Mutter rief mich oft Bernstein. Sie zeigte mir einen, den sie aus ihrer Heimat mitbrachte. Ich fand ihn sehr schön. Mein Vater nannte mich Loni, wie unser Zugpferd. Keiner durfte mich noch so nennen. Nur mein jüngster Bruder, aber erst später, als mein Vater starb. Mein Bruder besitzt den gleichen Humor. Den hatten die anderen Geschwister nicht. Für sie hieß ich Ile, ohne böse Absicht. Sie waren die Kleinen und konnten Ilona nicht aussprechen. Opa taufte mich Moni, den Grund kannte ich nicht. Später bekam ich noch viele Namen, von anderen Menschen, zu anderen Zeiten. Der Mensch ist voller Namen.
eine sehr schöne, und zum Nachdenken anregende Kurzgeschichte. Tatsächlich reflektieren die Namen sehr viel von dem, was man in anderen Menschen sieht, was sie einem sind, nicht nur was sie sind. Du vermittelst indirekt ein Bild dieser anderen Menschen.
du hörst einen Namen und machst dir ein Bild vom Träger. Hilfreich erweist sich Google mit ihrer Geschichte und Bedeutung, denn die Eltern hatten sicher eine eigene Vorstellung bei der Vergabe. Kommst du dieser nicht nach, bist du eine Enttäuschung. Verniedlichungen, Verstümmelungen und falsche Schreibweisen, auch wenn sie nicht böse gemeint sind, bedeuten einen lebenslangen Leidensweg. Egal, wo ich mich befinde, muss ich meinen Vornamen buchstabieren und mir ständig anhören, wie selten und hübsch er sei, und wo er denn herkomme. Das nervt! Ich habe mich immer gegen Verkürzungen, auch im Freundeskreis, gewehrt! Deine Kosenamen gefallen mir recht gut, aber welches Mädchen warst du eigentlich?
Dein Lebensspuren haben mich sehr nachdenklich gemacht. Herzliche Grüße, Medusa.
ich glaube wirklich, der Mensch ist voller Namen. Er ist ja auch voller Geschichten. Ein Mensch wird immer in ein Umfeld hinein geboren. Dieses Umfeld impliziert mit Namen oft ihre Wünsche und Sehnsüchte in das Kind. So habe ich es wahr genommen. Ich bin von 8 Kindern die Älteste. Mag sein, ich habe dadurch mehr als meine Geschwister gespürt, welche Erwartungen auf mich als Kind lasteten. Welches Mädchen ich war, ist schwer in wenigen Sätzen zu sagen. Oder ich müsste verkürzt sagen, ich hatte eine sehr verkürzte Kindheit. Verständlich vieleicht, es waren harte Zeiten und ich immer die "Große".
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