Lieber Thomas,

diese drei Zeilen sind im wahrsten Sinne des Wortes so stimmig, haben Tiefgang und lassen sich auf unendlich viele Lebenslagen übertragen. Jawoll, die Morgenröte fordert das Tutti - unbedingt!

Beschwingte Grüße

anna a.

Lieber Thomas,

Darf ich deinen Dreizeiler als Schreibimpuls in einer Schreibgruppe verwenden? Ich bin wirklich sehr begeistert…

Liebe Grüße

anna a.

Lieber Thomas,

deine Zeilen sind wirklich schön und gefallen mir. Im Zusammenhang mit dem Gesang von Vögel, nein, überhaupt mit ihrem Erscheinen, gefällt mir lediglich das Wort "fordert" nicht. "Die Morgenröte wünscht sich das Tutti" hielte ich deshalb für schöner und würde den Vögeln sicher auch mehr gefallen, da es einlädt einzustimmen. Vielleicht verstehst du was ich meine.

Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

Dein Vorschlag gefällt mir, wünschen lässt dem Gegenüber mehr Raum als fordern…

Liebe Grüße

anna a.

Lieber Thomas,

Ich probiere es am Wochenende selber mal aus und stelle dann den Text hier ggfs ein…

Liebe Grüße und nochmals danke

anna a.

Lieber @Thomas,

was denkst du über meinen Änderungsvorschlag?

Lieben Gruß
der Sanderling

Lieber Thomas, lieber Sanderling,

vielleicht liegt das an der Abfolge der verschiedenen o - Morgenroete fordert -, dass dir fordern besser gefällt. Tatsächlich favorisiere ich das weiche Sch im wünschen, weil sich die Morgenröte langsam entwickelt…

Liebe Grüße


anna a.

Lieber Thomas,

in der Musik bestimmt der Komponist bzw. später der Dirigent, wann ein Tutti zu erfolgen hat. Musik aufzuführen ist sehr hirarchisch strukturiert, was für mich nicht vergleichbar ist mit einer von dir beschrieben Naturszene. Da kann die Morgenröte sich ins Zeug legen wir sie will. Ist das Rotkehlchen nicht motiviert wird es schweigen. Vögel lassen sich nicht befehlen zu singen! - Aber wie gut, dass im Zweifel der Autor einfach entscheidet wie er es am liebsten mag. Das hat du ja auch schon längst getan.

Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Thomas,

verstehe ich es richtig, dass du “fordern” im Sinne von “brauchen” verwendest?

Liebe Grüße

anna a.

Liebe alle,

so hier ist das Ergebnis meines Schreibens: Unzensiert, nicht korrigiert und verändert ist der Text so aus mir herausgepurzelt. Als Impuls habe ich das Gedicht von Thomas genommen, danach habe ich den Wecker auf 6 Minuten gestellt und losgeschrieben. Was mir in den Sinn kam. Ich habe mich durch meine Bilder treiben lassen und hier ist das Ergebnis:

Die Morgenröte fordert uns heraus zum Tutti. Es ist nicht das Rotkehlchen, nicht die Amsel, nein es ist die Morgenröte, die das tut. Sie ist ein Tag, der noch halb Nacht ist und sich noch nicht recht entscheiden kann. Ein Zwitter, bereits errötet und abwartend, darauf, dass alle tirrilieren, dass sich die Stunden erheben.
Meine Gedanken schweifen ab. Ich denke an laue Frühlingslüfte, an Blausternchen und das Gelb in den Beeten. Und schwups bin ich auf einer großen Blumenwiese im Tal der tausend Schlüsselblumen, dass wir als Kinder so gerne durchwandert haben.
Rotkehlchen singst du für uns, bist du der Sopran, hast du heute ein Solo oder stimmst du dich mit all den anderen ab?
Ich rieche das Holz der Jagdhütte, die sich auf einmal vor uns zeigt und in der ich schreiben lernte. Mit meinem Großvater an meiner Seite. Ich sehe den steilen Weg dorthin, gesäumt von Ostereiern… Jedesmal, wenn ich freudig erregt eins finde und meinem Vater gebe, läuft er schnell vorne weg, weil er uns einen Blumenstrauß pflücken möchte. Eine Überraschung, wie er sagt.
Nur wenig später finde ich das nächste Ei. In einem Veilchenbett. Sie gleichen einander, die Eier, eins sieht aus wie das andere und es dauert Jahre bis ich ihr Geheimnis begreife. Morgenröte, wenn ich dich sehe, dann ist der Frühling nicht weit, dann wird das Rotkehlchen zum Springinsfeld und die Amsel bedankt sich frenetisch auf dem Dachfirst. Die Welt braucht das Tutti, das habe ich schon lange verstanden.


Wenn ihr Fragen dazu haben, nur zu. Man nennt diese Form des Schreibens "free-writing" und sie ist sehr gut dafür geeignet, Schreibblockaden zu überwinden.

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,
lieber Thomas,

lese ich eure Ergebnisse des "free-writing" stelle ich vor allem fest wie geübt ihr beiden im Umgang mit Worten seid. Das ist vielleicht der Grund dafür, dass euer beiden Texte so gefeilt wirken, wie bereits mehrfach durch die Korrektur gegangen. Dass dies nicht so ist glaube ich euch, bin mir aber auch sicher, bei mir und vielen anderen sähe das anders aus, weshalb ich das nicht so freimütig und selbstbewusst präsentieren könnte wie ihr. Gratulatation!

Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

das glaube ich nicht, dass du nicht genau so schreiben könntest… Hast du es mal versucht? In meiner Schreibgruppe schreibt sind oft Menschen, die gar keine Schreiberfahrung haben und die schreiben häufig die besten Texte… Ich möchte dir Mut machen, es zu versuchen. Wichtig dabei ist es, sich den Wecker zu stellen…
Thomas Gedicht eignet sich hervorragend als Impuls.

Lieber Thomas,

Vielen Dank, dass du dich darauf eingelassen hast.

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,
lieber Thomas,

nun habe ich mich dem Experiment doch einmal selbst gestellt und habe losgelegt. 6 Minuten.

Das kam dabei raus, ..auf Anhieb:

Noch ist es Nacht und nur ein kleiner Lichthauch lässt erahnen, dass die Nacht sich wandeln wird. Ganz weit entfernt am Horizont erscheint ein Farbenspektrum aus dem Nichts. Immer wieder lauscht der Wind dem hellen Klang der Nachtigall, die aus dem dichten Buschwerk ihre Strophen schlägt, wie weit entfernt die Kirchturmuhr die Stunden zählt. Fein und nimmer müde singt das Rotkehlchen durch die langsam lichter werdende Dunkelheit. Wie tragend doch der feine, unterbrochene und doch melodische Klang durch die Luft schwebt. Es stimmen andere mit ein und keiner scheint alleine nur für sich zu singen. Nein, als sei ein Dirigent am Pult der nach und nach den Einsatz gibt, so steigen alle nacheinander, miteinander und ganz langsam mit der Morgenröte in ein großes Tutti ein, dessen Solo jedes Einzelnen im roten Lichtschein klingt.

© Sanderling

Lieber Sanderling,

Das klingt wundervoll. Das Bild von dem Dirigent hat mich sehr berührt und zeigt, wie aus so einem free writing wieder Sätze für ein neues Gedicht entstehen können… und das in nur 6 Minuten!

Liebe Grüße und danke..

anna a.