Komm mit, mach’s wie der Pirol, nimm dein zitronengelbes Gefieder, lass dich nieder in den Kronen der Erlenbruchwälder und dann zieh, zieh, zieh, wenn der Nebel steigt aus den Niederungen, wenn dir dein Kleid zu bunt wird auf den Friedhöfen und in den verwunschenen Parks, wenn die Kälte in sternklare Nächte kriecht, dann mach’s wie der Pirol, dann zieh in den Süden, hin zu den Flüssen wie den Limpopo oder den Save, denen ich noch nie begegnete, die ich noch nie durchschwamm.
Ja, Freund, mach’s wie der scheue Pfingstvogel, rääij-rääij, rääij-rääij, lock die Goldamsel aus der Höhe und vergib mir, denn alles, was ich sehe, ist das zitronengelbe Gefieder, ein ewiges Auf und Nieder, eine Reise in das Nirgendwo und so flüstere ich:
Anmerkung I: Der Fluss Save wird Sa:wie gesprochen, Pfingstvogel und Goldamsel sind Synonyme für den Pirol, der auf französisch loriot heißt. Außerdem ist der Pirol das Wappentier derer von Bülow, weshalb Vicco von Bülow den Spitznamen “Loriot” gewählt hat.
Anmerkung II: Danke an Thomas für seine Inspiration “Überlebensstrategie“
deine Parabel um den Pirol und sein Verhalten gefällt mir gut. Wieder einmal erfahre ich Neues über den Vogel, nämlich, dass er noch viele andere Namen trägt. Pfingstvogel gefällt mir neben loriot am Besten. Vielleicht interessiert dich noch ein Aspekt seines Zugverhaltens: Da er die Wärme ebenso sehr liebt wie das scheue Leben, meist verdeckt vom Laub in den Baumwipfeln, fliegt er bereits Ende August wieder in wärmere Gefilde, wenn auch die Bienenfresser ihre Rückreise antreten.
Der Gesang des Pirols ist für mich immer eine besondere Entdeckung Ende Mai, wenn schon so viele Vogelstimmen zu hören sind, er aber erst Zurückkommt und mit seinem zarten, wir kurzen Gesang meine Aufmerksamkeit weckt. Wer ihn nicht kennt, kann ja hier mal reinschauen: https://youtu.be/bEGsbHF9zzU
vielen Dank für die geflügelte Version des Themas.
"Gefieder – nieder" macht einen schönen Anfang und "Nirgendwo – loriot" ein schönes Ende.
Am Ende der ersten Strophe müsste wohl stehen: "hin zu den Flüssen wie dem Limpopo oder der Save, denen ich noch nie begegnete, die ich noch nie durchschwamm."
Und ganz am Anfang würde es mich reizen zu sagen "Komm mit, mach's…", weil das dynamischer klingt als nur "komm".
Jetzt muss der Fisch nur noch sehen, wo er Flügel bekommt, das mit dem Gelb ist dann schnell getan. Dann wird ds etwas werden, mit den Durchhalte-Pirolen.
Vielen Dank für eure Kommentare. Die Anregungen habe ich sofort aufgegriffen, wie ich allerdings den frühen Aufbruch der Pirole gen Süden in das Gedicht einbauen soll, weiß ich noch nicht. Ich denke weiter nach…
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16.11.2022 22:58 (zuletzt bearbeitet: 17.11.2022 08:44)
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