Kız kulesi

Es sitzen drei Vögel in Trauer,
wie Schemen, wie Schatten, wie Traum,
im Moos auf der Friedhofsmauer,
du hörest ihr Klagelied kaum.

Die Taube, die saß auf dem Steine,
die Lerche, sie saß nah dabei,
der Falke saß abseits alleine,
als ob er ein Fremdling ihr sei.

Die Taube betrauert den Jüngling,
der liebte ein Mädchen so sehr,
wie Lerchengesänge im Frühling,
und sie liebte ihn noch viel mehr.

Der Vater, erzürnt ob der Schande,
der schlug seine Tochter und sprach:
„Dein Bruder zieht jetzt in die Lande
und rächt die Familienschmach!“

Als dieser den Jüngling erschlagen,
da klagte die Lerche so bang.
Das Mädchen mit Weinen und Klagen
vom Felsen dem Liebsten nachsprang.

Der Bruder, er wurde gefangen,
gebracht ins Gefängnis hinein,
dort hat er sich aufgehangen.
Er wurde so traurig allein.

Zur Schwester wollte er gehen,
wo sie mit dem Jüngling nun weilt,
und bitten, sie soll ihn verstehen.
Der Falke sitzt abseits und weint.

Es sitzen drei Vögel in Trauer,
wie Schatten aus finsterer Zeit,
im Moos auf der Friedhofsmauer.
Zwei Mütter tragen ihr Leid.



© Ralf Schauerhammer

Übersetzung von Senail Özkan

Kız kulesi

Üç kuş konmuş, matem içinde
Hayalet gibi, gölge gibi, rüya gibi,
Kabristan duvarı yosunlarına,
Güç belâ duyulur acı şarkıları.

Biri kumru, taşın üzerine konmuş,
Hemen yanına bir toygar oturmuş
Az ötesineyse bir şahin tünemiş;
Sanki yanlarında yabancı bir kuş.

Kumru mateminde delikanlının,
Genç karasevdalısıydı bir kızın,
Sanki toygar ötüyordu baharda,
Öylesine karasevdalısıydı o kızın.

Namus endişesiyle çileden çıkmış baba
Kızını dövdü öfkeyle ve buyurdu ki;
“Kardeşin gidip şimdi o topraklara
Alacak öcünü, kurtaracak zilletten aileyi!”

O, delikanlıyı vurup öldürdüğünde,
Şakıdı tarla kuşu şekvasını korkuyla.
Ve ağlayarak ah-u vâh ile ardından
Sevgilisinin kız attı kendini kayadan.

Kardeş yakalandı, esir düştü orada
Zavallı getirilip atıldı zindana
Orada astı kendini pür keder.
Öylesine yalnız ve mükedder.

Oysa gitmek istiyordu kız kardeşe,
Delikanlıyla birlikte oldukları yere
Rica etmek istiyordu genci anlaması için
Yan tarafa konmuş ve ağlamakta şahin.

Matem içerisinde üç kuştular,
Sanki zulmet çağından ruhtular,
Yosunlu kabristan duvarına konmuştular.
Şimdi iki anne çekmekte dert-i kederlerini.



P.S.: Der Kız kulesi (Mädchenturm) befindet sich im Bosporus, um ihn rankt sich in der Türkei ein rührendes Märchen von einem Vater, der seine Tochter vergeblich versucht zu schützen, indem er sie in dem Turm verwahrt. Die deutsche Bezeichnung "Leanderturm" erinnert an die Antike Fabel von Hero und Leander, die dem bekannten Volklied "Es waren zwei Königskinder" zugrunde liegt, das Gedicht lässt sich auf diese Melodie singen.

Lieber Butenlänner, lieber Derolli,

zu dem Vögeln kann ich leider nichts sagen. Eure Ideen und Überlegungen sind sehr interessant.

Ja, die böse Nonne, die das Licht auslöscht! In der ürsprünglichen Sage von Hero und Leander ist es eine Naturgewalt - der Wind. Wir Christen mögen es halt etwas moralisch.

Es ist eine sehr schöne Fabel, die über den Bosporus hin- und her "schwimmt".

Lieber Ingo,

ich persönlich kann die Übersetzung nicht beurteilen, aber ich bin mir sicher, dass sie "sehr schön" ist, denn Senail Özkan ist ein herrvorragender Sprachwissenschaftler und Freund der Poesie (hier findest du etwas über ihn http://www.dichterpflaenzchen.com/Werkst...enailOzkan.html). Ich schätze ihn auch menschlich sehr.

Liebe Grüße euch allen
Thomas

Liebe Behutsalem,

dein Kommentar trifft sehr gut, worum es mir geht. Treffen finde ich auch, dass du die Vögel am Anfang als "Symbol" für Liebe, Hoffnung und Konsequenz (fast wie Charakterzüge, welche Tiere in Fabeln haben) auffasst und später Personen zuordnest, wobei der Falke auch "die Seele" des Bruder sein könnte. Die genaue Zuordnung ist jedoch nicht wichtig, sondern die Mehrdeutigkeit, bzw. Vielfältigkeit, weswegen ich eher "Metapher", statt "Symbol" sagen würde.

Ich finde es auch sehr gut, dass du den Vater nicht einfach verurteilst. Wenn man das tut, wird die Sache zwar moralisch einfach, aber die wirkliche Tragik wäre nicht mehr sichtbar.

Dein Kommentar hat mich sehr erfreut.

Liebe Grüße
Thomas

Liebe Behutsalem,

du hast Recht, wir leben auch heute noch viel stärker in unseren Traditionen verwurzelt, als wir es glauben (wollen).

Ja, die Geschichte von Battal Gazi, der die Tochter des Sultans (mit deren Einverständnis) aus dem Turm entführt, ist tatsächlich sehr schön. Auf diese bekannte Geschichte bezieht sich auch der Ausdruck, den man in der Türkei für "zu spät kommen" benutzt, bei uns "der Zug ist abgefahren". Man sagt "Atı alan Üsküdar'ı geçti". Battal Gazi war mit der Tochter zu Pferde schon in Üsküdar, (auf der asiatischen Seite des Bosporus) und die Verfolgung zwecklos. Wenn also jemand mit den Pferden schon in Üsküdar ist, ist es zu spät noch etwas auszurichten.

Liebe Grüße
Thomas