Alter Müller liegt im Sterben,
hat nur wenig zu vererben.
Eine Mühle und zwei Rinder
reichen nicht für alle Kinder.

Jüngster Sohn bekommt vom Vater
bloß den unscheinbaren Kater,
worauf er sich niederkauert
und sein schweres Los bedauert.

Sagt zu sich: «Ich armer Wicht!«,
als der Kater plötzlich spricht
und ihn bittet: «Kauf mir Boots!«
Sohn ist skeptisch, doch er tut's.

Dankbar fängt der filigrane
Kater einen Sack Fasane.
Schenkt dem König seinen Fang.
Der verspürt darauf den Drang,

sich mit glitzernden und blanken
goldnen Talern zu bedanken.
Reich durch diese Art Belohnung
brauchen sie noch eine Wohnung.

Und so kommt es gut gelegen,
dass fernab von allen Wegen
auf dem Berg ein Schlösschen thront,
das ein Zauberer bewohnt.

Dieser ist nicht sehr gesellig,
dafür aber selbstgefällig
und gibt immer grauenhaft
an mit seiner Zauberkraft.

Der gewitzte und adrette
Kater denkt sich: Jede Wette,
dass ich diese Schweinebacke
bei der Künstlerehre packe.

»Ihr seid mir ein sauberer,
selbst ernannter Zauberer,
der sich nicht mal dann und wann
in 'ne Maus verwandeln kann.«

Unter schwerem Wutausbruch
brüllt der Magier einen Spruch,
trinkt ein grünes Elixier
und wird so zum Nagetier.

Damit war er für den kessen
Kater ein gefundnes Fressen.
Noch bevor verdutzt sie stutzt,
ist die Zaubermaus verputzt.

Durch des Katers Geistesblitz
ist sein Herr nun im Besitz
eines Schlosses und viel Geld,
was dem König gut gefällt.

Aus der schönen Königstochter
und dem Müller, denn das mocht er,
wird am Ende – wie im Märchen –
noch ein frisch vermähltes Pärchen.

Die Moral von dem Gedicht:
Hadre mit dem Schicksal nicht.
Trage sorglos deine Last,
selbst wenn du 'nen Kater hast.

Lieber Thomas,

aber wenn Dein Kater dann mit Dir zu sprechen beginnt, solltest Du vielleicht doch vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen .

Dank Dir und liebe Grüße!
Stefan

Lieber Stefan!
Ein schön verdichtetes Märchen (mein Lieblingsmärchen in der Originalversion von Charles Perrault).
Leider fehlt in deiner Version der Mittelteil, den fand ich als Kind immer am interessantesten.
Das Bad im See, die verschwundenen Kleider des Müllersburschen (welche der Kater vorsorglich entsorgt hatte und seinen Herrn somit zum Marquis avancieren lässt), der König, der mit Tochter in einer Kutsche "zufällig" vorbeifährt und dem Müllerssohn zu Hilfe eilt, ihn neu einkleiden lässt, die Prinzessin, die sich augenblicklich in den "Marquis" verliebt. Und dann der vorauseilende Kater auf dem Weg zum Schloss, der die Bauern mit dem Leben bedroht, wenn sie nicht gleich Antwort geben auf die Frage des Königs bei der Vorbeifahrt, wem wohl all diese Wiesen, Kornfelder und Ländereien gehören: natürlich dem Marquis! (In der Originalversion von Charles Perrault spricht der Kater so: "Edles Volk, Bürger, freie Menschen, ehrliche Landleute! So ihr jetzt, wenn der König, unser allergnädigster Herr, hier vorbeikommt, nicht alle und einstimmig behauptet, dass diese Wiese, die ihr hier abmähet, dem edlen Marquis von Habenichts gehört und von jeher gehört hat, so werdet ihr samt und sonders ohne Gnade und Barmherzigkeit in die Pfanne gehauen!" In einer anderen Ausgabe heißt es: "Dann mach ich aus euch allen Pastetenfleisch!"
Ja, du siehst, da liegt noch eine Mege Arbeit vor dir, diesen Mittelteil zu verdichten. Ich bin zuversichtlich, dass dir das gelingen wird!
Die Schlusspointe ist dir - wie nicht anders zu erwarten bei Plotzn - königlich-köstlich gelungen.
Sehr gern gelesen und kommentiert.

Sorgenfreie Grüße von Sanssouci

Lieber Sanssouci,

und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, das Gedicht wäre zu lang(atmig).

Und jetzt soll ich auch noch den Mittelteil einbauen...
Ich glaube, dann würde "verdichtet" gar nicht mehr passen und es wäre eher ein Märchen in Reimform.

Ich fürchte, Du musst für den Mittelteil weiterhin auf das Original zurückgreifen. Oder mit Perrault zu sprechen:
"Edler Leser, Kommentator und Musengärtner! So ihr jetzt, wenn die Gartenbesitzerin hier vorbeikommt, nicht sofort und einstimmig behauptet, dass dieses Gedicht, das ihr hier unter Augenschein genommen habt, vom edlen Räuber von Hotznplotz stammt und von jeher gestammt hat, so werdet ihr samt und sonders ohne Gnade und Barmherzigkeit in die Tinte getunkt!"

Danke und liebe Grüße!
Stefan

Lieber plotzn,

Was ne runde Sache! Titel und Moral umarmen dieses gedichtete Märchen ... ich liebe es.

Cu

Derolli

Lieber Olli,

danke Dir!
Du hältst wohl nichts von dem Spruch "Lass dir keine Märchen erzählen!"?

Liebe Grüße,
Stefan

Lieber Stefan, wie immer gekonnt ge-und verdichtet.
LG Heike

Vielen Dank, Heike!

Liebe Grüße,
Stefan