Die weite Welt steht still in dem Moment, da sich der Mensch nur um das Selbst sich dreht, wenn seine Lust am Ego nicht vergeht und nur der Spiegel uns am Blick erkennt.
Und wenn der Blick auf andre bloß noch fällt, wenn eigen Handeln wird bestimmt vom Du wenn innre Freiheit nicht besteht, um zu entscheiden, dann ja dann stirbt diese Welt
Nur, wenn ein rechtes Maß gefunden wird, wenn Ich und Du sich herzensgleich begegnen, dann spürt die innre Welt , dass keiner irrt,
dass Gleichklang herrscht als gäb es Sonn und regnen, dass sich der Geist zur Zeit nicht mehr verwirrt und Mensch und Mensch im Lied sich liebend segnen
ein schönes Sonett. Der Inhalt ruft geradezu nach dieser "maßvollen" und ausgewogenen Form.
Dein Sonett ist wie es ist eigentlich völlig in Ordnung (soweit ich sehe), aber gerade das juckt mich, ein paar Kleinigkeiten vorzuschlagen. So könnte man am Anfang er zweiten Zeile das etwas alt klingende "da sich" ersetzten durch "in dem" und das erste Wort der zweiten Strophe von "Und" in "Doch" verwandeln, um den Gegensatz deutlicher zu machen, der hier (für die Sonett-Form sehr gut passend) zur ersten Strophe besteht. Zwei Zeilen weiter könnte man das "eigen" (auch alt für "eigene" ) wegbekommen, auch wiel es sich ja um fremdbestimmtes Handeln handelt, also z.B. "wenn Handeln fremdbestimmt ist von dem Du". Und dann habe ich noch eine völlig überflüssige Idee für die drittletzte Zeile: "dass Gleichklang herrscht, wie Sonnenschein und Regen,"
Das sind alles Dinge, die überhaupt nicht wichtig sind, und vielleicht gar nicht richtig, nur weil sie mir beim Lesen in den Sinn kamen.
Mir gefällt das Gedicht.
Ist das Sonett schon älter, oder geht es dir wie Goethe, der sich erst spät mit dieser Form angefreundet hat?
liebe Anna in vielen Zeilen muss ich sehr lange bleiben um den Sinn zu verstehen. Diese Zeile zum Beispiel:
Zitatda sich der Mensch nur um das Selbst sich dreht,
ich denke hier ist der Satzbau zu verdreht ein Mensch kann sich um die eigene Achse drehen. Die ganze Welt dreht sich nur um mich. Alles logisch. Aber hier müsste es vielleicht heißen: da der Mensch sich nur um sich selber bemüht, oder sich selbst als Mittelpunkt sieht? oder sehe ich es falsch?
auch diese Zeile:
Zitatund nur der Spiegel uns am Blick erkennt.
wie soll das gehen? Seit wann hat ein Spiegel ein Gehirn. Ein Spiegel kann uns nicht erkennen. Was möchtest Du damit sagen? Mir bleibt dieser halbsatz etwas schleierhaft.
Bei "da sich der Mensch nur um das Selbst sich dreht," liegt es an dem doppelten "sich" ich habe deshalb eine kleine Änderung vorgeschlagen. Um es noch klarer zu machen, könnte man sagen "indem der Mensch nur um sein Selbst sich dreht," Das ist meiner Meiung nach ein gutes Bild, der Mensch dreht sich wie ein Kreisel um eine Achse, und bewegt sich deshalb nicht fort (exakt: keinen "Translation" ), insbesonder nicht auf andere zu.
Die Muse der Poesie erlaubt es meiner Meinung nach, dass der Spiegel belebt wird, weil ihr Reich das Mystische ist, welches alles begeistern kann.
Liebe Grüße Thomas
P.S.: Hoffentlich ist anna a. mit dem einverstanden, was ich da in ihrem Namen gesagt haben.
Ja Thomas , ich bin sehr einverstanden , denn genau so war es gemeint!
Vielen Dank fuer die Änderungsvorschläge , ich habe immer noch erhebliche Schwierigkeiten, in Sonnetten einen Klang zu hören und das merkt man dem Text auch an.. Er stakst für mich..
Ich ändere den Text später, denn auch wenn ich am liebsten nur schriebe, die Arbeit ruft doch deutlich !
du hast Recht: Es 'stakst' . Wenn du den Sonett-Klang hinkriegen möchtest, dann schaue auf die Verseingänge, sie sollten durchgängig unbetont sein (xX) ; für die Versfüllung ist es besser, auf Einsilbler weitgehend zu verzichten; die Versausgänge sollten (müssen aber nicht zwingend!) weiblich sein - es klingt "sonettiger" .
Die Aussage gefällt mir . Herzliche Grüße, Medusa.
was Medusa schreibt ist richtig, aber sie ist recht streng.
Es stimmt, dass weibliche Endungen runder klingen, aber gerade die mittleren Zeilen der Quartette sind bei vielen guten Dichtern auch männlich.
Auch ein starker Ton auf der ersten Silbe in der ersten Zeile der Terzette kommt vor. Das klingt, wie bei dir das "Nur," (mit Komma dahinter zwangsläufig betont) passend, weil das Atemholen (Zäsur) nach den beiden Quartetten sowieso dazu verleitet.
Zum "Trost" ein Beispiel von Heinrich Heine, bei dem das "Hörst" an dieser Stelle genauso beton ist, wie dein "Nur", und in der Schlusszeile treibt er es mit dem "Käm" noch doller. Was der Meister jedoch schafft, ist in den beiden Quartetten nur mit einem Reimpaar auszukommen (eine sehr stenge Vorgabe aus dem romanischen Sprachraum), und das auf eine Weise, die ganz natürlich klingt.
Im Hirn spukt mir ein Märchen wunderfein, Und in dem Märchen klingt ein feines Lied, Und in dem Liede lebt und weht und blüht Ein wunderschönes zartes Mägdelein.
Und in dem Mägdlein wohnt ein Herzchen klein, Doch in dem Herzchen keine Liebe glüht; In dieses lieblos frostige Gemüt Kam Hochmut nur und Übermut hinein.
Hörst du, wie mir im Kopf das Märchen klinget? Und wie das Liedchen summet ernst und schaurig? Und wie das Mägdlein kichert, leise, leise?
Ich fürchte nur, daß mir der Kopf zerspringet - Und ach! da wär's doch gar entsetzlich traurig, Käm der Verstand mir aus dem alten Gleise.
Übrigens würden in jedem Forum die vielen "Und" am Zeilenanfang angemeckert.
Medusa hat Recht, ich sage dieses nur zusätzlich (weil du ja hauptsächlich "Frei" bist), um zu unterstreichen, dass es nicht um die Einhaltung von Regeln geht, sondern dass die poetische Form Gestaltung ermöglicht. So wie man auf eine Welle surfen kann, die Welle legt nicht fest, was man tut, aber ohne geht surfen nicht.
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