Im Schatten zerklüfteter Felsen
rauscht die Brandung,
gelöst ziehen Wolken,
folgen dem eigenem Lungenmaß.
Finden sich im Herztakt der Freiheit.
Der Himmel rundet sich,
von Berggipfel zu Berggipfel
überlassen die Augen sich der Natur,
überflüssige Spuren
fortzuspülen.

Töricht
das Haschen nach Wind.

Hallo Ostseemöwe,

der Himmel über Kreta. Ich war noch nie dort, kann also über seine Beschaffenheit gar nichts aussagen, aber ich denke, du hast ihn in seiner Weite mit allen Wolken erfasst. Sprachlich finde ich dein Gedicht ansprechend, es öffnet dem Leser einen empfindsamen Blick für die Natur. Ein bisschen bin ich über das "Lungenmaß" gestolpert, es wirkt in diesem Kontext auf mich wie ein Fremdwort. Ich denke, man sollte nicht mit Gewalt neue Begriffe oder Zusammenhänge erfinden, die vorhandenen tun es auch. Was hältst du davon: ... folgen dem Schrittmaß des Windes? Das Komma hinter "töricht" ist überflüssig.

Priska

Liebe Ilona,

eine sehr lyrische Betrachtung eines, ganz sicherlich bezaubernden Urlaubsortes. So blickt man dann mit Dir bei den Felsen und schaut in die Weite.
Dann jedoch werde ich herausgerissen durch das Lungenmaß und werde an Lungenfunktionstest, Atemnot und ähnliche Sachen erinnert. Kurz, finde mich abrupt in einer ärztlichen Praxis und dem medizinischen Vokabular wieder.
Vielleicht findest Du ein neues Wort und lässt mich damit weiter im Himmelsrund schweben.
Sonst ein wunderschönes Gedicht, das träumen lässt.

Liebe Grüße, Heidi

liebe Priska,
nun denn, es wird Zeit mal Urlaub von sich selbst zu machen. Wie auf Kreta, habe ich dieses "Urlaub von sich selbst" nur auf Rhodos gespürt.
Ich habe dieses Gedicht direkt auf der Insel geschrieben. Ich finde auch keinen anderen Ausdruck für " das eigene Lungenmaß.
Dort habe ich gespürt, ich muss nicht hinauf klettern, Berge erklimmen und immer höher und höher, meinen Körper überfordern ...
Hier war ich einfach "oben", in der eigenen Freiheit, ohne mit dem Wind ziehen zu müssen. Und so empfand ich auch das Spiel der Wolken. Mal waren sie sich Nahe und dann trennten sie sich mit einer Leichtigkeit. So als ob jede kleine Wolke ihr eigenes Leben hat.
Ich überlege noch wie ich es anders ausdrücken könnte.
Danke für Deine Überlegungen.
herzlich Ilona