Hände im Gespräch

Liebe anna,

deine freien Verse versetzen mich in eine stille Stimmung. Zwischen den Worten und Zeilen liegt der bedeutsame Inhalt, wie z.B. hier:

Zitat von anna a. im Beitrag #1

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Hände im Gespräch

...Sie schloss ihre Augen,
der Rosenkranz glitt durch ihre Hände,
..... das leise Wehen
einer Ahnung
im Raum.

© anna a.

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Liebe anna,

sehr geheimnisvoll und deutungsträchtig …das Kommen und Gehen der Protagonisten, die Male an der Hand und die Zeichen an der Wand alles der Phantasie dienliche Versatzstücke des Numinosen…

Herzliche Grüße aus Lüli
Karlheinz

liebe anna a

Mit wem sprechen, die Hände ist mein erster Gedanke gewesen und dein Text gibt mir Freiraum, um selbst zu antworten.
Vergilbte Farben an den Wänden sprechen von alten Gemäuern. Nur ein Rätsel bleiben die Handabdrücke. Ich denke an die Höhlenmalereien, aber warum sollte dort jemand mit dem Rosenkranz sein?
Es könnte auch ein Gotteshaus sein.
Die 2. Strophe ist noch verwirrender für mich.
Er kommt und sie geht und hinterlässt Flecken.

Du hast es sehr spannend gemacht und hilfst vielleicht Licht in die Geheimnisse zu bringen.
Liebe Grüße Ilona

Lieber Sanderling, Karlheinz, Thomas und liebe Ilona,

vielen Dank für das gemeinsame Lesen meiner Worte und eure Gedanken dazu. Thomas hat recht, wenn er sagt, dass es sich bei dem "Gedicht" um umgebrochene Prosa handelt, aber irgendwie passte nichts anderes zu dem Inhalt.

Beim Sinnieren über das Thema "Hände" hatte ich auf einmal das Bild einer älteren Frau vor mir, die einen Rosenkranz in der Hand hält und ihn betet. Sie saß in ihrer Stube, einsam und alleine, später lag sie für mich auf einem Sofa. An den Wänden prangten Fingerabdrücke - oder besser gesagt - Handabdrücke ihrer längst erwachsenen Kinder in Fingerfarben, die inzwischen verblasst waren, so wie ihr Leben langsam verblasste.

Sie hatte Zyankali genommen, die alte Dame, daher ihr Verschwinden und das Zurückbleiben leuchtend roter Leichenflecken, die für diese Todesart typisch sind. Erst hatte ich die Idee, "ihre Seele war gegangen" zu schreiben, aber ich wollte den Text bewusst nebulös halten, so nebulös wie ihr Griff zum "Schierlingsbecher" war. Daher das leise Wehen einer Ahnung, mit der der Text schließt.

Jetzt würde mich natürlich brennen interessieren, was ihr für Phantasien dazu hattet...

Liebe Grüße

ännchen

Lieber Thomas,

Sehr fein beobachtet…aber genau diese Ambivalenz - dass die Kirche den selbstgewählten Tod ablehnt und die Frau sich dennoch nicht ihrer Todessehnsucht erwehren kann - wollte ich darstellen und die Interpretation offen lassen. Vermutlich hat mich bei dem Text auch der gestrige Tatort und meine Erinnerungen a die Rechtsmedizin beeinflusst.

Danke für die Auseinandersetzung und … leuchtend rote Leichenflecken sind das Kennzeichen einer Zyankali Vergiftung.

Liebe Grüße

anna a.