Deus horribilis
(Menschenschinder)

„Feuriger schaff mir ein Zeichen im Sand
präge dein Brandmal auf heiliges Land:
Sodom, Gomorra in Sünde erstarrt,
Lot in die eigenen Töchter vernarrt...

Welch eine Prüfung drängst du uns noch auf,
warum verführst du uns Menschen zuhauf?
Lass uns, oh Gott, doch ganz einfach in Ruh,
schau uns von ferne mit Wohlwollen zu!“

„Bin ich nicht Gott, der hier alles erschuf,
Herrscher, Gebieter und Chef von Beruf?
Ich will bestimmen, die Schöpfung ist mein,
ergo bin ich zu den Menschen gemein!

Quälen ist menschlich und göttlich zugleich!
Menschlein, weshalb wirst du grad bloß so bleich?
Krone der Schöpfung, ich nehm dich zur Brust,
Schmerzen und Qualen bereiten mir Lust.

Wollust bereitet mir euer Geschick,
Leidensbereitschaft - für mich höchstes Glück:
Gütig und teuflisch in Einem zugleich,
irdische Not macht das Leben so reich!“


© Karlheinz Lang

Wow, Carlino,
perfekt inszeniert. Grandios fabuliert,
aber, dass Gott sich am Leiden vergnügt, glaube ich nicht,
auch wenn es danach aussieht.
Ich glaube, der heult laut bei soviel Elend und Dummheit,
bis er eines Tages wieder die Schnauze voll hat und dann
kommt die nächste Flut und wir genießen dann die Gnade
und hocken dann friedlich zusammen in der Arche und dichten.

Super gemacht.
Clara

Lieber Carlino
Beim Lesen musste ich abwechselnd schmunzeln und mich ängstigen.
Großartig dein Gedicht über Gott. Egal wie wir zu ihm stehen.
Chef von Beruf ist hinter Herrscher und Gebieter einfach köstlich.
Und nun kommt nach dem ganzen Schmunzeln 😏 das Nachdenken. Und ich hoffe es wird alles nicht so schlimm , hätten wir Menschen Schonung verdient?
Ein wirklich schönes tiefsinniges Gedicht.
Liebe Grüße Ilona

Liebe Clara, lieber Thomas, liebe Ostseemöwe,

danke für die positive Aufnahme! In einer Art Arche sitzen wir ja jetzt schon…
Die Daktylen ohne Auftakt waren mir besonders wichtig… um Gott als Großzyniker darzustellen. Immerhin antwortet er ja mal ehrlich … fast ein Dialog auf der berühmten Augenhöhe

Herzliche Grüße aus Lüli
Karlheinz

Lieber Karlheinz,

das ist wirklich großartig, wie du hier ein altes Gottesbild aufstellst und den Menschen und sein Tun dazu in Bezug setzt. Das ist sehr gekonnt geschrieben, zum Verzweifeln anmutend. Alle Achtung!



Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Carlino,

mir ging es wie Ilona. Ich musste mich ängstigen und schmunzeln zugleich. Pathetische Worte humoristisch fein zu durchweben, das ist in meinen Augen wirklich hohe Kunst.

Meine eindeutige Lieblingszeile ist die letzte: irdische Not macht das Leben so reich

Vielen Dank für die Gedankenimpuls und danke Thomas für den Buchtipp.

Beste Grüße

anna a.

Lieber Sanderling,

ich bin mir nicht sicher, dass das ein altes Gottesbild ist…Jesus vermittelt zwar ein anderes Bild, doch der Gott des Alten Testaments ist äußerst plastisch und dominiert weiter unsere Vorstellung…

Liebe anna,

Pathos mit Humor gepaart…sollte mir das gelungen sein, bin ich froh…

Euch beiden vielen Dank aus Lüli
Karlheinz

Allerdings, lieber Karlheinz, das kann ich dir versichern!

Schmunzelnde Grüße

anna a.

Lieber Karlheinz,
großartig, wieder was für meine Sammlung .
Allerdings bin ich über diesen Vers gestolpert:

Zitat

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Krone der Schöpfung, komm an meine Brust,

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Hier stimmt der Daktylus nicht, eine Lösung habe ich nicht. "... komm mir zur Brust" ist total daneben, vielleicht fällt dir was Besseres ein?
Du schilderst unseren "Chef" da oben sehr respektlos als menschlich? Applaus! Applaus! Applaus! Aber was sagt Rom dazu??? Da bist du sicher ins Fettnäpfchen getreten .
Ich grüße dich herzlich,
Heliane.

Liebe anna,

danke fürs Schmunzeln und herzliche Grüße aus Lüli
Karlheinz


Liebe Heliane,

Fettnäpfchen lass ich nie aus. Der Vati kann mich ma…, hätte ich fast gesagt, aber das wollen wir dann doch lieber vermeiden. Was den Daktylus angeht, hast du natürlich recht. Doch ich will nicht weiter in Daktülen wühlen und lass das so, denn es stört mich hier nicht weiter…

Danke für dein Lob und die Kritik und herzliche Grüße aus Lüli
Karlheinz

PS: habe vielleicht doch eine Lösung gefunden

Liebe Gabi,

Zwang ist das, was ich am wenigsten vertrage und dass du mich in meiner Meinung bestärkst, ist sehr schön…

Danke und einen schönen Tag wünscht
Karlheinz aus Lüli

Lieber Karlheinz,

Zitat

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Krone der Schöpfung, dich nehm ich zur Brust,

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JAAA! Vielleicht sogar noch anders herum? Krone der Schöpfung, ich nehm dich zur Brust, weil "ich" unbetont bleibt, gut für den Daktylus .
Ich grüße dich herzlich,
Heliane.

Liebe Heliane,

da hast du wahrscheinlich wieder recht, weil man andernfalls doch dazu neigt „dich“, gleichsam unwillkürlich, zu betonen…

Danke und Grüße
Karlheinz