Oktoberschrei

Liebe anna,

erst einmal meinen Glückwunsch dazu, dass du dich dieser Herausforderung gestellt hast. X-en ist ja bekanntlich so gar nicht deine Welt.
Deine drei Distichons erscheinen mir wie szenenhafte Momentaufnahmen, voller emotionaler Hochspannung. Die Bilder die dich fanden, und sich deiner Worte bedienten, wirken teils verwirrend auf mich. So z.B., rote Schuhe im Gewand der Liebe. Besonders die erste und dritte Szene empfinde ich wie eine innere Reflexion emotionalen Erlebens. Und das ist bekanntlich nicht gradllienig, von daher passt die verwirrende Wirkung auf mich, als Leser.
Abschließend noch eins, ich habe überall sechs Hebungen gezählt und in jedem Pentameter eine Zäsur entdeckt, nachder es mit Betonung weiter ging. Gut gemacht!

Gerne lese ich mehr dazu, wie es dir mit dieser Aufgabe erging.

Liebe Grüße
der Sanderling

Liebe anna a.,

Thomas hat genau den gleichen Gedanken wie auch ich ihn beim ersten Lesen hatte - Kargen ist das eine Baumart? Mittlerweile bin ich aber zu dem Schluss gekommen, das ihnen einfach nur die Blätter schon abgegangen sind.
Ich bin mir nicht sicher ob es sich um einen Sturm oder ein Verbrechen durch Menschenhand handelt, ein bissel geheimnisvoll.

In V 2 könnte man ein Leerzeichen hinter dem 2ten Komma setzen.

Liebe Grüße

Derolli

Liebe anna,

geheimnisvoll! Derolli hat ins Schwarze getroffen…
Ich höre hier mehrere Schreie, nicht nur einen und schlage „Oktoberschreie“ als Titel vor.
Im ersten Schrei hast du eine Leertaste zu wenig…
Im zweiten Schrei bin ich mir nicht sicher, ob Scheiben entzwei „fliegen“ können…
Im dritten Schrei wage ich die Deutung, dass ein Papst, vielleicht ein Deutscher, klammheimlich im Gewande der Liebe aus den den blutigen Schuhen kippend und über sich selbst erschrocken, aufschreit (Franz Speck lässt grüßen)

Herzliche Grüße aus Lützellinden
Karlheinz

Lieber Thomas, lieber Derolli, lieber Sanderling,

heute morgen bin ich schweißgebadet aufgewacht und dachte, nein, das Gedicht kannst du so nicht hochladen. Ich musste mich äußerst konzentrieren, um diese Form hinzubekommen, aber die Bilder hatte ich sofort im Kopf.

Die ersten beiden Zeilen liefen fast wie von selbst. Durch das Milch verschütten (weiß der Himmel, wo das herkam) bin ich gedanklich auf einer Alm gelandet, musste an eins meiner Lieblingsbilderbücher denken - Zottel, Zick und Zwerg, in dem die kleine Ziege Zwerg in den Bergen der Schweiz verloren geht und in ein furchtbares Gewitter gerät - und kam so kam zu den zweiten beiden Zeilen.

Die Kargen sind entlaubte Bäume, aber so viele Silben hatte ich ja nicht. Außerdem gefiel mir das schlichte des Wortes "die Kargen". Ich habe übrigens das fliegen jetzt in das Worte "brechen" verwandelt, vielen Dank für den Hinweis, Carlino.

Ja, und dann war der Weg zu den letzten beiden Zeilen nicht mehr weit. Ich bin absolut keine Krimi- Leserin oder gar Guckerin, aber ich höre gerne den Podcast "Zeit Verbrechen", weil die Redakteure dort auf eine, wie ich finde, sehr feinfühlige und differenzierte Art der Entstehung von Verbrechen nachgehen. Kürzlich hörte ich in einer Folge, dass die Polizei im Garten eines Serienmörders jede Menge Asservate ausgegraben hat. Unter ihnen befanden sich auch ein paar rote Stiefel. Diese - und nicht etwa die Schuhe des Papstes - führten mich offensichtlich zu dem Bild eines unter einem Ast ruhenden Leichnam, der unerkannt im Gebirge lag. So, und den Rest der Geschichte dürft ihr euch jetzt ausdenken. War der Mensch bereits tot, als er unter die Äste geschoben wurde? Wurde er wirklich von einem Ast erschlagen? Handelt es sich bei dem Betroffenen um einen unliebsamen Menschen einer kleinen Berggemeinde oder wurde er Opfer eines Giftmordes?

Mit dem Wort "geheimnisvoll" lagt ihr alle sehr richtig, ich sehe die unterschiedlichen Szenen vor mir und könnte sie, wenn ich es könnte, zu einem kleinen Film zusammenfügen.

Jetzt versteht ihr sicher alle, wie schwierig es ist, diese Bilder in ein Distichon zu bringen...

Liebe Grüße und danke für euer Interesse.

anna a.

liebe anna
Ich hatte dein Gedicht schon zweimal gelesen und war so unsicher. Darum habe ich nun Pech und bin die Letzte.
Als ich deinen Text las ist mir sofort der Gedanke an eine Vergewaltigung gekommen. Warum, ich kann es nicht mehr sagen.
Aber nun mit deinen Erklärungen wird alles deutlicher.
Aber nun finde ich die einzelnen Districhen für sich stehend ganz wunderbar. Ich könnte mir vorstellen, du nennst es Gedankensplitter oder so änlich.
Liebe Grüße Ilona

Liebe Ilona,

Das ist auch eine gute Idee…ich musste übrigens beim Schreiben u.a.auch an eine Vergewaltigung denken, die steht also tatsächlich zwischen den Zeilen.

Jetzt denke ich mal über eine neue Überschrift nach.

Liebe Grüße und danke!

anna a

Liebe anna a.,

eines will ich grad mal noch anmerken. Die roten Schuhe waren für mich eine ganz klare Anspielung auf die Hexe von dem Zauberer von Ozz. Die einfachsten Worte die unterschiedlichsten Assoziationen. Sehr gut

Liebe Grüße