein Schwan schaut es nur im Heute. Wirklich?

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Ich reime und formuliere meine Gedichte und sehe zu, dass sie klar und knapp herüber kommen, was viel Arbeit bedeutet. Deine Verse sagen überhaupt nichts, vielleicht ein schwammiges Bild, verbunden mit unverständlichen Gedanken, mehr nicht.

Nicht, dass ich die freie Lyrik ablehne, sie macht mich neugierig, denn sie bietet ein weites Feld, Empfindungen gut und mit passender Melodie den Leser zu fesseln. Deine Verse fesseln mich nicht.
Gruß
Levi

Hallo Levi,

ich wage mich auch mal ran! Ich habe keine Ahnung wo wir schon mal über inhaltliches geredet haben? Ganz grau kommt es aber an mir vorbei, egal!
Einen großen Dank an Deine Kritik, endlich klare Worte - sehr gut!

Wenn Anna A. sagt es berührt wundervoll und tief, was will ich mehr. Soll ich 5, 100 oder 1000 Menschen ansprechen?
Dein Lebenszeit gefällt mir sehr gut und Dein ES geht bei mir gar nicht - so ist es eben mal!

Eines ärgert mich aber doch, ich bin kein Esoteriker! Ich mag keine Polarisation, wenn hier im Forum ein esoterisches Gd. steht ist es
nicht schlechter als andere Sichtweisen!

Nun, frage doch einfach mal Anna A., was sie daraus liest! Und ich habe doch neulich tatsächlich einen schwarzen Schwan gesehen.

Lg Jorsch

Lieber Jorsch,

es ist überaus schwer, die freie und die reimende Zunft unter einen Deckel zu bekommen und ich befürchte, es geht gar nicht .
Einerseits kann ich Methusalem zustimmen, andererseits halte ich seine Haltung für wenig hilfreich.
Einerseits lese ich Gereimtes sehr viel lieber, andererseits empfinde ich die freie Lyrik als sehr reizvoll und, wenn sie Bilder und Melodien herüber bringt, als sehr schön.
Es bleibt leider eine Gratwanderung.
Ohne jede Ahnung, was dein Gedicht transportieren soll: Ich mags auch nicht besonders, weil mir zu viele Aussagen daher kommen. Ist nicht die freie Lyrik darauf aus, einen Gedanken zu vervollkommnen? In diesem Werk gibt es für mich zu viele Anstöße.

Eine Frage noch: Wo hast du einen schwarzen Schwan gesehen? Die gibt es hier, wie ich weiß, nicht und wir dürften fast Nachbarn sein .

Mach dir nix draus, auch kritische Kommentare können hilfreich sein .
Herzliche Grüße,
Medusa.

Liebe Medusa,

ich nehme es mit Würde!

In Plothener Teichgebiet bei Schleiz, vielleicht ist er ja auch nur ausgewildert. Aber dort gibt es alles was fliegen kann
und Kormurane ärgern die Fischer weil sie auch Fisch mögen - Fahre mal hin, du wirst begeistert sein.

Lg. Jorsch

Lieber Jorsch,
Kormorane sind keine schwarzen Schwäne !
Egal! Ich fahr mal hin, um deinen schwarzen Schwan anzuschauen .
Herzlich,
Medusa.

Liebe Medusa,

Das wäre schön und sag mir wann, dann bringe ich Kaffee und Thüringer Kuchen mit ...

und ein großes Fernrohr für die Enten, die Haubentaucher, die weißen und die schwarzen Schwäne, die Kormurane, die Silber- und die Graureiher.
Am Morgen in der Gleiche, wenn das Wasser noch ganz still da liegt auch den "Entenstrich", den Eva Strittmatter an ihrem Haussee bei Gransee beschrieb,
den ich mir mit hoher Achtung bei ihr lieh.

Ich freue mich Lg. Jorsch

Ihr lieben alle,

ich würde gerne auf Levi´s Kritik ein wenig eingehen, da sie mich und meine Haltung zur Lyrik beschäftigt hat.

Zunächst einmal inhaltlich:

1. Es gibt schwarze Schwäne zu Hauf in Australien und da ich sie ausgesprochen liebe und sie mich an down under erinnern , weiß ich sehr genau , dass ich auch in Deutschland schon welche gesehen habe. Zum esoterischen Quatsch kann ich nichts sagen, für mich hört sich diese Äußerung jedoch eher nach einem Pauschalurteil an.

2. Die Tränen der Nacht :

Levi , es freut mich für dich , dass du diese nicht zu kennen scheinst. Ich kenne sie - von mir und auch von anderen Menschen - und ich weiß, dass die Tränen der Nacht ganz besondere Tränen sind. Ich glaube zwar, ich weiß, was du sagen möchtest, vermutlich sind meine Tränen die Tränen IN der Nacht und nicht DER Nacht. Doch ich persönlich empfinde sie genau so , als Tränen der Nacht , Tränen , die die Nacht , nämlich das Dunkle und Verlorensein in diesen Stunden oft mit sich bringt. Tränen der Nacht weinen sich anders als Tränen des Tages .

3. Dunst der Gleiche : das ist meine persönliche Lieblingspassage. Für mich beschreibt es einen Zeitpunkt , in dem alles sich gleichsam auf einem Niveau befindet - natürlich nur gefühlt und nicht in realiter. Aber ist das nicht genau die Poesie? und ich liebe Wortschöpfungen , denn würden wir niemals neue Worte kreieren, wäre unsere Sprache ein statisches Gebilde und ich wäre mehr als betrübt darüber.

4. Enten sind immer wild , da gebe ich dir recht , aber vielleicht sollte die Freiheit der Enten mit dem Adjektiv betont werden? So las ich es.

5. Die Zeit stärkt und vertieft die Liebe.

Darüber musste ich mit Verlaub ein wenig schmunzeln. Täte sie dies wirklich , so gäbe es nicht die steigenden Scheidungszahlen. Oder : du gehst davon aus, dass alle, die sich scheiden lassen, nie geliebt haben. Dann gäbe es immer noch den Begriff Liebe zu diskutieren - ein endloses Feld.

Und nun allgemein:

Ich habe mich gefragt, warum mich dein Kommentar so betroffen gemacht hat . Ich glaube es ist, weil ich die Poesie in , die ich in dem Gedicht sehen konnte, zerpflückt fühlte und mich wieder einmal gefragt habe:

Was genau macht Poesie zur Poesie ?

Dürfen nicht auch absurde oder widersprüchliche Bilder auftauchen, wie sie in unseren Träumen Nacht für Nacht erscheinen? Sind es nicht genau die Wortschöpfungen, die kleinen Stolpersteine in Gedichten, die uns manchmal aus dem täglichen Einerlei herausbefördern und für neue Perspektiven sorgen ?

Ich bin keine Gegnerin von Reimen , im Gegenteil, auch das Gereimte hat seinen Platz , finde ich. Freie Lyrik hingegen bedeutet für mich, eine Melodie schaffen ohne Reim, für offenes sorgen , eben den Ungereimtheiten des Lebens Platz schenken, denen wir allzu oft auch begegnen. Ich fände es spannend, wenn an dieser Stelle eine Diskussion darüber stattfinden könnte.

und zu guter Letzt, Jorsch, erzähle ich , weshalb ich das Gedicht nach wie vor in der Tiefe berührend fand :

Es war das Symbolische des Schwans, den du in Verbindung mit dem Leben gebracht hast.

Ich zitiere mal aus : " Das große Bildlexikon der Symbole und Allegorien , M.Battistini et al. , Parthas Verlag Berlin ,2011, S. 466. "

Seit der Antike ist mit dem Bild des Schwans die Musik verbunden, denn es hieß damals, dass der Vogel kurz vor dem Tod süß und herzerweichend sänge. Obwohl dieser Glaube später durch Plinius d.Ä. widerlegt wurde, brachte man den Schwan mit Apoll und den Musen in Verbindung, insbesondere Erato, der Schutzgöttin der Lyrik und des Liebesgesangs.

nun verstehst du vielleicht, warum es mich so berührt hat, in seiner Stille und Reinheit und in seiner Symbolik.

Jedenfalls danke ich dir, Levi, außerordentlich für den Denkanstoß , ich glaube, so ausführlich habe ich noch nie in einem Forum geantwortet, aber wie du siehst , war es mir ein großes Bedürfnis.

Und dir Jorsch danke ich für dieses Gedicht !

Alles Liebe

Anna

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Hallo Ihr lieben Forumler,

oh je was habe ich da nur angerichtet? Ich wollte doch nur ...

Ich habe schon einmal das Gd. in einer Line hier beiläufig eingestellt und habe dazu folgendes geschrieben:

Zitat

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Der weiße Schwan gilt metaphorisch als Symbol des Lichtes und der Reinheit, auch Reifung und Vollendung. Mir ging es bei der Metapher einmal um das Gd von E. Strittmatter: "Ich mach ein Lied aus Stille", gleichzeitig um den Verlust drei enger Verwandter der Lyrikerin in einem Jahr. Somit reflektiere ich ihren Umgang mit der Trauer. Die Enten die das Wasser streifen, wühlen das Wasser auf und es sich dann wieder glättet. So auch die Trauer weder im Licht noch im Dunkeln abläuft , sondern bereits als Aufbruch in der Gleiche. Mehr verrate ich nicht!

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Das Gedicht ist auch Teil einer eigenen Trauerarbeit. Doch im Vordergrund steht die hohe Achtung vor Eva Strittmatter, ihrer lyrischen Klänge und wie sie mit dem Tod umging, Wer ihr "Einst hab ich drei Weiden besungen" liest, versteht diese Kraft!
Ich habe die Tangaform absichtlich gewählt, weil ich damit besser in das Thema kam und es dann wieder in meine Gedankengänge aufgebrochen.

Aber bitte gestattet mir auch zukünftig so zu schreiben, ebenso wie Levi sitze ich auch ganze Nächte an solchen Texten und suche wochenlang nach Synonymen
und Metaphern.

Das Gute, hier im Forum ist die Dynamik, es treibt mich an und ich finde Themen für einen Leseabend den ich z.Z. plane!

Ich wünsche Euch gute Gedanken Jorsch!

Lieber Thomas,

Da bin ich aber froh, dass du die Poesie auch als Gesamtwerk aus Klang und Wort beurteilst und nicht zerpflückst. Mein Empfinden ist nämlich ebenso ...

Gute Nacht

Anna

Lieber Jorsch,
gelegentlich schreibe auch ich im Vers Libre oder Kurzgedichte wie Haikus oder Tankas, doch ich weiß, daß das immer eine Gratwanderung zwischen Kunst und Kitsch sein kann (aber nicht muss).

Da ich selbst eine große Verehrerin der (leider 2011) verstorbenen Eva Strittmatter bin, habe ich sofort begonnen, nach dem Gedicht „Entenstrich“, auf das du verwiesen hast, in meiner Literatur zu suchen. Leider finde ich es momentan nicht – nichts desto trotz hier aber ein kurzes Statement zu deinen Zeilen:

Im Gesamteindruck wirkt dein Gedicht harmonisch; die Zeilen vermitteln Bilder aus der Natur in Verbindung mit einer emotionalen Komponente.

Am „Nur ein weißer Schwan“ in Zeile 1 stoße ich mich persönlich überhaupt nicht, da selbst ich schon mal die Tautologie „weißer Schimmel“ benutzt hatte – was übrigens damals keinem Leser negativ aufstieß.
Selbstverständlich steht es dir nun frei, aus dem „weiß“ z.B. ein „stolz“ zu machen, also „Nur ein stolzer Schwan“ für Zeile 1 und die Sache ist gegessen.

Alles in Allem sehe ich dein freies Gedicht als gelungen an, wenngleich ich bei „Im Dunst der Gleiche“ ins Stocken geriet, da ich dort erst mal „Im Dunst des Nebels“ erwartet hätte. Aber Lyrik sollte frei von Diktatur sein und ich mag ohnehin die Freidenker-Fraktion mehr als die, die sich formal in Korsetts zwängen.

Alles Liebe von Yette

Guten Morgen Yette,

danke für Deine Zeilen zum Gedicht, "Entenstrich" ist eine Zeile keine Überschrift, ich muss erst einmal suchen, wo es stand. Ich glaube
in einem Gedicht ihrer Gransee-Zeiten.

Nachtrag: Ich habe es gefunden, wem es interessiert es heißt "Der Rest"

Zitat

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Hundskamille und Skabiosen,
Schafgarbe, Blutweiderich
Und die Welt der kleinen Falter,
Fischreiher, Wildentenstrich ...

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Lg Jorsch