Sie haben gesungen, gespielt und gelacht, in fröhlich-besinnlicher Runde, am Feuer gespeist und bis spät in die Nacht gelauscht der erstaunlichen Kunde des Fremdlings von Ländern und Meeren so fern. Er wusste genau zu berichten, entführte auf einen entlegenen Stern die Zuhörer seiner Geschichten.
Er wiegte sie singend hinein in den Traum, das Trübe, es wurde das Klare, sie lösten sich schließlich von Zeit und Raum und schauten das Gute und Wahre; wie ernste Schamanen im Weltenbaum, sie spürten sein ruhendes Reifen, sie konnten den niemals erreichbaren Saum der ewigen Schöpfung begreifen.
Am anderen Morgen, als gleißende Glut erschreckend kaum wagte zu tagen, da fand man den Fremdling im eigenen Blut, am Feuerplatz liegend, erschlagen. – Sie saßen am Feuer und aßen bei Nacht in furchtsam-gedrungener Runde. Es ward kaum gesprochen und niemals gelacht. Sie gingen vor Zeiten zu Grunde.
lieber Thomas beim lesen habe ich eine Gänsehaut bekommen. So schön und ergreifend erzählst Du hier eine traurige Geschichte. Ich bin sicher, er ist nicht der Eine Fremdling der erschlagen wurde. Es gibt immer wieder Fremdenhasser, sie tötet oder vertreiben alles Fremde.
Deine Geschichten sind soooooo berührend die Du in Deinen Gedichten erzählst. Bei so einem Inhalt hätte ich auf die Reime verzichtet. Du aber schafst es, trotz Melodie und Reim den traurigen Text traurig wirken zu lassen.
Lieber Thomas, eine wirklich ergreifende Geschichte. Da hat einer die Seelen berührt und am nächsten Morgen fand man ihn erschlagen. Es gibt sie, die Einzelnen, die Angst haben vor allem was sie nicht kennen und meinen, deshalb es bekämpfen zu müssen. Es gibt sie immer und zu allen Zeiten, auch heute. Die Daktylen passen gut zu der Geschichte, der Zeitgedanke hätte vielleicht etwas deutlicher herausgearbeitet werden sollen. Aber sonst, super! Liebe Grüße, Heidi
Liebe Ostseemöwe und Klatschmohn, lieber Methusalem,
vielen Dank für eure Kommentare. Ja, der Bezug zur Zeit, der ist doch ganz offensichtlich - nicht vorhanden. Ich habe die beiden Worte "Thema: Zeit" nicht wahrgenommen. Somit ist die Aufgabe nicht korrekt erfüllt. Tut mir leid.
ach komm- es war auch nur schwer zu finden, das Wort "Zeit". Hast Deine Aufgabe gut gemacht. ein Daktylengedicht ist nicht so einfach aus der Hand zu schütteln. Liebe Grüße, Klatschmohn
dies Thema könnte in alle Zeiten eingeordnet werden. Dann wenn sich das Fremde (gleich wie) hervortut wird es immer Angst erzeugen. Die Geschichte hast Du gekonnt in diese schwierige Gedichtform gepackt. Der Bezug zur Zeit ist nicht die tragende Aussage, ist jedoch deutlich enthalten. Insgesamt schaurig schön und sehr gut gelungen.
was ich immer super finde, deine Gedichte bringen mich dazu Themen mit denen ich eigentlioch vetraut scheine, von anderen Blickwinkeln zu betrachten. In diesem Fall Yggdrasil - ich wusste nicht, dass auch die Schamanen ein solches Model der Axis Mundi hatten - wie immer kann man das meiste ja nach Babylon zurückverfolgen. Wieder was gelernt.
Die tragische Geschichte an sich, ließ mich Anfangs erst mehr in der Gegenwart verweilen (so auf den Spuren von "I have a dream", deshalb kam die Wendung zu längst vergannenen Tagen recht überraschend für mich. Genau so soll das sein - immer wieder ein Vergnügen in deinen Worten zu verweilen.
welch eine wunderschöne Ballade! Hier stimmt wirklich alles: Die Sprache, der Klang, die Bilder, der Inhalt und die zum Nachdenken zwingende Aussage. Ich bin rundum begeistert, Chapeau!
Dass du am Thema vorbei gedichtet hast, nehme ich auf meine Kappe, es tut mir wirklich leid ! Nächstes Mal in RIESENLETTERN Herzliche Grüße, Medusa.
Ihr lieben Musengärtner Klatschmohn, Hans, Derolli, Medusa,
vielen Dank für die nettern Kommentare und das Lob. Dafür, dass ich die Vorgabe nicht genau gelesen habe, kann Medusa gar nichts, auch wenn es nett ist, dass sie die Schuld auf sich nehmen will. Es ist ja ein Spiel und deshalb auch gar nicht so schlimm.
Es freut mich besonders, dass Derolli das Schwanken zwischen Gegenwart und Vergangenheit festgestellt hat. Lebte der Sänger, von dem Herder sagte, dass er einst Schamane war, nicht auch heute gefährlich, wenn er es wäre? Martin Luther King hatte etwas von diesem Charisma, und was war nach seiner (poetische wundervollen) Rede "I have a dream"? Das hatte ich nicht direkt im Sinn, danke dass du es erwähnt hast.
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