Lieber Thomas,

vermutlich benutzt du hier rhythmischen Unebenheiten dazu, ironische Distanziertheit anzudeuten und Komik zu erzeugen, darauf deutet schon die Überschrift.

Herzliche Grüße aus Lüli
Karlheinz

Lieber Thomas
ich habe gefragt, was soll DAS? Ich hab nur an der Rubrik gesehen, es soll lustig wirken. Ich finde es nicht humorvoll. Es ist Chaos.
Arten sind wie du selbstverständlich weißt bei Pflanzen und Tiere zu finden. Aber Worte wie Zigeunerschnitzel in diesem Zusammenhang befeuert vielleicht die rechte Szene und ihre wenigen Hirnwindungen?
Jedenfalls könnte ich nicht sagen was mir daran gefällt. Tut mir leid ... sogern ich sonst Deine Gedichte lese. Ich kann damit nichts anfangen.

Liebe Grüße Ilona

Hallo Thomas,
das Thema finde ich gut, weil zuviel Gendern durchaus zum Wörtersterben führen kann.
Den Bezug zum Artensterben im Tierbereich würde ich weglassen.
LG
Perry

Lieber Thomas
Du hast Recht, es hat wohl nichts mit links oder rechts zu tun und ich bin vorgeschädigt und reagiere auf manche Worte allergisch. Mit 13 kam ich an eine neue Schule. Ich nannte meinen Namen, Burzinski. Da sagt ein Wortführer aus der Klasse, na dann behalte deine Hände schön in deine eignen Hosentaschen. Viele haben gelacht auch der Lehrer. Ich fand es nicht witzig. Vor ein paar Jahren war ich Schöffin. Die Polizei meinte, sie brauchen nicht weiter Ermitteln, denn beim Tatort lag ein Ausweis von einem Sintimann und ganz in der Nähe gastierte ein Zirkus.
Ein Freund der aus Mauretanien geflohen ist hat in Rostock seinen Busführerschein gemacht und glaubte angekommen zu sein. Er musste nach Berlin gehen und fährt dort Bus. In Rostock gab es täglich Menschen die nicht von Negern gefahren werden wollten. Ja, ich bin dünnhäutig geworden. Ob Menschwn durch die Abschaffung von verletzenden Worten weniger schlecht werden? Nein, aber mit 13 hat mich der Spruch von den diebischen Polen verletzt und mich hat es verletzt zu hören, es gibt Polizei und Richter mit Vorurteilen. Mich hat es verletzt das ein Mensch mit dunkler Haut diskriminiert wird. Täglich erfahre ich durch meine Tätigkeit versteckte und offene Angriffe auf die Menschenwürde.
Liebe Grüße Ilona

Lieber Thomas,

auch ich fand dein Gedicht nicht besonders witzig und ich glaube, es liegt an dem eigentlich doch sehr ernsten Thema des Artensterbens, dass du quasi - so habe ich es jedenfalls gelesen - mit dem Verschwinden diskriminierender Worte gleich setzt.
Das passte für mich überhaupt nicht.

Sprachlich habe ich mich gefragt, warum du das Wort "nun" wiederholst und warum du in der zweiten Zeile das "was" eingefügt hast, dass eher holprig an der Stelle für mich klingt. Wolltest du etwas Spezielles damit ausdrücken oder ist es dem Rhythmus der Verse geschuldet?

Ich glaube übrigens, ich hätte das Gedicht ganz anders gelesen, wenn zum Beispiel Herr Maier diese Äußerungen von sich gegeben hätte. Vielleicht kannst du es dahingehend nochmal abändern.

Was das Zigeunerschnitzel betrifft, so denke ich, Sprache ist nun mal Wandel und Sprache lässt sich nicht diktatorisch beeinflussen. Sie entsteht in den Köpfen der Sprechenden und Worte beeinflussen unser Bewusstsein sowie vice versa. Wenn ich also von der Mohren Apotheke spreche und auf die Kompetenz der Mauren verweise, so wird kein Mensch etwas dagegen haben, vermute ich mal. Sprache entsteht eben auch im Kontext und kann nicht losgelöst betrachtet werden.

Liebe Grüße und ich finde es klasse, wenn so ein Gedicht einen solchen Diskurs hier auslöst...

anna a.

Lieber Thomas,

Die Hochschulsprache hat ihre eigenen Regeln wie zum Beispiel bestimmte Zitationsweisen. Sind Regeln bereis diktatorische Anordnungen oder können Sie nicht auch einer Vereinheitlichung und ggfs dadurch einer besseren Lesbarkeit und besserem Verständnis dienen? Ich wurde bei meiner Masterarbeit nicht gezwungen zu gendern, ich sollte lediglich am Anfang darauf hinweisen, dass bei Verwendung der männlichen Geschlechtsform alle anderen Formen miteingeschlossen sind. Und diesen Hinweis finde ich auch wichtig und richtig, denn so schärfen wir unseren Blick auf das Leben.

Wenn sprachliche Übereinkünfte oder Regeln getroffen bzw. vereinbart werden, so spiegeln sie sicher die aktuelle gesellschaftspolitische Lage wieder. Viel Kritischer sehe ich jedoch die Zensur von Inhalten als die Vereinbarung bestimmter Formen (ist nicht Grammatik letztlich ein großes Regelwerk, dass unter anderem auch dem Vorbeugen von Missverständnissen dient?). Wenn ich höre, dass sich in New York jeder dritte Journalist scheut, seine freie Meinung zu äußern, stimmt mich das bedenklich. Da bekommt dein Titel “Artensterbung” ( warum eigentlich-ung?) ein ganz anderes Gewicht, denn anscheinend stirbt auch die freie Meinungsäußerung zunehmend aus…

Nachdenkliche Grüße

anna a.

Lieber Thomas, liebe Hedda

ich kann Hedda nur voll und ganz beipflichten und zustimmen. Ich möchte noch beisteuern, gerade in den Diktaturen entstand und entsteht bei beschränkten Möglichkeiten sich frei zu Äußern ein gewaltiges Sprachpotential um es doch zu tun. Selbst unter den widrigsten Bedingungen sind die größten Werke entstanden. Seht euch die Bilder und Dichtungen während der Kriegszeiten an. Immer wenn Menschen der Welt etwas mitteilen wollten haben sie es geschafft. Ich glaube auch Wandel ist wichtig. Wandel hat auch immer Altes ersetzt und Neues geschaffen. Warum sollte das Ziegeunerschnitzel nicht durch ein leckeres Vegischnitzel mit Paprikageschnitzeltes ersetzt werden? Im Ernst, warum sollen wir nicht Worte aus unserem Denken und Sprachgebrauch tilgen die verletzend, verstörend, diskriminierend wirken können auf andere Menschen?
Regeln die wir uns selbst zum Schutz der Schwächeren geben sind wichtig und nötig. Denken wir an die Leugner der Naziverbrechen.
Liebe Grüße Ilona

Lieber Thomas,

Kann es sein, dass du mir mit deinem vorangehenden Kommentar erneut geantwortet hast? Das ist bestimmt ein Versehen, oder?

Vielen Dank, liebe Ilona für den Hinweis auf die Widerstandsliteratur, die es Gott sei Dank immer gab und hoffentlich auch immer geben wird.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich deine Wahrnehmung, lieber Thomas, hinsichtlich der Menschen teile, bei denen ich den Eindruck habe, dass der Focus mehr auf der äußeren Form von Sprache als auf dem Inhalt oder dem eigentlichen Handeln liegt. Kurz: Wer Paprikaschnitzel sagt, handelt längst noch nicht tolerant...

Aber ich würde nicht so weit gehen wollen, diesen Sprachwandel als diktatorisch zu bezeichnen, da er immer noch genug Freiräume lässt, sich dem zu entziehen. Vielleicht ist es das Wort diktatorisch, was mich an der Stelle zu meinen Kommentaren bewogen hat.

Liebe Grüße

anna a.

PS: Mir ist noch folgende Frage eingefallen: würdest du die Menschen, die sich vehement für Groß-und Kleinschreibung einsetzen auch als diktatorisch bezeichnen?