Gedichte aus dem Musengarten - Gedichteforum-Gedichte-Lyrik-Prosa » Lyrik und Prosa » Lustiges, Satirisches, Albernes » Der Dickmaulrüssler.

Ein Mensch, der gern ins Grüne schaut
und sich ein Haus mit Garten baut,
pflanzt Blumen, Büsche und 'nen Baum,
erfüllt sich so den Lebenstraum.
So sehr ihn die Natur erfreut,
er hat es kurz danach bereut,
weil Ungeziefer schnell entdeckt,
wie gut des Menschen Anbau schmeckt.
Ob Blattlaus, Schnecken, Käferart,
sie alle warten auf den Start
und sammeln sich in großer Zahl
auf seinem Grund zum Abendmahl.
Die Dickmaulrüsslerschar erwacht
als Zombie weit vor Mitternacht
und frisst sich dann von Blatt zu Blatt
an immergrünen Sträuchern satt.
Der Mensch, von Haus aus Pazifist,
betrachtet, was da nagt und frisst
und überlegt: Was kann man tun?
Er lässt den Pazifismus ruhn.

Lieber Stefan,
nach der diskriminierenden Bezeichnung "Ungeziefer" in der zweiten Strophe ist nichts anderes zu erwarten. Dieser Schein-Pazifist weiß halt nicht zu schätzen, zu welcher künstlerischen Gestaltung der langweiligen Blätter die fraßmusterlustigen Dickmaulrüssler in der Lage sind. Dabei gibt es nichts Schöneres als ein von Dickmaulrüsslern bearbeitetes Beet, mich erinnert es immer an moderne Lyrik.
Liebe Grüße
Thomas

Lieber Stefan,
trotz des Wandels vom Pazefisten zum Kammerjäger ist dein Gedicht ein Gedicht. Ich kann dir unter bestimmten Umständen sogar zustimmen. Den Stinkwanzen (weiß nicht ob die wirklich so heißen) in unserem Efeu, könnte ich auch den Kampf ansagen, wenn sie mich so respektlos anstinken, während ich auf der Leiter stehe und nicht flüchten kann.
viele Grüße
der Sanderling

Lieber Thomas,
der Zusammenhang leuchtet mir ein. Als Freund der modernen Lyrik nimmst Du bestimmt auch an Eichenprozessionen teil und huldigst dem Buchsbaumzünsler, gell?
Lieber Sanderling,
gegen Wanzen ist einfach nicht anzustinken, es sei denn man hat einen kleinen Taschenskunk dabei...
Danke euch beiden und liebe Grüße!
Stefan

Lieber Stefan,
dabei brauchen wir doch auch dringend Insekten auf unserem Planeten. Ich konnte mir die nächtliche Armada übrigens bestens vorstellen...
Liebe Grüße
anna a.

Liebe anna,
Insekten gerne, aber nicht bei mir vor der Haustür!
Ok., Bienen, Wespen, Schmetterlinge, Ameisen und viele andere mehr sind willkommen, aber keine, die Kahlfraß machen (für die wird der Tisch wieder abgedeckt).
Zu den Nebenwirkungen der Schädlingsbekämpfung in ein paar Tagen mehr... (Teaser )
Danke Dir und liebe Grüße,
Stefan

Lieber Plotzen,
Ich kenne den Braumaulrüssler nicht und deshalb hält sich mein Mitleid mit der Spezies auch in Grenzen, aber aus dem Grinsen bin ich bei Deinem witzigen Text nicht herausgekommen.
Danke schön für die Endorphine,
Heidi

lieber Stefan
als Gartenbesitzerin versuche ich immer einen Konsens zwischen Pflanzen und Tiere herzustellen. In den meisten Fällen sind die kleinen gefräßigen Tiere dann doch die Gewinner. Im übrigen sage mal nicht so laut Du lässt die Ameisen am Leben. Dieses Jahr sind sie hier oben eine Plage. Beim Nachbarn haben sie die Einfahrt unterhöhlt und er konnte schon zum 2. mal alles neu pflastern.
Dein Gedicht ist wie immer ganz große Klasse.
herzlichst Ilona

Liebe Heidi,
sei froh, dass Du ihn nicht kennst - sonst hättest du entweder nicht mehr einen so schönen Garten wie auf dem Bild oder jede Menge Arbeit, den Gast hinauszukomplimentieren...
Liebe Ilona,
stimmt, Ameisen können auch eine ganz schöne Plage werden. Als ich klein war, hatten wir vor der Abreise in den Urlaub versehentlich ein Marmeladenglas in der Küche offen stehen lassen. Bei der Rückkehr war auf der Ameisenstraße von der Terrassentür bis in die Küche mehr los als auf der A3 im Berufsverkehr...
Besten Dank Euch beiden und liebe Grüße!
Stefan