Krieg und Frieden

Liebe anna,

die Polarität zwischen Krieg und Frieden hast du so eindringlich strophenweise gegenübergestellt, und dafür tiefgehende, berührende Worte gewählt, dass dein Text für mich eine ungeheuere Eindringlichkeit aufweist.

Ich habe es gerade laut rezitiert, es wirkt sehr stark und ich hoffe, es findet Einzug in Abende des Friedensgebetes.
Und hierfür möchte ich eine deiner Strophen nocheinmal hervorheben:

"ich wünsche mir eure hingabe,
nicht die macht, nicht das streben danach,
die demut brauche ich,
ich wünsche mir stille."

Liebe Grüße
der Sanderling

liebe anna a.

auch ich finde dein Gedicht stark in der Ausdruckskraft,
vorallem die Methapher vom Bilsenkraut ist beeindruckend.
Was ich nicht verstehe ist der wechsel zwischen Groß- und Kleinschreibung.
Ich komme da auch nicht auf eine Erklärung warum dieser Wechsel nötig ist. Wenn Du es mir erklären würdest.
Ich könnte mir vorstellen, dieses "ihr" personalisierter zu benennen.

Zitat von anna a. im Beitrag #1

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Versteht ihr, durch welche Brille
ihr schaut, wenn das Bilsenkraut
euch eigene Wahrheiten schenkt,

laut in euch schreit, bereit,
es mit jedem Gegenüber
aufzunehmen.

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Lieber Sanderling, liebe Ilona, lieber Thomas,

ich gestehe, dass ich mich dieses Mal sehr schwer mit der Aufgabe getan und lange gebraucht habe bis ich zu irgendeinem Ergebnis gekommen bin.

In der Tat wollte ich einen Dialog zwischen Krieg und Frieden darstellen. Inzwischen habe ich den klein geschriebenen Text kursiv gesetzt, vielleicht wird dann meine eigentlich Intention klarer. Die Groß und Kleinschreibung ist dem lärmenden Krieg und dem eher leiseren Frieden geschuldet. Dabei fiel mir beim Nachdenken über dieses Thema auf, dass es sowohl für den Krieg als auch den Frieden uns Menschen, bzw. die Geschöpfe braucht. Den Spruch "Stell dir vor, es herrscht Krieg und keiner geht hin" hat dabei für mich etwas sehr Aktuelles.

Ich gebe dir Recht, lieber Thomas, dass es durch die Reduktion des Textes zu einer Polarisierung kommt, aber genau das wollte ich an der Stelle auch erreichen.

Danke, lieber Sanderling, dass du mir durch die Aufgabenstellung die Chance gegeben hast, mich mit diesem archaischen Thema der Menschheit gedanklich auseinanderzusetzen.

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,

vielleicht hättest du Krieg und Frieden noch stärker personifizieren sollen, ich denke da an Personifikationen wie bei Goya und anderen bildenden Künstlern. Das liegt nahe, denn da wäre vermutlich das Moment der Identifikation mit den Konstanten der Menschheitsgeschichte noch stärker herausgekommen, im Sinne: hier spricht der Krieg, hier der Friede…

Trotzdem find ich deinen Versuch gelungen!

Herzliche Grüße aus Lüli
Karlheinz

Liebe anna,

deine "innere Arbeit" mit dem Thema merke ich deinem Ergebnis nicht an, sehr wohl glaube ich dir. Ich danke dir und euch allen sehr, dass ihr euch so offen dem wirklich schwierigen Thema zugewandt habt und es angenommen habt. Die Ergebnisse sind bemerkenswert und könnten Einzug halten in ein Büchlein über Antikriegslyrik.
Lyrik kann eine friedensstiftende Kraft haben und diese habe ich beim Lesen all eurer Gedichte gespürt. Mehr noch, ich empfand mich solidarisch mit euch, im deutlichen Willen vereint, Krieg nicht unwidersprochen hinzunehmen. Ich sah uns wirklich gemeinsam unsere Gedichte vortragen, was spürbar ein sehr starkes Bild war. ( ich würde dann wohl ein anderes wählen ;-) )

Liebe Grüße
der Sanderling

Liebe anna a.,

Bitte las mich dir zwei Fragen stellen:

Wie kann (s5v4) sich der Frieden selbst umarmen? Also natürlich gibt es solche Übungen, aber der Frieden will doch nicht alleine sein sondern andere gewinnen. Wäre der Frieden stärker als Personifizierung gebraucht, ähnlich wie Carlino das schreibt, dann würde er nicht so reden denke ich, es ist mehr so als ob jemand von ihm in dritter Person spricht.

Die Bilsenkraut Erwähnung ist für mich verständlich, jedoch führt die Einnahme nicht zur bewussten Steuerung (s4) von Wut, dass man diesen auf Feinde lenken könnte (also nich so wie beim Berserker). Der Frieden spricht zumal sofort von der Betäubung als Wirkung (s5v1). Das klingt für mich nach einem Widerspruch den ich nicht auflösen kann. Wird das Bilsenkraut also ohnehin eingenommen, oder wird es nur vom Krieg verabreicht?

Dein Gedicht spricht mich sehr an, es ist wirklich hervorragend geschrieben, mir gefällt auch (und mir genügt es auch auch absolut zur deutlichen Unterscheidung) wie du das Schriftbild verwendest (auch ohne Kursivschrift) lediglich die nicht strikt abwechselnden Strophen sind da für mich problematisch.

Liebe Grüße

Derolli

Lieber Carlino, lieber Derolli, lieber Sanderling,

ich danke euch für eure Rückmeldungen und berichte euch nochmal von meinem Schreibprozess.

Innerlich habe ich mich in den drei Wochen immer wieder damit befasst, dass ich einen Dialog zwischen Krieg und Frieden als Gedicht verfassen wollte. Meine große Schwierigkeit war und ist es bis heute, so komplexe Begriffe wie Krieg und Frieden in wenige Zeilen zu packen. Ich könnte mir vorstellen, dass eine klare Personalisierung dabei helfen könnte, das müsste ich nochmal ausprobieren.

So kam es, dass ich quasi auf den letzten Drücker diese Zeilen formuliert habe, mit denen ich selbst höchst unzufrieden war und bin. Das hast du sehr gut gespürt, lieber Derolli, dass die Bezüge in dem Gedicht auch nicht wirklich stringent ausgeführt sind.

Viele Jahre versuche ich schon, einen Vierzeiler zu einem dieser archaischen menschlichen Themen hinzubekommen, wobei mir als Vorbild Mascha Kalèko dient:

Mein schönstes Gedicht,
ich schrieb es nicht.
Aus tiefsten Tiefen stieg es,
ich schrieb es.

Wie man mit so wenig Worten so viel sagen kann, das fasziniert mich... Ich bleibe also an dem Thema Krieg und Frieden dran und denke und brüte weiter darüber nach.

Liebe Grüße

Hedda

Liebe anna a.,

Ich habe nur kurz über deine Beschreibung nachgedacht und die vier Zeilen von Mascha gelesen. Plötzlich sprangen mich aus einem Hinterhalt folgende Zeilen an:

Spricht der Frieden: „Endlich Sieg,
bezwungen habe ich dich Krieg!“
„Nun ja, so beuge ich mich halt“,
antwortet dieser, „deiner Gewalt!“

Ich wollte dir das nur mal dalassen, manchmal werde ich einfach so von Worten die ein Eigenleben führen überwältigt.

Liebe Grüße

Das ist wunderbar, lieber Derolli, stelle das doch bitte als eigenes Gedicht ein…

Liebe Grüße

anna a.