Es war einmal ein Mann, der an einem sonnenfernen Tag an einer Kreuzung auf einen Weggefährten traf. Vor nicht all zu langer Zeit war es noch üblich sich grüßend vorzustellen. Der eine nannte sich Hoffnung, der andere hieß Traurigkeit. Sie gingen eine Weile nebeneinander, bis die Traurigkeit zu erzählen an fing: „Ich will Dir aus meinem Leben berichten. Ich bin verheiratet mit einer schönen Frau, sie heißt Stolz. Sie gebar mir viele Kinder und wir lebten zufrieden, bis." Traurigkeit schluckte seine Tränen herunter und sprach weiter. "Ein Kind muss ich nun bald zu Grabe tragen. Mein ältester Sohn, der Hass liegt im Sterben." Die Hoffnung schaute der Traurigkeit ins Gesicht, und sagte, :Gib den Glauben nicht auf. Doch der Alte schüttelte den Kopf. „Es geht zu Ende, ich spüre es. Der Hass ist so groß und stark geworden, wir dachten immer, er würde uns Eltern überleben. Wir haben ihm reichlich Nahrung gegeben. Gaben ihm Spielkameraden. Die Zwietracht war die, mit der er sich am meisten verbunden fühlte. Aber auch seine Schwestern mochte er sehr gerne, da war die Lüge, die Hinterlist, die Gier, die Rücksichtslosigkeit. Seine Brüder, unser Vorurteil und unser Misstrauen bauten ihm ein Haus, in dem sich auch sein Sohn Rassismus wohl fühlte. So lebten sie lange Jahre und einer lernte von dem anderen. Die Lüge lernte von der Hinterlist, die Gier von der Rücksichtslosigkeit und Misstrauen war immer dabei. Am meisten bewunderten alle ihren großen Bruder, den Hass. Irgendwann erkrankte unser Hass. Bekam nie ganz verheilende Geschwüre. Wie eine wuchernde Seuche, die sich in seinem Inneren ausbreitete. Je stärker unser Sohn, der Hass, wurde, desto mehr zerfraßen ihn die Hassgeschwüre. Alle Geschwister sind sehr, sehr traurig und wollen ohne ihren Hass nicht leben. Die Gier meint, es wäre für sie undenkbar, die Geschwister anzuleiten, zu raffen ohne zu hassen. Dasselbe behauptet auch die Rücksichtslosigkeit und die Hinterlist.“
Die Hoffnung hatte der Traurigkeit zugehört und schwieg. Auf dem Wege zum Haus der Traurigkeit begegneten sie einem jungen Mann. Dieser wollte in die gleiche Richtung und fragte, ob er sich anschließen könne. Die Männer waren einverstanden und so verging einige Zeit. Der junge Mann nannte sich Güte und war auf Brautschau. So marschierten sie zu dritt des Weges bis ein Mann kam, der sich als Vergebung vorstellte und ebenfalls Heiratspläne hatte. Die Hoffnung sagte: „Komm nur mit, die Traurigkeit hat einige Töchter, die sehr schön sind." Offenheit und Vertrauen schlossen sich am vierten Tag an. So kamen sie dann auch an ihr Ziel. Kurz vor der Haustür begegneten ihnen zwei junge Damen, die Wahrheit und die Liebe. Sie hörten, dass der Hass im Sterben liegt und wollten ihm zur Seite stehen. Die Traurigkeit als Vater ging voran. Als der sterbende Sohn den Vater sah, äußerte er seinen letzten Wunsch: „Ich verlange als Grabbeilage alles zurück, was ich den Geschwistern je gab. Außerdem will ich meinen besten Spielkameraden, die Zwietracht. Ohne Feindseligkeit kann ich nicht sein. Du Vater sollst darüber wachen.“ Es verging keine Stunde und der Hass tat seinen letzten Atemzug. Keiner sprach ein Wort bis der Vater alle Geschwister und auch die anderen Gäste versammelte. Die Traurigkeit sagte: „Lasst uns nun den Hass für immer begraben und alles so machen wie es der Wunsch des Verstorbenen war“. So wurde der Hass an einem Ort tief im Wald beigesetzt und mit ihm die Zwietracht. Jedes der Geschwister holte aus seinem Innersten allen Hass hervor und legte ihn mit ins Grab zum toten Bruder. Auf dem Heimweg sprach als erster Rücksichtslosigkeit: „ Ich kann es kaum fassen, aber ich habe mich noch nie so leicht gefühlt.“ Die Wahrheit nickte verständnisvoll und meinte, dass die Rücksichtslosigkeit nun ohne all den Hass ist und all die anderen Geschwister auch. Als sie ins Vaterhaus des kleinen Rassismus kamen, öffneten sie sämtliche Türen und Fenster und all die alte Verbitterung, und der Zorn von Jahren entwich. Der kleine Rassismus wurde fortan von der Wahrheit erzogen und der Offenheit so ähnlich, dass er schon bald Gerechtigkeit genannt wurde. Die Offenheit, die Güte, die Liebe, die Wahrheit und Vertrauen, so geht die Sage, wichen nicht mehr von der Seite der anderen Geschwister. Sie heirateten, bekamen Kinder und alle verstanden sich prächtig.
ich habe dein hoffnungsvolles Märchen gerne gelesen. Leider denke ich, dass "der Hass" unsterblich ist, aber es kann jeder einzelne Mensch aufhören zu hassen und Liebe empfinden. Die Ursache liegt ja nicht irgendwo in der Welt oder im Abstrakten, sondern im Unfrieden mit sich selbst.
Liebe Ilona, sehr phantasie- und am Ende hoffnungsvoll, deine kleine Geschichte gefällt mir sehr gut. Ein paar Tippfehler sind drin, die findest du sicher selbst. Sehr aufmerksam und nachdenklich gelesen. Herzliche Grüße, Heliane.
liebe Heliane vielen Dank für das Lob. Es ist eines meiner wenigen Versuche mich mal in Prosa auszudrücken. Mit den Tippfehlern ist das so eine Sache. Über fremde Texte lese ich einmal und erkenne sie schneller als bei meinen Eigenen. Ist leider so.
hab Deinen Ausflug in die Prosa auch gerade gelesen. Eine sehr gut Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Auf so einen Gedanken muss man auch zuerst kommen. Märchen sind bekanntlich zum Träumen da, einen schönen Traum hast Du geträumt leider fürchte ich, dass es ein Traum bleiben wird.
Etwas Kleines habe ich gefunden: Dieser wollte in die gleiche Richtung und fragte, ob er sich anschließen kann. Das kann würde ich tauschen mit könne.
Noch ein kleiner Tipp, wenn Ihr hier im Business Template Geschichten, oder Kommentare schreibt. Versucht immer bis ganz hinten zu schreiben, bis es von selbst umbricht. Ansonsten hat man mit Formatieren sehr viel zu tun, weil das passt leider, nämlich nie. Und Ihr wisst ja, dass ihr Eure eigenen Beiträge jederzeit Editieren könnt.
liebe Gabi vielen Dank fürs Lesen und Fehler entdecken. Ich habe ihn gleich getilgt. Nun ich schreibe nie direkt hier rein, sondern kopiere es von meinen Dateien. Aber danke für den Tip.
Liebe Ilona ich habe deine Geschichte voller Hoffnung gelesen. Träumen von einer besseren Welt ist immer richtig. Und wenn wir nur ein klein wenig Hass von seiner Sinnlosigkeit überzeugen hat sich die Hoffnung gelohnt. LG Heike
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