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Feldpost
Gestochen scharf, so war sein Schriftbild stets.
Er schrieb mit Bleistift jeden seiner Briefe.
Dann waren seine Eltern ihm kurz nah,
obwohl sie ihm unendlich fern erschienen.
Sie zogen ihn mit siebzehn in den Krieg,
er glaubte an den Führer und das Siegen.
Doch wenn Granaten Lärm die Luft durchzog,
dann war er Zweifelnder im Schützengraben.
Ein letzter Brief kam in Maschinenschrift.
Er sei im Kampfe heldenhaft gefallen.
Gestochen scharf ist jedes Mal der Schmerz
wenn seine Eltern alte Feldpost lesen.
© Sanderling

Lieber Sanderling,
sehr wirkngsvoll und guter Blankvers. Chapeau! Beim Lesen kam mir spontan die Idee, alle zwei Zeilen einen Strophenumbruch zu machen, statt nur alle vier.
Liebe Grüße
Thomas

Lieber Thomas,
deiner Idee, die Form in zweier Zeilen zu gestalten kann ich etwas abgewinnen, da diese Form dann einen verlängerten zeitlichen Faktor widerzuspiegeln scheint, der die Stimmung noch unterstreichen kann.
Danke auch für "wirkungsvoll und gut".
Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling
Dein Gedicht wirkt angesichts der vielen Kriege und im Angesicht der deutschen Kriegszeiten immer noch hochaktuell
und beängstigend.
Mir gefällt die Formgebung durch die zweiteiligen Verse.
Ich habe keine Ahnung wie heute wohl die Todesnachricht an Angehörige überbracht wird.
Liebe Grüße Ilona

Lieber Sanderling,
ein sehr gelungenes Werk von hoher, und wie es scheint, ewig gültiger Brisanz! Sehr gut!
Herzliche Grüße aus Lüli
Karlheinz

Lieber Sanderling,
mir gefällt die Einteilung in zwei Zeilen sehr gut, weil es mich an Telegramme erinnert, die möglicherweise auch früher zum Überbringen von Todesnachrichten geschickt wurden.
Ich kann mich dem Lob der anderen nur anschließen und besonders die Wiederholung der Wörter "gestochen scharf" treffen mitten in mein Herz. Gestochen scharf wie der Schuss eines Scharfschützen...
Liebe Grüße
anna a.

Ihr Lieben alle,
es freut mich, dass euch meine Blankverse so zusagen, so schrecklich das Thema auch ist. Ursprung sind übrigens real vorhandene Feldpost-Karten aus der Familie, ..mit Bleistift geschrieben, völlig unversehrt erhalten, im Gegensatz zum jungen Leben, was im Krieg ausgelöscht wurde. Die Wiederholung der ersten Zeilen war nicht geplant, sondern entstand im Kontext.
Friedvolle Grüße euch allen...
der Sanderling