die jacke über den kopf gezogen flüchteten wir in die gaststube der sommer beendete den sonnentag mit einem gewitterschauer die speisekarte deftig aber üppig garniert mit touristenaufschlägen
an den tischen einige reihenpaare die schon bessere zeiten sahen du hast dir einen fangfrischen saibling auf jungfräulichem salat bestellt ich entschied mich für filet vom reh mit sonnengereiften preiselbeeren
zum nachtisch gönnten wir uns strudel du mit apfel ich mit topfen amüsierten uns über fragende blicke junge henne und alter gockel genossen die selten gewordene nähe zwischen tochter und vater
Hallo Zusammen, "kein Gedicht" ist natürlich der "Totschlag" für jede lyrische Textgestaltung. Aber ich sehe das entspannt und habe mit meiner lyrischen Prosa eine Form gefunden, in der ich meine Aussagen sowohl formal und lautmalerisch in verdichteter Form darstellen kann, außerdem befinde ich damit in der "modernen" Lyrikszene ja in guter Gesellschaft. Ich wünsche Euch auf jeden Fall weiterhin viel Spaß beim "Dichten." LG Perry PS: Ich werde aber durchaus hin und wieder mal im Forum vorbeischauen.
schön für dich, dass du mit "deiner lyrischen Prosa" eine Form gefunden hast, in der du deine Aussagen "sowohl formal und lautmalerisch in verdichteter Form darstellen kannst". Wenn du versuchst die Bedeutung des Verbs "dichten" zu ergründen, wirst du herausfinden, dass "dichten" nichts mit "verdichten" zu tun hat, sondern, dass im deutschen der Wortstamm, der tatsächlich auch später im Englischen "tight" (dicht) bedeutet, ursprünglich nicht den Sinn "dicht machen" hatte sondern "anordnen", "ordnen", "winden", was die Sache ganz gut trifft, und nebenbei auch erklärlich macht, warum viele Dichter gerne den Reim als poetisches Mittel verwendet haben. Man muss nicht reimen, aber geringschätzig über den Reim reden, zeugt meiner Meinung nach nicht von großem poetischem Sachverstand.
Wenig erquicklich finde ich es, dass du die Mitglieder des Forums in einen Sack wirfst und allen mit ironischem Unterton "Spaß beim 'Dichten.' " wünschst. Dass du "deine Form" gefunden hast, gibt dir nicht das Recht, alle die sich als Suchende verstehen, ironisch indirekt als Stümper zu bezeichnen, denn so sind die Anführungszeichen um das Wort "Dichten" doch gemeint. Oder?
Hallo Thomas, Worte auf die Waagschale zu legen kann ein zweischneidiges Schwert sein. Ich meinte mit "Zusammen" lediglich Heliane und Dich. Das mit dem "Spaß haben" war nicht ironisch gemeint, denn ich weiß selbst, dass Reim, Rhythmus etc. durchaus eine anspornende Herausforderung sein können. Ich selbst habe den Schwerpunkt meines Schreibens auf andere (lyrische) Schwerpunkte gelegt und stelle die Botschaft bzw. Wortbilder in den Focus, wobei das eine das andere ja nicht ausschließen muss. Worüber ich -zu meiner Schande- immer ein wenig Schmunzeln muss, ist die Verbissenheit, mit der sogenannte "Formlyriker" die althergebrachten Stilmittel verteidigen und nichts anderes gelten lassen wollen. Ich hatte auf einen konstruktiven Gedankenaustausch gehofft, aber das scheint zumindest bei Heliane und Dir nicht möglich zu sein. Wie gesagt, ich werde mich künftig mit dem Posten zurückhalten, dem Forum aber lesend verbunden bleiben. LG Perry
mir kommt gerade die Idee, dich zu fragen, ob du dich vielleicht mit der Form des parlando auskennst? Kennst du zufällig die Lyriker Uwe Kolbe oder Michael Krüger (Marx redet)? Sie haben häufig parlandos geschrieben. Vielleicht kannst du mir ja helfen, das Wesen dieser Gedichtform zu ergründen.
Hallo anna, ich kenne den Begriff Parlando als freie lyrische Versform, bei der in einem „plaudernden“ Alltagston bzw. Sprechgesang, gespickt mit Redensarten/Sprichwörtern, Slangausdrücken oder Spitzfindigkeiten bis hin zu Unsinnigem erzählt wird. Uwe Kolbe habe ich persönlich mal bei einem Lyrikseminar des Weßling-Verlags -bekannt durch die Lyrikreihe "Das Gedicht"- kennengelernt. Er gehört seit damals zu einem meiner Vorbilder. Nähers zu Parlando findet sich auch unter "Lyrikline.org", wo auch entsprechende Texte zu finden sind. LG Perry
Hallo Perry, ich las deine Geschichte schon früh nach der Einstellung, wusste aber nicht recht damit umzugehen. Du beschreibst eine scheinbar reale, erlebte Situation. Du lässt den Leser an der Stimmung teilhaben. Dennoch, ich vermisse andere lyrische Elemente, wie das Fehlen von Metaphern, die auch einer lyrischen Erzählung gut stehen und den Leser in Selbstbeschäftigung führen und in ihm einen Keim aufgehen lassen könnten, den der Text zwischen den Worten verborgen in sich trägt. Vielleicht magst du mir aber auch erklären mit welchen Stilmitteln du noch arbeitest, die ich bisher vielleicht nur noch nicht entdeckte. Ansonsten finde ich, Prosa hat hier durchaus auch seinen Platz. Viele Grüße der Sanderling
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