Nie werde ich verstehen, wie jemand generell fremdenfeindlich, aus tradierten Vorurteilen heraus xenophob sein kann. Eigentlich sollte derartiges Denken allen Menschen fremd sein. Nun, dass ein Tiroler die Wiener vielleicht nicht so unbedingt innigst ins Herz geschlossen hat, mag verständlich erscheinen, umgekehrt ja auch. Von den Bayern wissen wir, dass sie ihre preußischen Brüder jenseits des Weißwurstäquators hin und wieder als Stiefbrüder sehen. Kein großes Malheur!
Das Verhältnis der Österreicher zu ihren Nachbarn im Norden ist über weite Strecken konfliktfrei. Schließlich trennt uns – ja, ich bin ein Österreicher – eine gemeinsame Sprache, wie Karl Kraus gesagt haben soll.
Kurz und gut, Toleranz ist zu üben, jederzeit und überall, semper et ubique (steht schon auf den Smart-Export-Schachteln).
Wenn ich aber höre, wie einer meiner deutschen Bekannten „Reißzwecke“ statt „Reißnagel“ sagt, beginne ich das eben Geschriebene zu überdenken.
Lieber Ingo, ich muss mich auch als "Reißzwecken-Sager" offenbaren. Daran merkst Du, wie wenig Gemeinsamkeiten wir haben! Trotzdem toleriere ich Dich! Du mich? Unsere Vorfahren, solange sie noch nicht sesshaft waren, kannten keine Fremdenfeindlichkeit. Als sie dann Haus und Acker zu verteidigen hatten, kannten sie wiederum keine Fremdenfreundlichkeit. Nein, nicht ganz richtig. Der einzelne war sicher immer willkommen. Nun ist das heute so, dass die "S..-Preußen" nicht mehr scharenweise in Austrien einfallen und wenn, haben sie keine Musketen mehr dabei. Wer ist überhaupt fremd? Ich kenne in meiner näheren Umgebung einige, die sich sehr fremdartig benehmen. Ich kann nicht sagen, dass ich diese freundlich anschaue. Bin ich nun fremdenfeindlich? Schöne Pointe in Deiner Überlegung! LG Ulrich
Haha! In Wirklichkeit ist es mir natürlich egal, ob jemand Quark, Frikadelle oder eben Reißwecke sagt. Wenn ich auf österreichschen Speisekarten aber Eisbein lese, bin ich weniger gut gelaunt. Ich sage ja auch nicht zur Bachstelze, diesem niedlichen Vogel, Bacheisbein. Danke fürs Schmunzeln! LG Ingo
hach, ihr Alpenländler schimpft über die Preußen? Wer musste sich dem Großen Friedrich ergeben, hä? Ich verzeihe dir diesen Lapsus und gestehe, dass für mich Reißzwecken nach wie vor "die Dinger sind, die ich mit dem Daumen in Holz drücken kann" . Ich mag die kleinen sprachlichen Unterschiede sehr, sind sie doch für uns Preußen, die wir das Hochdeutsche ohne Fehler beherrschen, immer wieder eine Quelle großer Belustigung. Aber einen wunderhübschen, knusprigen und runden Eierkuchen zu zerzupfen, in Butter zu wälzen, sogar Rosinen unter den Teig zu mischen (die euch die Türken wahrscheinlich hinterlassen haben), kalorienreichen Puderzucker drüber zu streuen und ihn Kaiserschmarrn zu nennen, das geht zu weit! Zum Eierkuchen gehört Apfelmus und sonst nichts, wie unser Großer Friedrich festlegte, jawohl!
Lieber Ingo, ich bin natürlich voll und ganz auf deiner Seite. Klöße, Kartoffeln, Tomaten, Pilze, Blumenkohl, nur um ein paar Beispiele aufzuzählen, schmecken nämlich nicht halb so gut wie Knödel, Erdäpfel, Paradeiser, Schwammerl und Karfiol! Und ich sitz aus Prinzip am Sessel und nicht im oder am Stuhl. Die beliebte Frage vom Doktor nach Hausrat... ob man hätte, bzw gehabt hätte, erachte ich als peinlichen Fauxpas seinerseits und, mangels guter Manieren, als reichlich vorwitzigen Übergriff in meine Privatsphäre. Aber als Österreicher hat man ja nicht nur gute Kinderstube genossen, sondern ist auch äußerst tolerant, hakt es achselzuckend als übereifrige Wissbegierigkeit der Gelehrtenzunft ab und grinst sich eins.
Die Angewohnheit jedoch, sich in diesem niederzulassen, sehe ich bei aller Toleranz als eine eher befremdlich anmutende, aber halt typische Unart derer von jenseits des Weißwurstäquators an.
Deine Belustigung, liebe Medusa, beruht auf Gegenseitigkeit, wir Österreicher haben unsere helle Freude an eurem Erbgut des Großen Friedrichs und lachen gerne über so manche geeisbeinte Ausdrucksweise.
Liebe Medusa, liebe Lailany! Ich habe eure ergänzenden Betrachtungen eingehend studiert, sie beschäftigen mich sehr. Ich gehe zum Ausgleich jetzt auf Fotopirsch. Ich möchte eine Bachstelze - oder wie man in Deutschland sagt, ein Bacheisbein - vor die Linse bekommen. LG Ingo
Lieber Ingo, wenn du eine triffst, mach bitte eine Nahaufnahme, denn das muss für die Nachwelt festgehalten werden! Pass halt auf, dass du nicht auf einen Stuhl trittst. LG von Lailany
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