Geständnis eines Mörders

Auch wenn es manche überrascht,
so bin ich doch ein Mörder.
Wenn mich die Stubenfliege neckt,
dann schlag ich zu, gewissenlos.

Man sieht's mir draußen gar nicht an,
doch ich, ich bin ein Mörder.
Die Weinbergschnecke knackt ganz laut
unter meinen Schuhn, im Dunkeln.

Mein Lächeln wärmt der Menschen Herz,
doch bleibe ich ein Mörder.
Die Wespe fange ich im Bier
und seh ihr zu, bis nichts mehr geht.

Ich fürchte, einst, da wird's geschehn,
als Mörder werd ich sterben,
und tausend Fliegen und Getier
wird dann zu Leibe rücken
mir.

Lieber Thomas,
der Impuls dieses kleine "Geständnis" zu schreiben, kann mir unvermittelt beim Lesen von Satres "Das Spiel ist aus". Ich selbst war überrascht über das Ergebnis. Sich selbst zu überraschen ist ja auch mal schön. Es freut mich wenn du die Form interessant findest.
Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

auch ich finde die Form deines Gedichtes sehr interessant. Durch den eigenen Rhythmus hatte ich fast das Gefühl, der Text würde sich reimen. Umso überraschter war ich über den Reim in den letzten beiden Zeilen. Es klang so, als würde der Mörder erleichtert sagen: "So, nun ist es raus - das Geständnis."

Liebe Grüße und danke für diesen Impuls

anna a.

Liebe anna,
lieber Thomas,
eure Beschäftigung und eure Gedanken zu meinem kleinen experimentellen Gedicht freuen mich.
Dass du anna, den Eindruck bekamst, das Gedicht würde sich doch reimen, liegt glaube ich ausschließlich an der Wiederkehr der Zeilenatruktur. Und die, ist eben in jeder Strophe gleich. Und zum Schluss ließ ich mich von der sponatanen Idee leiten mit dem letzten Wort einen Reim zu setzen. Vielleicht, lieber Thomas, hat mich im Stillen aber auch die Form der vorletzten Strophe dazu indirekt aufgefordert. Es lohnt sich auf jeden Fall zu experimentieren und sich selbst nicht so schnell Grenzen im Kopf zunsetzen.
Liebe Grüße und Danke euch beiden!
der Sanderling